Agritechnica 2011 25.11.2011, 12:04 Uhr

Wachsende Landtechnik-Branche sucht Ingenieure

Die Hersteller von Landmaschinen werben intensiv um junge Ingenieure. Das zeigte sich in der vergangenen Woche deutlich auf der „Agritechnica“ in Hannover. Die weltweit führende Messe für Agrartechnik gilt als Innovationsplattform für modernste Technik zur Landbewirtschaftung.

„Die Landwirtschaft ist die Zukunftsbranche des 21. Jahrhunderts“ sagt Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) und bläst damit in dasselbe Horn wie die Hersteller von Traktoren, Mähdreschern und Geräten zur Bodenbearbeitung, die ebenso optimistisch in die Zukunft blicken. Das liegt vor allem an den für die Landwirtschaft positiven Rahmenbedingungen. So leben jetzt 7 Mrd. Menschen auf der Erde; 2050 sollen es bereits 9 Mrd. sein. Da sich Ackerboden aber nicht vermehren lässt, muss die verbleibende Fläche intensiver bewirtschaftet werden. Die Ernährung der zunehmenden Weltbevölkerung, aber auch der Ausbau der Bioenergie hierzulande, gehen nur mit Hightech.

Und das war auf der Messe auch zu bestaunen: Traktoren, die ihre Bahn wie von Geisterhand gelenkt über den Acker ziehen, Sägeräte, die Samenkörner zentimetergenau in den Boden platzieren und Kartoffelroder, die in einer Stunde so viele Kartoffeln ernten, wie 3000 Familien im Jahr verbrauchen. Bernd Scherer, Geschäftsführer VDMA Landtechnik, betont: „Die Landtechnikbranche kann ihre Zukunft nur mit guten Ingenieuren gestalten.“

Landtechnik-Branche: Mehr als zwei Drittel der Landmaschinen gehen in den Export

Die Firmen der Branche sind international ausgerichtet. 70 % der in Deutschland gebauten Maschinen gehen in den Export. „Kein anderes Land exportiert mehr“, ist Scherer stolz: „Jede neunte Landmaschine, die weltweit eingesetzt wird, wurde hierzulande gebaut.“ Ein enormer Bedarf an moderner Landtechnik besteht in Indien und China, die wie viele Länder ihre Landwirtschaft modernisieren.

Deutsche Hersteller sind auf diesen Märkten bereits mit eigener Produktion vertreten. Claas stellt in Indien beispielsweise Reismähdrescher her. Unter dem Titel „Discover India“ will Claas Bachelor-Studierende ab Ende November zu einer Entdeckungsreise motivieren, verrät Anja Schladitz, Leiterin Zentrale Personalentwicklung.

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Systemingenieure in der Landtechnik zunehmend gefragt

Lange galt ein klassisches Maschinenbaustudium als erste Wahl für diejenigen, die ihre berufliche Zukunft in der Entwicklung und Konstruktion von Landmaschinen sehen. Doch weil ohne Elektronik auf den modernen Maschinen nichts mehr geht, sind zunehmend andere Fähigkeiten gefragt, sagt Anja Schladitz: „Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an unsere Maschinen suchen wir dringend Systemingenieure.“ Wie groß der Ingenieurbedarf ist, verdeutlicht die Zahl, die Anja Schladitz nennt: Claas schreibt über alle Standorte im Zeitraum von drei Monaten 100 Stellen für Ingenieure aus. Der Traktorenhersteller Fendt investiert kräftig in ein neues Werk am Stammsitz Marktoberdorf im Allgäu. 120 Plätze für Entwicklungsingenieure sind hier vorgesehen.

Doch vor allem sind es gerade kleinere und mittelständische Unternehmen, die die Branche prägen. Und diese Firmen in ländlichen Regionen haben bereits jetzt Schwierigkeiten, Ingenieure zu finden. Ein Ausweg besteht für sie zunehmend darin, mit freien Ingenieuren und Ingenieurbüros zusammenzuarbeiten. Angesichts der absehbaren demografischen Entwicklung fokussiert sich die Branche nun auf die Nachwuchsgewinnung. Denn um die Innovationsfähigkeit der dynamischen Branche zu sichern, ist sie auf qualifizierte Jungingenieure angewiesen. So wurden im Rahmen der Nachwuchsoffensive „Agritech Future“ Oberstufenschüler über die Agritechnica geführt, um sie für den Ingenieurberuf in der Landtechnikindustrie zu begeistern.

„Agritech Future“ will Schüler für den Ingenieurberuf begeistern

Außer einem Ingenieurstudium der Fachrichtung Landtechnik gibt es weitere Wege, in der Branche beruflich Fuß zu fassen. So wird das Studium des Agraringenieurwesens auch mit dem Schwerpunkt Landtechnik angeboten. Wegen ihrer großen Nähe zur Praxis sind duale Studiengänge beliebt. Sie dauern drei Jahre und kombinieren eine betriebliche Ausbildung mit einem Studium an einer Fachhochschule.

Auf jeden Fall hilfreich für den Karrierestart ist das „Networking“. Hier ist der Verein Deutscher Ingenieure mit seinem Fachbereich Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) aktiv. Studierende VDI-Mitglieder können kostenlos an Fachtagungen teilnehmen.

www.vdi.de/meg

 

Ein Beitrag von:

  • Thomas Gaul

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