Ski-Airbag bewahrt Rennfahrer Mayer vor schlimmsten Verletzungen
Glück im Unglück für den Skirennfahrer Matthias Mayer: Bei seinem Sturz in Gröden am Samstag verhinderte erstmals ein Ski-Airbag schlimmste Verletzungen. Lesen Sie hier, wie der Airbag für die Skipiste funktioniert.
Mayers Unglück bei der Weltcup-Abfahrt in Gröden vergangenen Samstag hatte kurz vor der sogenannten Ciaslat-Einfahrt seinen Lauf genommen: Der österreichische Skirennläufer verlor bei einem Sprung die Kontrolle, drehte sich in der Luft um 180° und krachte mit der Wirbelsäule auf die harte Piste. Dabei brachen der sechste und siebte Brustwirbel.
Mayer wurde sofort ins Krankenhaus nach Innsbruck geflogen, wo die Ärzte noch in der Nacht den Bereich vom fünften bis achten Brustwirbel verschraubten. Dass es nicht zu einer noch schlimmeren Verletzung – möglicherweise sogar zu einer Querschnittslähmung – gekommen ist, verdankt Mayer einem Ski-Airbag, der erstmals in einer Weltcup-Abfahrt zündete.
Ski-Airbag D-Air bläst sich in nur 100 Millisekunden auf
Der 800 g leichte Ski-Airbag namens D-Air des italienischen Herstellers Dainese besteht aus einer Art Korsett, Sensoren und einem Mikrocomputer mit einem raffinierten Algorithmus. Dieser erkennt, wenn der Fahrer stürzt. In nur 100 ms – also schneller als ein Lidschlag – bläst eine integrierte Kaltgasflasche den Airbag auf.
„Die Oberflächen des Luftsacks sind durch zahlreiche Mikrofäden verbunden, die es dem Airbag ermöglichen, sich mit einer konstanten Stärke und Drucke entlang seiner Oberfläche auszudehnen, wodurch der Körper des Athleten umhüllt wird“, schreibt der italienische Hersteller Dainese, der ein ähnliches Schutzsystem auch schon für Motorradfahrer entwickelt hat. Der Airbag soll mit seinem Volumen von 8 l in der Lage sein, über 60 % der Aufprallenergie zu absorbieren. Besonders geschützt seien durch das Luftkissen Schultern, Schlüsselbein und Brustkorb.
Nicht alle Ski-Rennfahrer sind vom Airbag überzeugt
Doch der Ski-Airbag spaltet die Profis. Viele Rennfahrer verzichten auf ihn, weil sie bei ihren bis zu 150 km/h schnellen Abfahrten weniger Bewegungsfreiheit und schlechtere Aerodynamik befürchten. Aksel Lund Svindal, Sieger des Rennens von Gröden, nennt gegenüber der Welt einen weiteren Grund: „Ich habe dieses Jahr schon einen Abfahrtsanzug zerstört, als der Reißverschluss aufriss. Für das zusätzliche Material des Airbags ist der Reißverschluss nicht gut genug. Ich will ihn nicht zu stark dehnen.“
Mayer hingegen scheint glücklich, dass er diese Dehnung in Kauf genommen hat: „Zum Glück habe ich den Airbag angehabt, der ist in der Luft aufgegangen“, sagt der Rennfahrer. „Das war in dem Fall sicherlich eine gute Lösung.“ Neben Mayer trugen beim Rennen fünf weitere Fahrer das Schutzsystem, das zwischen 1500 und 2000 € kostet.
Schutzsystem für die Knie in Vorbereitung
Als Nächstes will Dainese ein Schutzsystem für die Knie entwickeln, die im Skirennsport weit häufiger von Verletzungen betroffen sind. „Schulter- und Brustverletzungen sind im alpinen Ski-Rennsport gar nicht so verbreitet“, erklärt Karl-Hainz Waibel, Cheftrainer der deutschen Männer im Deutschen Skiverband (DSV) gegenüber der Welt. „Ein solcher Airbag macht unseren Sport nicht sehr viel sicherer.“ Es wäre hingegen hilfreich, die Zahl der Knieschäden zu verringern – beispielsweise mit einer Art Zündung, die beim Sturz den Ski vom Skischuh trennt.
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