Mitarbeiter retteten älteste deutsche Werkzeugmaschinenfabrik
Beispielhaft zeigt die Union Werkzeugmaschinen Chemnitz, wie es vielen ostdeutschen Maschinenbaubetrieben nach der Wende ging. Zu DDR-Zeiten erfolgreich, folgten Privatisierung und Finanzprobleme. Inzwischen ist das Unternehmen modernisiert und die Produkte sind wieder international gefragt. Der Jahresumsatz von 33 Mio. € soll mittelfristig verdoppelt werden.
Die Union Werkzeugmaschinen Chemnitz hat sich großen Bauteilen verschrieben. Auf ihren Bohrwerken entstehen heute Teile für Baumaschinen, Schiffsmotoren oder für Erdölbohrausrüstungen. Mindestens jede zweite der aktuell pro Jahr etwa 30 bis 40 gefertigten Maschinen geht ins Ausland. China, Russland, Nordamerika und Nordeuropa sind die Hauptmärkte dafür.
Verstärkt werden jetzt vor allem Asien, Südamerika und Südeuropa erschlossen. Der Exportanteil soll in zwei bis drei Jahren von heute 50 % bis 60 % auf 75 % bis 80 % anwachsen, gibt Vertriebsleiter Thomas Ulrich als Ziel an. Der Jahresumsatz soll mittelfristig von 33 Mio. € auf 50 Mio. € bis 70 Mio. € steigen. Ulrich: „Wir haben in den letzten zwei bis drei Jahren die größten Investitionen seit 1990 getätigt und unsere Produktionshalle und unseren Maschinenpark erheblich erweitert. Dafür haben wir mehr als 6 Mio. € in die Hand genommen.“
Union Werkzeugmaschinen Chemnitz: Derzeit hält niederländische Investment-Gruppe 80 % der Geschäftsanteile
Die Investitionen und das daraus resultierende Wachstum sind erst möglich geworden, nachdem sich das Unternehmen die niederländische Investment-Gruppe Nimbus ins Haus geholt hat, die zurzeit 80 % der Geschäftsanteile besitzt. Hinter den restlichen 20 % steht der Geschäftsführer Gerhard Glanz, der seit Januar 2009 das Unternehmen leitet.
„Die Jahre seit der Wende waren wirklich wechselvoll“, sagt Ulrich. Die damals von der Regierung beschlossene Privatisierung des VEB Werkzeugmaschinenfabrik Union erfolgte im Juni 1990, und das Traditionsunternehmen firmierte unter Union Sächsische Werkzeugmaschinen GmbH Chemnitz. Die weitere Privatisierung wurde 1991 mit dem Verkauf des Unternehmens an die Firmen Schiess, Düsseldorf, und Klöckner & Co. , Duisburg, forciert.
Später erfolgte der Verkauf an Dörries Scharmann und Mikron aus der Schweiz. In dieser Zeit stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung, verlief zum Teil sogar rückläufig und führte im Zusammenhang mit der Pleite der Bremer Vulkan-Werft, der 100 %igen Konzernmutter von Dörries Scharmann, zum Konkurs. Das Aus des Union-Unternehmens schien damit 1996 besiegelt.
Ehemalige Management-Mitarbeiter retten Union Werkzeugmaschinen Chemnitz 1996 vor dem Aus
Aber eine Arbeitsgruppe ehemaliger Management-Mitarbeiter gründete noch im Herbst des gleichen Jahres die Union Werkzeugmaschinen GmbH Chemnitz als Mitarbeitergesellschaft. Mit einer Einlage von je 10 000 DM wurden 100 Mitarbeiter zu Gesellschaftern und Eigentümern des Unternehmens. 13 Mitarbeiter der Erzeugnisentwicklung, des Vertriebs und des Marketings nahmen am 1. Oktober ihre Tätigkeit auf. Bis zum Juni 1997 wurden alle 100 Gesellschafter-Mitarbeiter eingestellt.
„Wir hatten in unserem eigenen Ideenkonzept ein kontinuierliches Wachstum mit Spezialwerkzeugmaschinen festgeschrieben“, erinnert sich Ulrich. Das erste neue Produkt wurde direkt 1997 zur Branchenmesse EMO in Hannover vorgestellt. Weitere Neuentwicklungen folgten im Jahresrhythmus zu internationalen Messen und konnten dort direkt verkauft werden. Die Palette von Bohrwerken und Bearbeitungszentren – nach dem Baukastenprinzip in zwei Baugrößen entwickelt – sicherte so bereits 1997 die Vollzeitbeschäftigung der 100 Mitarbeiter. Heute gehören 166 Beschäftigte zum Unternehmen, darunter 15 Auszubildende.
Schon 1997 wurde ein Umsatz von 13,3 Mio. DM erreicht, der sich 1998 verdoppelte. „Seitdem schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen und ist auf stabilem Wachstumskurs, den wir uns mit einer kräftigen Kapitaldecke durch die Nimbus-Gruppe gesichert haben“, so Ulrich. Auch die Krise im letzten Jahr bewältigte die Union damit sicher.
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