Top oder Flop: Maschinenbauer müssen jetzt handeln, um zu überleben
Die Unternehmensberatung bachert&partner hat die Stimmung, die auf der Hannover Messe im April deutlich wurde, mit einer Studie belegt: Der Maschinenbau in Deutschland befinde sich im Umbruch und die Marktanalyse zeige, dass vier strategische Handlungsempfehlungen notwendig seien, um zu alter Stärke zurückzufinden.
Der Maschinenbau, der in Deutschland mittelständisch geprägt ist, gehört eigentlich seit Jahrzehnten zu den erfolgreichen Branchen. Allerdings zeigt sich seit 2019 ein Abwärtstrend, den die Covid-19-Pandemie noch beschleunigt hat. „Zwar korrigierte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau seine Produktions-Wachstumsprognose für 2021 im Zuge der Hannover Messe von 4 auf 7% nach oben, ein detaillierter Blick auf den deutschen Markt verrät jedoch, dass die wirtschaftliche Situation für einen Großteil der Unternehmen auch in den kommenden Jahren angespannt sein wird“, sagt Hans-Ulrich Bachert, Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung bachert&partner (b&p).
Er sieht die Ursachen vor allem in einer anhaltenden Fragmentierung der Branche und zugleich beobachte er eine Verschiebung der weltweiten Marktanteile zugunsten anderer Länder, insbesondere China. Die Unternehmensberatung gab nun eine Studie zu den Strategien im „Post-Corona-Zeitalter“ heraus. Darin gehen die Experten davon aus, dass sich die Umsätze in der Branche erst ab 2023 erholen und auf das Vor-Corona-Niveau ansteigen werden. Eine Erholung der Renditen sehen sie erst ab 2024. Neben diesen eher düsteren Prognosen bieten die Experten in ihrer Studie allerdings auch Lösungen. Als vier sinnvolle Strategien für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im „Post-Corona-Zeitalter“ benennen b&p: Fokussieren, Investieren, Transformieren und Downsizing.
Maschinenbaubranche soll sich fokussieren
Nach Ansicht von b&p sollten Unternehmen sich auf das werthaltige Kerngeschäft konzentrieren. Schließlich sei das die wichtige Expertise des Unternehmens und sorge zugleich für hohe Marktattraktivität. Das bedeutet zugleich, dass Unternehmen berücksichtigen müssen, ihr Volumensegment dabei nicht aufzugeben, denn das schwäche langfristig ihre Premiumposition. Demgegenüber stünden immer mehr Anbieter, die Lösungen zur fortschreitenden Vernetzung von Produktionsanlagen beisteuern. Unternehmen, die zwar beste Maschinen liefern, aber keine passenden Softwarelösungen bieten, seien im Nachteil.
Maschinenbau 2030: Studie zeigt vier Zukunftsszenarien
Das Fokussieren sei dann besonders sinnvoll, wenn das Unternehmen sich in einem positiven Marktumfeld mit hohen Renditen bewegt und Aussicht auf zukünftiges Wachstum besteht, zugleich aber der Handlungsspielraum eingeschränkt ist.
Maschinenbau könne durch Innovationen und mehr Service profitieren
Digitale Geschäftsmodelle stehen vermehrt im Mittelpunkt und damit verbunden sind hohe Investitionen. Unternehmen, die hier mitmischen, können ihre Spitzenposition nicht nur festigen, sondern weiter ausbauen. Sie hätten klar Wettbewerbsvorteile. Die Experten von b&p sind überzeugt, dass der digitale Wandel in der Industrie und im Maschinenbau, nicht gegeneinander sondern miteinander gelingen kann. Dabei käme es besonders auf die Kompetenz in puncto Anwendung an. Maschinenhersteller sollten deshalb eine Serviceeinheit aufbauen, mit der sie Kunden, deren Prozesse und Produktivität optimal unterstützen. Denn Verbesserungen im Produktionsprozess könne die Effizienz um 10 bis 30% steigern (Quelle OEE Institute).
Maschinenbau sollte sich an Trends orientieren
Nach Ansicht der Experten von b&p sei die Positionierung in den Bereichen Digitalisierung und Green-Tech für die Marktstellung in Zukunft entscheidend. Deshalb sollten viele Unternehmen das eigene Geschäftsmodell überdenken, überarbeiten und sich zugleich enger an Trends orientieren. Das habe bereits der Werkzeugmaschinenbau gezeigt, der den Strukturwandel in der Automobilindustrie in Richtung Elektromobilität mitgegangen ist.
Gefahr bestehe für ein Drittel der deutschen Maschinenbauer
Die Konkurrenz im Maschinenbau ist groß und kommt aktuell und in Zukunft vor allem aus Asien. Die Studie von b&p zeigt, dass bereits ein Drittel der deutschen Maschinenbauer schrumpften und in Gefahr sind. Dieses sogenannte Downsizing kann allerdings auch dazu führen, sich am Markt neu aufzustellen. Ein mögliches Vorbild könnten zum Beispiel große Unternehmen sein, die mit Verkäufen oder einem Downsizing von Strukturen eine Neupositionierung schafften. Allerdings kann ein Unternehmen sich nur dann auf ein werthaltiges Servicegeschäft fokussieren, wenn die Installationsbasis ein ausreichendes Volumen garantiert. Möglich sind auch strategische Kooperationen als Unterstützung. Nichtsdestotrotz sind beim Downsizing in der Regel immer harte Einschnitte erforderlich und nicht selten auch ein genereller Kulturwandel. In den meisten Fällen gelingt dies nicht ohne Unterstützung von außen.
Der Maschinenbau muss handeln
Die Experten von b&p kommen zu dem Ergebnis, dass die Maschinenbauer aktuell von ihrer Substanz und Unterstützungsmaßnahmen vom Staat im Zuge der Corona-Pandemie profitieren. Wer allerdings nachhaltig agieren wolle, müsse sich neu aufstellen. Und genau das habe die Branche in der Vergangenheit bereits erfolgreich gemeistert. Entscheidend sei die Frage, ob das aktuelle Geschäftsmodell noch nahhaltigen Erfolg bringe. Damit gelte es, sich kritisch auseinanderzusetzen.
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