Niederländischer Overall schützt Träger vor giftigem Smog
Ein Overall, der die Luft reinigt: Diese ungewöhnliche Idee haben niederländische Designer in die Tat umgesetzt. Der Overall BB.Suit 0.2 sorgt für saubere Luft in der unmittelbaren Umgebung seines Trägers. Im Gewebe des Overalls steckt die vielversprechende Kalte-Plasma-Technologie. Sie macht Gase, Bakterien und Schmutz in der Luft unschädlich.
Nicht zufällig ist diese vielleicht nächste Wunderwaffe gegen Luftverschmutzung ausgerechnet auf der Design Woche in Peking vorgestellt worden. In Chinas Hauptstadt müssen die Menschen regelmäßig mit extrem hoher Luftverschmutzung leben. Letzte Woche erst betrug die Feinstaubkonzentration das 15-Fache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Bisher mussten die Pekinger mit einfachen Atemschutzmasken dem Smog begegnen. Der neue BB.Suit 0.2 der niederländischen Designer Borre Akkersdijk und Eva de Laat, der dem Träger eine saubere Luft in seiner Umgebung verspricht, wurde hier deshalb ganz besonders interessiert aufgenommen.
Modisch dürfte der Overall mit Reißverschluss vorne wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack treffen, aber technisch gesehen steckt jede Menge in dem knielangen Einteiler. Während Ärmel und Kapuze aus regulären Textilien hergestellt sind, wurden im restlichen Kleidungsstück elektrisch leitfähige Fäden verwoben. Auf Brusthöhe haben die Designer einen Sensor integriert, der die Luftqualität misst und Kohlenmonoxid-, Methan- oder Staubpartikel zählt.
Der Sensor ist verbunden mit einem versteckt eingenähten Chip, der die Daten verwertet und der wiederum mit einer Batterie in der Rückseite des Overalls verkabelt ist. Dort sitzt auch der Knotenpunkt für die Luftreinigungsfunktion des Kleidungsstückes, die mit der Technologie des kalten Plasmas arbeitet. Der neue Overall ist zudem geeignet für GPS- und WiFi-Empfang.
Freie Radikale machen Giftstoffe unschädlich
Kaltes Plasma entsteht, wenn winzige Elektronen in einem Gasgemisch elektrisch aufgeladen und in Bewegung versetzt werden. Dann entstehen unter anderem reaktionsfreudige chemische Spaltprodukte, die sogenannten freien Radikale. Sie reagieren mit Bakterien, giftigen Gasen, Viren und Staub, binden sie und sinken mit ihnen zu Boden. Seit den frühen 1990-er Jahren kann dieses kalte Plasma auch bei Atmosphärendruck erzeugt werden und gilt seither als Hoffnungsträger für eine Vielfalt von Anwendungen.
Trotz der großen Hoffnungen, die auf die kalte Plasmatechnologie gesetzt werden, muss weiter geforscht werden, auch um eventuell unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen. Die Entwickler des Plasma-Overalls stehen derweil noch vor anderen Problemen, die verhindern, dass das Kleidungsstück marktfähig gemacht werden kann. „Wir können die Anzüge derzeit nicht verkaufen, weil es noch zu schwer ist, sie zu reinigen“, sagt Borre Akkersdijk.
Plasmareaktor reinigt Industrieabwässer
Auch in der industriellen Forschung wird derzeit gezielt mit dem kalten Plasma experimentiert. So haben Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart im Rahmen eines EU-Projektes einen Plasmareaktor entwickelt. Damit konnten sie zyanidhaltige Industrieabwässer reinigen, die zusätzlich stark mit organischen Verbindungen belastet waren – innerhalb von nur 90 Minuten.
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