Tiefpflügen bindet mehr Kohlendioxid im Boden
Ackerböden könnten zusätzliche Mengen Kohlendioxid speichern: Dafür müssten die Landwirte nur die alte Technik des Tiefpflügens wieder anwenden. Bis in die 1970er Jahre wurde der Boden teilweise bis zu einem Meter tief gepflügt. Dadurch könnte mehr Humus im Boden und damit auch CO2 gespeichert werden, so Forscher desThünen-Instituts für Agrarklimaschutz in Braunschweig.
Untersuchungen an tiefgepflügten Ackerböden in Salzgitter zeigen, dass Humus in tiefen Bodenschichten viel langsamer abgebaut wird und damit Kohlendioxid deutlich langsamer in die Atmosphäre abgegeben wird. Die Äckerflächen waren zuletzt vor 50 Jahren tiefgepflügt und anschließend konventionell bearbeitet worden. Die gespeicherte Humusmenge war auch 50 Jahre nach dem Tiefpflügen noch 30 Prozent höher als auf einer nicht tiefgepflügten Fläche.
Der Grund für diese Beobachtung ist, dass in tieferen Bodenschichten der Humus, der aus toten organischen Materialien besteht, durch Mikroorganismen deutlich langsamer verarbeitet wird. Eine gezielte Anreicherung von Humus in Unterböden der Äcker könnte also dazu führen, dass weniger CO2 aus Böden entweicht.
Bodenbearbeitung durch Tiefpflügen
Tiefpflügen war im vergangenen Jahrhundert noch stark verbreitet. Damals zogen zwei Raupen einen Pflug, der den Boden 90 cm tief durcharbeitete. Das tiefe Pflügen holte untere Bodenschichten nach oben. Dadurch wurde der Boden auch noch in größeren Tiefen gelockert, Wurzeln bekamen einen besseren Zugang zu den Nährstoffen. Außerdem konnte Wasser leichter in den Boden einsickern.
Der Braunschweiger Forscher Dr. Axel Don und seine Kollegen halten es für denkbar, diese Technik der Bodenbearbeiten für den Klimaschutz wiederzubeleben. „Böden sind im Klimageschehen ein wichtiger Faktor, denn sie speichern in Form von Humus mehr als doppelt so viel Kohlenstoff als in der Atmosphäre in Form verschiedener Treibhausgase vorhanden ist“, erklärt Don.
„Böden sind wie alte Bücher, in denen man viel über die Geschichte der Landnutzung lesen kann“, erklärt der Forscher. In der Tat haben es die Wissenschaftler geschafft, Ackerflächen ausfindig zu machen, die vor 40 bis 50 Jahren noch tiefgepflügt wurden. Auch Jahrzehnte nach der Bodenbearbeitung konnten die Forscher noch genau feststellen, wie tief der Pflug damals in den Boden reichte. „Es ist eine Detektivarbeit, in alten Forschungsberichten zu stöbern, um das bereits erworbene Wissen aus dieser Zeit wieder auszugraben“, erklärt Axel Don. In den 1970er Jahren wurde das Tiefpflügen eingestellt, auch das Interesse der Wissenschaft erlosch.
Die Agrarwissenschaftler wollen in den nächsten Monaten 2.800 Bodenproben von 20 verschiedenen Standorten Deutschlands auf ihren Humusgehalt untersuchen. Dadurch können die Forscher genau sagen, wie tief Humus in der Erde liegen muss, um besonders langsam zersetzt zu werden.
Aber auch heute noch werden vereinzelt Tiefpflüge eingesetzt, die den Boden einen Meter und tiefer umpflügen. Das dient vor allem auf Ackerflächen in früheren Moorgebieten der Bodenverbesserung.
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