Drucker für den Bürobereich 31.05.2013, 09:00 Uhr

„Wir wollen klüger in den Bereich Forschung und Entwicklung investieren“

Der Markt für Multifunktionsgeräte und Drucker für den Bürobereich ist heutzutage in Teilen ein reiner Massenmarkt. Armando Zagalo de Lima, Chef von Xerox Technology, der Hardwaresparte des Kopierererfinders Xerox, setzt auf Dienste und Software, um sich am Markt von der Konkurrenz abzuheben. Forschung & Entwicklung müssen sich anpassen, investiert wird eher in den Bereich digitaler professioneller Drucktechnik.

Digitaldruckmaschine von Xerox: Der digitale High-End-Produktionsdruck ist für den US-Hersteller ein lohnender und zukunftsträchtiger Hardwaremarkt. Jüngst übernahmen die US-Amerikaner daher eine französische Technologieschmiede aus dem Tintenstrahlsegment, ein "kluges F&E-Investment" aus Sicht des Konzerns. 

Digitaldruckmaschine von Xerox: Der digitale High-End-Produktionsdruck ist für den US-Hersteller ein lohnender und zukunftsträchtiger Hardwaremarkt. Jüngst übernahmen die US-Amerikaner daher eine französische Technologieschmiede aus dem Tintenstrahlsegment, ein "kluges F&E-Investment" aus Sicht des Konzerns. 

Foto: Xerox

VDI nachrichten: Wie kann Xerox sich im Markt für Drucker, Kopierer und Multifunktionsgeräte noch in puncto Hardware von seinen Wettbewerbern unterscheiden?

Zagalo de Lima: Ich glaube, dass wir durch unsere Managed Print Services (MPS) ein wichtiges Differenzierungsmerkmal im Markt haben. Damit fokussieren wir uns auf das, was für Unternehmen, unsere Kunden, wichtig ist.

Erstens wollen sie den Verwaltungsaufwand für ihre Geräteflotte verringern. Maschinen fallen aus, Toner oder Tinte fehlt, etc. In vielen Unternehmen beziehen sich mehr als 30 % aller Helpdeskanrufe auf den Bürodruck. Mit unseren MPS-Lösungen ist unser Kunde all das los, wir können das wesentlich effizienter und kosteneffektiver für ihn abwickeln.

Zweitens wollen die Unternehmen den Gerätepark optimal nutzen. Mit MPS erreichen wir eine Menge an Rationalisierung und Prozessautomatisierung in solch einem Gerätepark.

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Eine Art Konsolidierung?

Ja. Wir analysieren und studieren die Anforderungen der Nutzer an die Geräte sehr sorgfältig. In der Praxis finden wir Nutzungsgrade von Geräten von 5 %. Manchmal kommt nahezu auf jeden Nutzer ein Gerät.

Rationalisierung

Wir schlagen eine schlanke Druckerinfrastruktur vor, in der mehrere Anwender ein System nutzen, dafür können die Geräte heute viel mehr als früher. Diese Rationalisierung ist wichtig. Man erreicht einen besseren Nutzwert für den Endanwender, was Service und Qualität angeht.

Drittens wollen die Unternehmen natürlich ihre Kosten senken. Hinzu kommt für immer mehr Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit. MPS ist ein guter Weg, den Energieverbrauch substanziell zu verringern und Müll zu vermeiden.

Aber das Unterscheidungsmerkmal MPS basiert nicht auf der Hardware.

Nein, bei MPS geht es um Service und Software. Die Software macht aber die Hardware smarter und bietet damit einen Mehrwert für den Käufer.

Geht man auf das Hardwarelevel: Ein Drucker ist ein Drucker und druckt. Ganz klar sind dort in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht worden, aber es gibt gute Geräte von sehr unterschiedlichen Herstellern. Auch wenn ich noch gewisse Unterschiede sehe, was Zuverlässigkeit und Druckqualität angeht, oder zu unserer Solid-Ink-Technologie (Anm. d. Red.: Festtinte, ein Wachs, das kurz vor dem Verdrucken durch Wärme verflüssigt wird), die wir anbieten. Aber die Differenzierung am Markt läuft mehr über die Dienste und die Software als über die Hardware.

Was bedeutet diese Entwicklung für den Bereich Forschung & Entwicklung (F&E) für das Segment der Bürogeräte?

Insgesamt geben wir zusammen mit unserem Partner Fuji Xerox jährlich rund 1 Mrd. $ für F&E aus. Das wird auch weiterhin der Fall sein. Und wir glauben auch grundsätzlich an das Geschäft mit Bürogeräten und werden dort mit aktueller Technik im Markt präsent sein. Das wird sich nicht substanziell ändern.

Outsourcing bei F&E

Wir wollen jedoch klüger in den Bereich F&E investieren, wie man am Beispiel Impika sehen kann, ein Technologieunternehmen im Bereich des professionellen Tintenstrahldrucks, das wir im Februar gekauft haben. Wir analysieren unsere internen F&E-Investitionen noch sorgfältiger und es kann auch zu der Entscheidung kommen, bestimmte Bereiche unserer F&E zu schließen und nach außen zu geben.

Wo zum Beispiel?

Im unteren Marktsegment für Bürogeräte entwickeln wir selbst weniger und vergeben mehr und mehr nach außen. Das ist ein reines Volumengeschäft und es braucht auf der Hardwareseite ein kritisches Volumen, sonst stimmen die wirtschaftlichen Zahlen nicht. Im Druckerbereich ist dieses untere Marktsegment schon ein reiner Massenmarkt. Es gibt natürlich auch Bereiche, für die wir weiterhin Geräte anbieten, weil wir hier eine Menge zu bieten haben und Differenzierungsmöglichkeiten sehen, etwa im High-End-Bereich oder bei den Farbgeräten im Midrange-Segment. Aber das untere Marktsegment ist ein reiner Massenmarkt.

Ganz am anderen Ende Ihres Produktsegments steht der hochvolumige digitale Produktionsdruck, da hat Xerox im Februar den französischen Tintenstrahlspezialisten Impika gekauft. Sie haben das als F&E-Investment beschrieben. Warum gibt Xerox Geld an dieser Stelle aus?

Jährlich werden weltweit 75 Billionen Seiten gedruckt – von professionellen Druckdienstleistern, nicht im Büro, das ist ein anderer Markt. Nur rund 2 % davon werden auf Digitaldruckmaschinen produziert, der Rest ist traditioneller Offsetdruck. Schaut man auf die Wertschöpfung, finden aber schon 10 % im Digitaldruckbereich statt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit riesig, dass mehr Seiten in Zukunft digital gedruckt werden.

Erwartungen an Tintenstrahldruck

Im Produktionsdruck mit den High-End-Maschinen sind wir gut aufgestellt. Eine Menge der weltweit produzierten Digitaldruckseiten werden auf Xerox-Maschinen gedruckt, aber in der Regel sind dies Kleinaufträge mit sehr geringer Auflage. Die meisten Druckaufträge weltweit liegen aber zwischen 1500 bis 3000 Seiten. Dass der Digitaldruck dort noch nicht hat Fuß fassen können, ist weniger ein Problem der Qualität oder verfügbarer Druckmedien, sondern der Kosten.

Wir glauben, dass der kostengünstigere Tintenstrahldruck, sobald er das richtige Qualitätsniveau erreicht, den Offsetdruck ersetzen kann. Bis die Tintenstrahltechnik dort ankommt, ist nur eine Frage der Zeit.

Wir haben Impika gekauft, weil wir uns breiter im Bereich der wasserbasierten Tintenstrahltechnik aufstellen wollten. Aus unserer Sicht war es klüger, dieses Unternehmen zeitnah zu übernehmen, als die Technologie selbst zu entwickeln. Impika hat zwei Digitaldruckmaschinen selbst entwickelt und wir waren der Meinung, dass in dieser Technologie viel Potenzial und eine große Hebelwirkung stecken und Impika sich mit dem richtigen F&E-Investment auf ein höheres Niveau entwickeln kann.

Was passiert mit dem F&E-Bereich von Impika? Werden die Kollegen in anderen Xerox-F&E-Zentren integriert?

Es gibt die „Schönheit eines kleinen Teams“ – sehr kreativ, sehr spontan, sehr gut imstande, sich in einem Umfeld ohne viel Bürokratie zu bewegen. Xerox hat eine Reihe kleiner Unternehmen gekauft und hat ihnen immer ihre Souveränität gelassen, wir haben darin eine gewisse Tradition.

Die Menschen, die bei Impika forschen und entwickeln, bleiben dort, wo sie sind. Zum beiderseitigen Vorteil haben wir Kommunikationskanäle zu unseren F&E-Bereichen aufgebaut. Wir stellen den Impika-Forschern mehr Geld zur Verfügung, so dass sie ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität nutzen können um mehr und besser zu entwickeln, aber wir werden sie nicht in unsere F&E integrieren.

 

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Energie, Energierohstoffe, Klimaschutz, CO2-Handel, Drucker und Druckmaschinenbau, Medien, Quantentechnologien

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