Beschichtung mit Nanolack 29.04.2014, 14:29 Uhr

Nissan lässt Staub und Matsch einfach abperlen

Nissan experimentiert mit einem Autolack mit Lotus-Effekt, der Besuche in der Waschstraße überflüssig machen könnte. Die Beschichtung lässt mithilfe von Nanotechnologie Staub, Schmutz und Flüssigkeiten einfach abperlen. Bevor die Sauber-Lackierung für Autos jedoch auf den Markt kommt, sind noch einige Hürden zu überwinden. 

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Foto: Nissan

Wenn sich die Idee des Autoherstellers Nissan durchsetzt, müssen sich Tausende Deutsche eine neue Beschäftigung für den Samstagnachmittag suchen: Der japanische Autohersteller experimentiert mit einem schmutzabweisenden Nanolack, der jede Autowäsche überflüssig macht.

Bei dem Lack handelt es sich genauer gesagt um eine Nanotechnologie-Beschichtung mit der Bezeichnung „Ultra-Ever Dry des US-Technologiekonzern UltraTech International, die auf die letzte Lackschicht aufgetragen wird. Die Beschichtung ist extrem hydrophob und oleophob, das heißt, sie weist Wasser und Öl ab. Bekannt ist dies auch als Lotus-Effekt: Flüssigkeiten perlen einfach ab und nehmen dabei auch noch Staubpartikel mit. Selbst Matsch rutscht einfach ab. Ein Windstoß reicht, um mögliche Rückstände einfach fortzublasen. Mit einer Lackierung wie dieser, die Nissan gerade erprobt, würden Kalkflecken und Staubschichten der Vergangenheit angehören. Ebenso die Besuche der Waschanlage.

Nach der Fahrt durch die Pfütze ist das Wasser komplett abgeperlt und hat den Schmutz mitentfernt.

Nach der Fahrt durch die Pfütze ist das Wasser komplett abgeperlt und hat den Schmutz mitentfernt.

Quelle: Nissan

Stellenangebote im Bereich Fertigungstechnik, Produktion

Fertigungstechnik, Produktion Jobs
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Automatisierungsingenieur (m/w/d) für Dynamic Crossflow-Filter ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (postdoc) in the field of additive manufacturing of metals Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 

Das Geheimnis liegt in der Lackstruktur

Was klingt wie im Märchen, hat sein Geheimnis in der Struktur der Beschichtung. Der Nanolack wird in zwei Schichten aufgetragen. Die erste haftet auf fast allen Materialien, in diesem Fall dem Autolack. Wenn die zweite Schicht aufgesprüht wird, geht diese mit der ersten Lage eine Verbindung ein. Gleichzeitig reagieren die beiden Schichten miteinander und die Oberfläche strukturiert sich zu einem extrem fein angeordneten Muster mit geometrischen Formen und unzähligen winzig kleinen Zwischenräumen.

Dadurch wird eine hauchdünne Luftschicht zwischen Lack und eventuellen Verunreinigungen erzeugt. Winzige Erhöhungen in diesem Muster führen dazu, dass sich Wassertröpfchen an ihnen sammeln und durch ihre eigene Oberflächenspannung auch genau dort bleiben, bis sie abfallen oder trocknen – sie berühren also nur einen sehr kleinen Teil der Oberfläche. Die Kombination dieser Elemente führt dazu, dass Schmutz und Wasser sowie viele ölhaltige Substanzen nicht haften können, sondern abperlen.

Eindrucksvoll: Während der Schlamm auf dem Lack nicht haftet, ist der Scheinwerfer ohne Nanolackierung verschmutzt.

Eindrucksvoll: Während der Schlamm auf dem Lack nicht haftet, ist der Scheinwerfer ohne Nanolackierung verschmutzt.

Quelle: Nissan

Das Nissan Technical Centre Europe testet die Funktion der Nanobeschichtung derzeit an einem Nissan Note. Der Testwagen muss sich dafür unter den unterschiedlichsten Bedingungen beweisen: im Matsch, bei Trockenheit, Schnee, Regen und Frost. Erste Tests sind nach Auskunft von Nissan vielversprechend. Der – hier noch zu Testzwecken aufgebrachte – Nanolack ist übrigens nicht das erste Selbstreinigungsfeature am Note. Der Kleinwagen verfügt bereits über eine Heckkamera, deren konvexe Linse automatisch von Schmutz befreit wird, um so stets eine einwandfreie Funktion der Sensoren zu ermöglichen. Dabei kommt je nach Schmutzart Wasser oder Druckluft zum Einsatz. Was jeweils besser geeignet ist, erkennt die Kamera selbst.

Noch nicht alltagstauglich für Autos

Bei aller Euphorie ist das Nanolacksystem doch noch nicht ganz autotauglich. Bisher gibt es die Zweifachbeschichtung nur in einem milchig-durchscheinenden Weiß – der Hersteller UltraTech International empfiehlt die Beschichtung deshalb ausdrücklich nicht für Autos oder Fenster. Zudem hält der Lotus-Effekt unter UV-Einfluss derzeit nur etwa ein Jahr, bevor er erneuert werden muss, und ist zudem anfällig für Abnutzung. Gemessen an der aktuellen Lebensdauer von Autos ist das bisher deutlich zu kurz.

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Quelle: Nissan

Noch brauchen sich Waschanlagenbetreiber also keine übermäßigen Sorgen machen: Derzeit plant Nissan nicht, die Beschichtung in näherer Zukunft standardmäßig auf alle Modelle aufzutragen. Als Zusatzausstattung wäre er jedoch irgendwann eine Option für den japanischen Automobilkonzern – wann das der Fall sein könnte, ist nicht bekannt.

 

Ein Beitrag von:

  • Judith Bexten

    Judith Bexten ist freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technik, Logistik und Diversity.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.