Produktentwicklung im Maschinenbau bekommt neue Perspektiven
Die intelligente Produktentwicklung wird zentrales Element der Strategie von Siemens Industry Automation. Das verdeutlichte Anton S. Huber, CEO der Division, vorige Woche. Vom dortigen Bereich Siemens PLM Software sollen die Werkzeuge kommen, mit denen der Maschinenbau komplexe Produkte erfolgreich entwickeln und am Simulator erproben kann. VDI nachrichten, Nürnberg, 26. 3 10, ciu
Drei Jahre nach der Übernahme des CAx- und PLM-Anbieters Unigraphics Solutions prägt die Produktentwicklung nun die Strategie der Siemens-Division Industry Automation: Als Siemens in das Geschäftsfeld investierte, auf das viele Jahre zuvor bereits einmal der Fokus ohne großen Erfolg gelegt worden war, gab es Kritiker, die über ein erneutes Abstoßen des Bereiches mutmaßten. Die Rolle, die der technischen IT durch Anton S. Huber, CEO der Division Industry Automation, jetzt bei der Pressekonferenz am 16. März in Nürnberg eingeräumt wurde, deutet dagegen darauf hin, dass PLM (Produktlebenszyklus-Management) zu einer der strategischen Säulen der Industry Automation geworden ist.
Huber: „Sobald hundert Entwicklungsingenieure oder mehr an einem System, einer Maschine, einer Anlage arbeiten, ist nicht mehr die Frage, was ihre Arbeitsstunde kostet, sondern wie sie ihre Arbeit koordinieren und die nötigen Schritte parallel organisieren können, um schnell zum fertigen Produkt zu kommen.“ In dieser Hinsicht sei der Maschinenbau hierzulande wesentlich besser aufgestellt als beispielsweise in China. „Daran ändert auch die dort hohe Zahl der jährlichen Studienabgänger nichts“, sagte der Bereichsvorstand.
Am besten werde es im Moment in Japan verstanden, Entwicklungsprozesse zu koordinieren. Als möglichen Grund dafür machte Huber die unmittelbare Nähe zu China aus. Die japanische Industrie versuche derzeit, mit der Entwicklung neuer Produkte so schnell zu werden, dass für das Kopieren durch Konkurrenten keine Zeit mehr bleibe. Für Siemens PLM Software sei es daher ein Ansporn, seine durchgängige Palette von Softwarewerkzeugen für die Produktentwicklung und Produktionsplanung weiter auszubauen.
Huber deutete an, dass schon in naher Zukunft einige Ergebnisse der Integration des PLM-Bereiches und anderer Akquisitionen wie Innotec aus dem Jahre 2008 mit den übrigen Teilen der Automatisierungssparte von Siemens auf dem Markt sein werden. „Die Industrie wird viel mehr in die IT-Unterstützung des Engineerings investieren müssen als heute. Im Produktionsbereich geht es nur noch um Nuancen, in der Produktentstehung dagegen um grundsätzliche Verbesserungen.“
Für die Zukunft des Maschinenbaus zieht Anton S. Huber einen Vergleich mit der Entwicklung in der Luftfahrt : „So wie man das Fliegen heute am Flugsimulator lernt, so wird man schon sehr bald die Maschinen, aber auch ihre Inbetriebnahme und Steuerung digitalisieren. Bereits jetzt nutzt beispielsweise einer unserer Kunden, ein marktführender Kamerahersteller, unsere Systeme dazu, die Entwicklung vollständig zu digitalisieren.“ 300 Terabyte Daten würden dabei verwaltet, um für die Produktionsfreigabe einer Kamera auf jeglichen physikalischen Prototyp verzichten zu können. „Neben den Modelldaten sind das vor allem Daten zur Animation, mit denen getestet und simuliert wird. Und was simuliert wird, ist praktisch schon automatisiert „, so Huber
Dabei will sich Siemens auch künftig nicht mit SAP anlegen. Die Transaktionsprozesse, die reine Auftragsabwicklung, sieht er weiterhin auf der Seite der ERP-Systeme. Allerdings sei dort immer weniger Potenzial für die Optimierung der Fertigungsunternehmen zu finden. Der Schwerpunkt werde sich auf die Engineering IT verlagern. Und hier sieht sich Siemens mit den Zukäufen der letzten Jahre in Verbindung mit den anderen Automatisierungswerkzeugen sowie insbesondere in Verbindung mit dem MES-Bereich zur Fertigungssteuerung sehr gut aufgestellt. Eine entsprechend durchgängige Datenverbindung werde derzeit im Siemens Elektronikwerk Amberg vorbereitet.
Huber: „Es ist nicht einfach, die grundlegenden Umwälzungen, die sich hier in der Industrie gerade abspielen, zu fördern und zu bedienen. Es gibt ein großes Beharrungsvermögen in den Organisationsstrukturen, in den Methoden und vor allem im Denken der Beteiligten. Aber mit den Werkzeugen und Mannschaften, die wir heute haben, sind wir hierfür schon jetzt ein Hauptansprechpartner.“
Auf der Hannover Messe wird Siemens PLM Software einen Stand im Messeschwerpunkt „Digital Factory“ in Halle 17 belegen. Am Hauptstand sollen dagegen neue Produkte und Lösungen zum Siemens-Angebot der „Totally Integrated Automation“ die Gesamtstrategie verdeutlichen. U. SENDLER
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