Viren und Bakterien werden einfach weggewischt
Mikrofasertücher, die mit speziellen Nanoteilchen ausgerüstet sind, verbessern entscheidend die Hygiene. Potenzielle Einsatzgebiete sind vor allem Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser.
Manch einer geht niemals ohne eine Sprühflasche mit antibakteriellem Wirkstoff im Gepäck auf Reisen. In der Ferienwohnung oder im Hotel angekommen werden Toilette, Badewanne und Dusche gleich desinfiziert. Künftig geht das einfacher mit speziell ausgerüsteten Wischtüchern. Textilforschern der Hohenstein-Institute in Bönnigheim nördlich von Stuttgart ist es gelungen, Mikrofasertücher so auszurüsten, dass sie sowohl Bakterien als auch Viren weitgehend entfernen und vernichten, die sich auf beliebigen Oberflächen breit machen. Vor allem in Kliniken, Kindergärten und Schulen sollen sie Infektionen verhindern. Kinder und Kranke sind besonders anfällig.
Folgen von Infektionen sind Erkrankungen der oberen Atemwege in Form von Schnupfen, Husten und akuter Bronchitis. Noro-und Rotaviren verursachen Durchfallerkrankungen. Vor allem in Kindergärten stecken die Erkrankten Gesunde gleich reihenweise an.
„Langfristig interessiert uns, ob das Infektrisiko, also die Keimübertragung von Mensch zu Mensch, mit Hilfe biofunktioneller Textilien künftig reduziert werden kann“, so Professor Dirk Höfer, Leiter der Abteilung Hygiene, Umwelt & Medizin. Vorerst haben sich die Forscher darauf konzentriert, Wischlappen so auszurüsten, dass sie Bakterien und Viren von Oberflächen entfernen. Dazu statten sie Textilien mit organischen und anorganischen Kupferverbindungen in Nanogröße aus (ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter). Als Spray aufgetragen, besser noch mit einer Foulard-Maschine, die das aktive Material einwalzt, gelang es den Wissenschaftlern, die Nanopartikel so fest mit den Textilfasern zu verbinden, dass sie 15 Waschgänge überstehen, ohne an Wirkung einzubüßen. Außerdem sind sie beständig gegen Abrieb.
Mit Kupferpigmenten tränken
Ähnlich effektiv sind Mikrofasertücher, die mit Kupferpigmenten getränkt werden, die in einer schwachen Säure schwimmen. Durch ein Bindemittel und Einwalzen werden diese Pigmente dauerhaft an die Fasern gebunden. Einziger Nachteil: Die derart behandelten Textilien sind durch das Kupferoxid leicht grünlich gefärbt, wie Dächer historischer Gebäude, die mit korrodiertem Kupferblech bekleidet sind.
Für Menschen sind derart imprägnierte Tücher ungefährlich. Das haben Hauttests bewiesen. Ihre Effektivität überprüften die Forscher an Modelloberflächen aus Glas, Edelstahl, Holz und Kunststoff, die gezielt mit Viren verunreinigt waren. Die Tücher nahmen rund 90 Prozent der Viren auf und vernichteten ebenfalls 90 Prozent davon. Zusätzlich bewiesen die Forscher die Wirksamkeit ihrer Tücher bei Bakterien und Schimmelpilzen.
Ein Beitrag von: