Maschinenbau 10.12.2010, 19:50 Uhr

„Zweigleisige Erosion der Wertschöpfung“

Die Branche sei „extrem gut aufgestellt“, die Stärken würden aber nicht richtig genutzt, sagte Achim Kampker, Professor an der RWTH Aachen auf einem Maschinenbau-Hearing. Er plädiert für eine bessere Verzahnung von Produkt- und Produktionsplanung – auch, um im Preiskampf mit neuen Wettbewerbern bestehen zu können.

Der deutsche Maschinenbau hat die Krise hinter sich, so der Tenor beim Branchen-Hearing von IG Metall und Hans-Böckler-Stiftung vergangene Woche in Frankfurt. Wolfgang Rhode, im Vorstand der IG Metall für die Branche zuständig: „Der Maschinenbau steht aktuell in den meisten Fachzweigen gut da.“ In diesem Jahr soll die Produktion nach Angaben des Branchenverbandes VDMA um 6 % zulegen, im kommenden Jahr um 8 %.

Allerdings wurde die Branche durch die Krise stark gebeutelt, sagt Rhode. Die Aufträge gingen drastisch zurück, zeitweise waren 30 % der Beschäftigten in Kurzarbeit, 76 000 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Derzeit stehen rund 900 000 Frauen und Männer auf der Gehaltsliste der Maschinenbau-Unternehmen.

Obwohl die Konjunktur wieder anzieht, sei die Gefahr für den Maschinenbau nicht gebannt, meint Rhode. Die Sparpolitik in den Industrieländern dämpften die Exportchancen, viele Banken würden „faire Kreditkonditionen“ verweigern, Risiken für Standorte würden durch Übernahmen von „Technologiekäufern“ oder Private-Equity-Gesellschaften steigen.

Optimistisch ist Achim Kampker, Professor am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) an der RWTH Aachen. Die Maschinenbau-Unternehmen seien „extrem gut aufgestellt, aber diese Stärke wird nicht richtig genutzt“, schreibt er in einer Expertise zur Zukunft der Branche für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung.

Stellenangebote im Bereich Fertigungstechnik, Produktion

Fertigungstechnik, Produktion Jobs
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Wirtschaftsingenieur als Industrial Engineer / Fertigungsplaner (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W2-Professur "Lasermaterialbearbeitung" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
ULTRA REFLEX GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Kunststoff (m/w/d) Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen ULTRA REFLEX GmbH
Willstätt Zum Job 
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Feinwerkmechanikerin (w/m/d) für Vakuumsysteme von Beschleunigern Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
Neoperl GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) Prozess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik Neoperl GmbH
Müllheim Zum Job 
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W3-Professur "Life Cycle Engineering" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
August Storck KG-Firmenlogo
Leiter (m/w/d) Prozess- und Methodenmanagement August Storck KG
Ohrdruf Zum Job 
JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH-Firmenlogo
Project Engineer (w|m|d) JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH
Elmshorn Zum Job 
Technische Universität Berlin-Firmenlogo
Universitätsprofessur - BesGr. W3 für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der Fakultät V Technische Universität Berlin
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
Atlantic GmbH-Firmenlogo
Werksleiter Endbearbeitung Schleifscheiben und Honsteine (m/w/d) Atlantic GmbH
Solventum Germany GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur Automatisierungstechnik / Mechatronik / Maschinenbau (m/w/*) Solventum Germany GmbH
Seefeld Zum Job 
HERRENKNECHT AG-Firmenlogo
Leiter Mechanische Bearbeitung (m/w/d) HERRENKNECHT AG
Schwanau Zum Job 

Die Stärke der deutschen Maschinenbauer liege in der Kooperation zwischen Entwicklung und Produktion, sagt Kampker. Produktion sei die Voraussetzung, um innovativ zu bleiben. Doch in den vergangenen Jahren sei Innovationspotenzial durch Verlagerungen verloren gegangen.

Geschwächt wurden Unternehmen auch durch ein falsches Verständnis von Lean Management, meint Kampker. Es sei oft nur noch darum gegangen, das „letzte Zehntelprozent an Kosten zu senken“.

Entwicklung und Produktion könnten noch besser integriert sein, sagt Kampker. Er verweist auf die Solarindustrie: In Deutschland hätten sich diese Unternehmen nur um die Entwicklung ihrer Produkte gekümmert, deren Herstellung aber vernachlässigt. Jetzt wandert die Produktion von Solarzellen nach China aus. Das Gleiche könnte auch bei der Elektromobilität passieren, fürchtet der Produktionsexperte.

Im Maschinenbau beobachtet Kampker eine „zweigleisige Erosion der Wertschöpfung“: durch die Erhöhung der Vorleistungen und der entsprechend sinkenden Wertschöpfungsquote in Deutschland sowie durch die Zerstörung von Wertschöpfungsketten, indem nicht mehr nur Montage und Fertigung, sondern auch Forschung/Entwicklung oder Konstruktion verlagert werden.

Vor allem China rückt in den Fokus. In den vergangenen Jahren, berichtet Kampker, hätten sich beim WZL die Anfragen chinesischer Investoren gehäuft. Die Manager aus dem Reich der Mitte wollen wissen, welches deutsche Maschinenbauunternehmen günstig zu übernehmen sei. China hat sich vom „Imitator zum Innovator“ entwickelt und setzt an zum Sprung nach Europa. In China gelte jetzt die Devise: „Nicht kopieren, sondern kapieren“.

Kampker rät den deutschen Maschinenbauern, den Preiskampf mit neuen Wettbewerben anzunehmen. Gewinnen könnten sie ihn mit einer integrierten Produkt- und Produktionsplanung. Standortvergleiche, die das WZL in unterschiedlichen Ländern angestellt hat, zeigten, dass die Kostenvorteile asiatischer Produktionsstätten oft nur gering oder gar nicht vorhanden seien.

Der Ökonom Gerhard Bosch, Professor an der Universität Duisburg-Essen, sieht die Stärke des deutschen Maschinenbaus in der Kooperation von Ingenieuren mit Meistern, Technikern und Facharbeitern, die es so in kaum einem anderen Land gebe. Durch die zunehmende Leiharbeit sei dieses deutsche Produktionsmodell aber gefährdet.

In englischsprachigen Ländern, so Bosch, gälten Ingenieure als wichtig, Arbeiter dagegen als austauschbar. Schon mittlere Führungspositionen müssten deshalb von Ingenieuren besetzt werden. Ingenieure seien in der angelsächsischen Welt zugleich über- und unterqualifiziert, weil sie stark theoretisch und kaum produktionsnah ausgebildet würden. has

 

Ein Beitrag von:

  • Hartmut Steiger

    Redakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Aus- und Weiterbildung, Studium, Beruf.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.