Mit Spektroskopie raus aus der Küken-Tötung
Männliche Küken sollen in Deutschland künftig nicht mehr massenweise getötet werden. Forscher der Universitäten Leipzig und Dresden entwickeln ein serientaugliches Gerät, welches das Geschlecht bereits im nur drei Tage bebrüteten Ei bestimmt und die männlichen Exemplare automatisch aussortiert.
Männliche Küken aus Legehennen-Linien sind wirtschaftlich unrentabel, da sie weder für die Eierproduktion noch als Masthühner gebraucht werden. Zurzeit werden in Deutschland deshalb jährlich etwa 45 Millionen Küken unmittelbar nach dem Schlüpfen manuell aussortiert und getötet. Sie werden entweder geschreddert oder vergast.
Das muss ein Ende haben, findet auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. „Bis 2017 soll es eine Alternative zum massenhaften Töten der Tiere geben“, erklärte er am Montag während seines Besuches an der Universität Leipzig.
Bestimmung des Geschlechts dauert nur wenige Sekunden
Anstatt die gebrüteten Küken zu töten, sollen die männlichen Eier bereits im Vorfeld automatisch aussortiert werden. Forscher haben dazu bereits eine Methode getestet, mit der das Geschlecht bereits im nur Tage bebrüteten Ei bestimmt werden kann.
Ein Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie-Gerät macht es möglich, innerhalb von nur wenigen Sekunden festzustellen, ob im Ei ein weibliches oder männliches Küken heranwächst. Dazu werden die Geschlechtschromosomen in den kleinen Blutgefäßen der Tierchen vermessen. Sie unterscheiden sich in der Länge. Die Eier der männlichen Küken können so bereits nach drei Tagen aussortiert werden und werden erst gar nicht ausgebrütet. Verwerten lassen sie sich dann zur Herstellung von Tierfutter.
Prototyp bis Ende 2016
Der vorgelegte Zeitplan sieht vor, dass bis Ende 2016 zunächst ein voll automatischer Prototyp des Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie-Gerätes für den breiten Einsatz optimiert werden. In zwei Jahren soll das Verfahren dann deutschlandweit ohne Ausnahme eingesetzt werden. Eine Geschlechtsbestimmung dauert gegenwärtig etwa 15 bis 20 Sekunden pro Ei. Technische und datenanalytische Verbesserungen lassen aber in Zukunft Analysezeiten von deutlich unter zehn Sekunden realistisch erscheinen, erklärt die in das Projekt involvierte Universität Leipzig.
„Die Technik wird allerdings nicht billig werden. Das könnte zu einer starken Marktverzerrung führen“, sagte Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Landesverbandes Niedersächsische Geflügelwirtschaft, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Viele kleine Brütereien würden sich die Anschaffung der neuen Geräte nicht leisten können.
Laut Uni Leipzig hat die eingesetzte Ramanspektroskopie im nahinfraroten Wellenlängenbereich den großen Vorteil, dass die Untersuchung kontaktlos vorgenommen werden kann. Dadurch entfällt auch die Reinigung und Desinfektion beziehungsweise der Ersatz von Geräten oder Geräteteilen nach jeder Messung, so dass nur geringe laufende Verbrauchskosten entstehen. Zudem sollen Finanzhilfen von Bund und Ländern greifen, um auch kleinen Betrieben beim Ausstieg aus der Küken-Tötung zu helfen.
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