So züchten DLR-Ingenieure Salat und Tomaten im Hochhaus
Salate wachsen in der fünften Etage, Tomaten in der zweiten. Gurken und Kräuter gedeihen im dritten Stock: So stellen sich Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt den Ackerbau der Zukunft vor. Felder in Hochhäusern versorgen die Städter mit frischem Gemüse. Und Astronauten auf dem Mars.
Im aktuellen Hollywood-Science-Fiction „Der Marsianer“ von Ridley Scott kann man staunend zuschauen, wie der auf dem Mars gestrandete Held Mark Watney in seiner Missionsstation Kartoffeln züchtet, um auf dem roten Planeten bis zur Rettung zu überleben. Tatsächlich forschen Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in der Forschungsgruppe Eden an speziellen Gewächshausmodulen für planetare Habitate auf Mond und Mars. Diese Module sollen dann die Nahrung für die Astronauten während zukünftiger Langzeitmissionen produzieren.
630.000 kg Salat pro Jahr
Doch diese Module können auch auf der Erde schon nützlich sein. Das DLR hat gemeinsam mit internationalen Partnern 30 m hohe Gebäude für Innenstädte entwickelt, in denen Gemüse gezüchtet werden soll.
Jedes dieser Gebäude mit einer Grundfläche von 35 x 74 m hat fünf Etagen, die jeweils 6 m hoch sind. Vier sind für den Anbau vorgesehen, die unterste für Büros, Kühlräume und die Logistik. Jährlich könnten pro Stockwerk 630.000 kg Salat oder 95.000 kg Tomaten gezüchtet werden, haben die DLR-Ingenieure ausgerechnet.
„In unserer Produktionsfabrik würden wir die Pflanzen unter genau kontrollierten und optimalen Bedingungen züchten“, sagt Conrad Zeidler vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. „Dabei unterscheidet sich unser Salat oder unsere Tomate im Geschmack nicht von den Lebensmitteln, wie man sie heute in Supermärkten kauft.“
Anbau ohne Schädlinge und Pestizide
Die Pflanzen wachsen in einem Gemisch aus Wasser und Nährstoffen – Erde ist nicht nötig. Das gesamte System ist hermetisch abgeriegelt, sodass Schädlinge und Unkräuter keine Chance haben einzudringen. Folglich sind Herbizide und Pestizide überflüssig. Das schaffen selbst Biobauern kaum.
Die Pflanzen wachsen in mehreren Etagen übereinander. Leuchtdioden versorgen sie mit genau der Lichtmenge, die sie benötigen. Das Wasser, in denen sie wachsen, wird im Kreislauf geführt und immer wieder aufbereitet. Die dazu nötige Technik und die Tanks befinden sich im Kern des Gebäudes, ebenso die Aufzüge, die die Ernte ins Logistikzentrum im Erdgeschoss bringen.
Anbaumethode auch für Trockengebiete
Im Bremer Eden-Labor testen Ingenieure und Agrarexperten bereits den automatisierten Pflanzenanbau. Labore dieser Art sollen auf langwierigen Weltraummissionen, etwa Flügen zum Mars, dafür sorgen, dass die Besatzung genügend zu essen hat.
Das Vertical Farming, wie die DLR die innerstädtische Anbaumethode nennt, ist eine Sonderform. Die DLR-Ingenieure können sich auch vorstellen, derartige Farmen in Trockengebieten aufzubauen. Da nur wenig Wasser verloren geht, nämlich das, was die Pflanzen speichern, lässt sich der Nachschub leichter realisieren als eine Bewässerung, die ein Vielfaches an Wasser benötigt.
Schwimmende Treibhäuser für Singapur
Ein ähnliches Konzept verfolgt das Architekturbüro Forward Thinking Architecture. Es will in Singapur schwimmende Hochhäuser für die Pflanzenzucht bauen, weil das kleine Land kaum Ackerflächen hat.
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