Nervenkitzel auf der längsten hochalpinen Hängebrücke in der Schweiz
In Schweizer Medien wird sie bereits als „längste hochalpine Fußgänger-Hängebrücke der Welt“ gehandelt: 365 m lang, aber nur 65 cm schmal wird die Hängebrücke den Wanderern auf dem Europaweg in den Walliser Alpen zwei Stunden Umweg ersparen. Und sie wird garantiert für Nervenkitzel sorgen.
Die Freude über ihre spektakuläre Hängebrücke im Hochgebirge oberhalb der Gemeinde Randa im Schweizer Kanton Wallis währte nur kurz: Zwei Monate nach ihrer Eröffnung wurde die 250 m lange Fußgängerbrücke auf dem hoch gelegenen Europaweg zwischen Grächen und Zermatt im September 2010 bei einem Felsabbruch zerstört.
Die Stahlseilbrücke hatte dafür gesorgt, dass Bergtouristen den Europaweg durchgehend auf einer gleichmäßigen Höhe bewandern konnten. Seit ihrer Zerstörung müssen die Wanderer einen anstrengenden Umweg in Kauf nehmen, der sie zwei bis drei Stunden Zeit und mehrere hundert Höhenmeter zusätzlichen Auf- und Abstieg kostet.
Die touristische Attraktivität des Europawegs habe darunter sehr gelitten, sind sich die Walliser Trägergemeinden St. Niklaus, Grächen, Randa, Täsch und Zermatt einig.
Neue Brücke schwebt 75 Meter über dem Boden
Nun soll eine neue Hängebrücke her: Geologischen Berichten zufolge kann sie an einem etwas tiefer gelegenen Standort als die alte Hängebrücke gebaut werden. Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Die Brücke „verkürzt die Wanderzeit um 2 Stunden und macht den ganzen Europaweg wieder attraktiver“, versprechen die Projektpartner.
Die Stahlseilbrücke für Fußgänger wird planmäßig gerade mal 65 cm breit. Aufgehängt an 6 m hohen Stützen sollen zwei Tragseile mit einem Durchmesser von 53 mm und einem Gewicht von jeweils 4 t zwischen Lärchberg und Höüschbiel gespannt werden. Die Höhendifferenz beträgt 10 m, der höchste Punkt der Brücke liegt schwindelerregende 75 m über dem Boden.
500.000 Schweizer Franken von Sponsoren
Nach der Schneeschmelze im Frühjahr 2017 soll bereits mit dem Bau der Brücke begonnen werden, so dass die ersten Wanderer die neue Querung bereits im August 2017 nutzen könnten. Die Projektpartner kalkulieren mit Gesamtkosten von 750.000 Schweizer Franken.
Zuvor wird erst die zerstörte alte Brücke demontiert und teilweise für den Neubau wiederverwertet. Die fünf Trägergemeinden können ein Drittel der Gesamtkosten übernehmen, 500 000 Franken sollen bei einer Sponsoring-Aktion gesammelt werden.
Jeder kann mitmachen: Ein Laufmeter Hängebrücke kostet jeden privaten Sponsor 1000 Franken, der dafür ein eigenes Täfelchen mit seinem Namen an der Brücke bekommt sowie eine Erwähnung im Internet und eine offizielle Einladung zur Eröffnungsfeier. Für 100.000 Schweizer Franken wird die „längste hochalpine Fußgänger-Hängebrücke der Welt“ nach Ihnen benannt!
Fußgänger-Hängebrücken mit Superlativen
Ohne das Adjektiv „hochalpin“ wird die neue Hängebrücke des Europawegs übrigens nicht einmal die längste Fußgänger-Hängebrücke in der Schweiz: Der „Raiffeisen Skywalk“ im Kanton Schwyz ist 9 m länger und kommt auf 374 m. In Österreich übertrumpft die „Highline179“ genannten Brücke bei Reutte mit ihren 405 m Länge die beiden Schweizer Hängebrücken. Und in Deutschland gilt die Geierlay-Brücke im Hunsrück mit 360 m Länge als Deutschlands längste und höchste Hängeseilbrücke.
Zumindest den Superlativ „längste“ müsste die Geierlay-Brücke aber abgeben, sollte ein Projekt realisiert werden, das ein Investor in Rottweil in Baden-Württemberg plant und das alle Hängebrücken Europas in den Schatten stellen würde: Eine 950 m lange Hängebrücke für Fußgänger soll vom neuen Aufzugstestturm von Thyssenkrupp bis in die Rottweiler Innenstadt führen.
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