Presstechnik aus Erfurt setzt weltweite Maßstäbe
Seit Herbst 2009 sind in den BMW-Werken Leipzig und Regensburg Servo-Pressenlinien zur Verarbeitung höher- und hochfester Stähle im Einsatz. In den Anlagen von Schuler, Göppingen, steckt auch Know-how aus den neuen Bundesländern. Viele Komponenten für die sechsstufigen Anlagen wurden bei Umformtechnik Erfurt gefertigt – das Unternehmen ist heute ein wichtiges Standbein des Schuler-Konzerns.
Bis 1990 stellte der zum Stammbetrieb des Kombinates Umformtechnik gewachsene Standort mehr als 10 000 Pressen her, von denen rund 8000 Anlagen in die ehemalige Sowjetunion geliefert wurden. „Das Unternehmen war der Hauptlieferant von umformtechnischen Anlagen für den RGW- bzw. Comecon-Raum. Dazu kam in den 80er-Jahren eine Zusammenarbeit mit dem VW-Konzern, der die Umformtechnik Erfurt auch ein Stück weit als Lieferant entwickelt und den Wettbewerb belebt hat“, so Roland Emig, seit Ende 2005 Standortleiter in Erfurt.
Die damalige Konkurrenz zu den Pressenherstellern Müller Weingarten und Schuler ist heute ad acta gelegt. 2001 wurde die 1994 privatisierte Umformtechnik Erfurt GmbH von der Müller Weingarten AG übernommen und schließlich mit deren Übernahme durch den Schuler Konzern 2007 dort integriert.
Die Wende überlebt hat der Standort vor allem „dank des Know-hows und des ausgeprägten Erfolgswillens der Mitarbeiter“, betonte Emig. Zwar kam auch dieser ehemals sozialistische Großbetrieb nicht um einen personellen Aderlass herum, bei dem die Zahl der Mitarbeiter von damals 4900 bis zur Übernahme durch Müller Weingarten im Jahr 2001 auf 485 sank. Entscheidend jedoch blieben die profunden Kenntnisse: „Die Mitarbeiter haben alle Arten von Blechumformmaschinen und zahlreiche Herstellerkonzepte schon gebaut. Hinzu kam: Produkte und Leistungen waren anerkannt in Ost und in West“, ergänzte der Standortleiter.
Heute modernisieren die rund 500 Mitarbeiter nicht nur die zum Großteil noch arbeitenden Pressen aus DDR-Zeiten, sondern entwickeln die Umformtechnik Erfurt zu einem wichtigen Produktions- und Servicestandort von Schuler in Europa. „Wir haben in den letzten Jahren den Bereich Produktion deutlich ausgebaut und fokussieren uns dabei auf Großkomponenten für mechanisch oder hydraulisch angetriebene Pressen mit einem Stückgewicht von bis zu 230 t, in Ausnahmefällen auch über diese Tonnage hinaus“, erklärte Roland Emig. Das Werk bietet dabei die komplette Prozesskette von der mechanischen Bearbeitung über das Schweißen der Baugruppen bis zur Innenmontage und Inbetriebnahme sowie den Service während des laufenden Betriebes an. Die Komponenten seien „baustellenreif veredelt“, wenn sie in Anlagen für BMW, VW oder weitere Automobilhersteller bzw. Automobilzulieferer rund um die Welt eingebaut werden. Auch andere Branchen wie die Hausgeräte- und Verpackungsindustrie gehören zum Kundenkreis. Außerdem ist das Contract Manufacturing ein weiteres Element des Leistungsspektrums.
Für alle Aufgaben setzt der Standort weiter auf seine wichtigste Ressource: hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. „Wir sind bisher gut durch die Wirtschaftskrise gekommen und mussten kein Personal abbauen. Wir haben auch den hohen Anteil an Lehrlingen gehalten, der mehr als zehn Prozent der Gesamtbelegschaft ausmacht. Der eigene Berufsnachwuchs ist wichtig, damit wir nicht nur im Wettbewerb mithalten, sondern den anderen mindestens einen Schritt voraus sind“, so der Standortleiter. I. REICHEL/KIP
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