12. Tag der Luft- und Raumfahrt in Köln
Der kälteste Windkanal Europas, Forschungsmodule für Raumfahrtmedizin und der „Kanzlerjet“: Das sind nur einige der Attraktionen, die es beim diesjährigen Tag der Luft- und Raumfahrt am 22. September in Köln zu sehen gibt. Außerdem können Besucher Astronauten begegnen, alles über Astronautentraining erfahren und live bei einem Weltrekordversuch dabei sein.
Für immerhin rund 80 000 Menschen steht am kommenden Sonntag neben dem Gang zur Wahlurne noch ein weiterer Termin im Kalender. So viele Besucher konnte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt bisher jedes Jahr verbuchen, wenn die Bevölkerung zum Tag der Luft- und Raumfahrt auf dem Gelände in Köln-Porz eingeladen war. Dass das DLR auch in den Sparten Energie-, Verkehrs- und Werkstoffforschung zahlreiche Projekte vorweisen kann, ist vielleicht nicht jedem Raumfahrtfan bekannt.
Weltrekordversuch mit Spezialklebstoff
Mit einem Weltrekordversuch wollen die DLR-Werkstoffforscher auf sich aufmerksam machen. Sie haben einen Kleber entwickelt, der seine Kräfte beweisen soll. Zwei Stahlbolzen mit sieben Zentimeter Durchmesser werden sie miteinander verkleben und anschließend einen 15 Tonnen schweren Lkw mit einem Mobilkran an dieser Klebefläche aufhängen. Eine Stunde lang soll der Lkw in einem Meter Höhe schweben, dann wäre der Rekordversuch geglückt.
Zum Bereich der Neuentwicklung von Werkstoffen gehören auch die Aerogele. Das sind extrem leichte Feststoffe, meist Silicate, die bis zu 98 Prozent aus Poren, also Luft, bestehen. In Verbindung mit Beton oder anderen Stoffen können daraus extrem feste und gut isolierende Materialien hergestellt werden. In einer unterhaltsamen zehnminütigen Wissenschaftsshow demonstrieren zwei Forscherinnen, wie Aeorgele hergestellt werden.
Zum Thema Energie stellen die DLR-Wissenschaftler eine intelligente Speicheranlage vor, die Wärmeenergie aufnimmt und bei Bedarf wieder zur Verfügung stellt. Der Speicher wandelt mit Hilfe von Kalk Wärmeenergie in chemische Energie um. Er ist ideal als Langzeitspeicher, weil er die zuvor eingebrachte Energie erst dann wieder abgibt, wenn wieder Wasserdampf hinzugeführt wird. Im Kompetenzzentrum für keramische Werkstoffe werden die Wissenschaftler mit einer Wärmebildkamera die Arbeitsweise des Kalk-Speichers demonstrieren.
Forschungsflugzeuge, „Kanzler-Jet“, Frachtflugzeuge und Hubschrauber
Die Verkehrsforscher im DLR widmen sich der Frage, wie der Mensch auf der Schiene, in der Luft oder auf der Straße möglichst sicher, schnell, preiswert und umweltbewusst von A nach B kommt. Am Institut für Verkehrssystemtechnik dürfen Besucher in einer Computer-Simulation die Ampeln an einer Kreuzung so schalten, dass Fahrzeuge mit einem minimalen Energieverbrauch die Kreuzung passieren können.
Wer es spektakulärer braucht, darf sich in den DLR-Windkanälen oder in der DLR-Forschungsflotte umschauen. Der Kryo-Kanal Köln etwa wird mit flüssigem Stickstoff auf minus 173 Grad Celsius gekühlt. In diesen kältesten Windkanal Europas passen menschengroße Flugzeugmodelle, deren Aerodynamik durch die eiskalte Luft bei Geschwindigkeiten bis zu 500 Kilometer pro Stunde besonders gut untersucht werden kann.
Zur DLR-Flotte, die besichtigt werden kann, gehört der „fliegende Hörsaal“ Cessna 208B Grand Caravan, das größte DLR-Forschungsflugzeug Airbus A320 ATRA, der Parabelflieger A300 Zero-G und der Mehrzweckhubschrauber BO-105. Auch die Flugbereitschaft der Bundeswehr beteiligt sich und zeigt unter anderem den „Kanzlerjet“ A319 CJ, eine C-160 Transall, einen Eurofighter und einen Transporthubschrauber. UPS und FedEx präsentieren ihre Frachtflugzeuge Boeing 777F und Boeing 767-300.
Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation
Seit März 2004 ist der Kometenlander „Philae“ an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta unterwegs. Sein Ziel, den Kometen P67/Churyumov-Gerasimenko, soll er im nächsten Jahr erreichen, um dann auf ihm zu landen. Im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente ist am Tag der Luft- und Raumfahrt ein Modell in Originalgröße zu besichtigen.
Spannende Experimente und Forschungsprojekte gibt es auch in der neuen Großforschungsanlage „:envihab“ des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin. Dort gibt es eine Zentrifuge, die für den menschlichen Körper das Sechsfache der Erdanziehungskraft erzeugt und noch während der Rotation Ultraschalluntersuchungen der Organe ermöglicht, eine Druckkammer, die Höhen bis zu 5 500 Metern simuliert und eine Probandenstation für Kopftieflage- und Lichtstudien.
Schließlich und last but not least, werden im EAC, dem europäischen Astronautenzentrum, eine Reihe von Astronauten erwartet, darunter auch Alexander Gerst, unser nächster Mann im All. Von ihnen können die Besucher alles zur Raumflugausbildung erfahren, zum Beispiel wie sich die Astronauten im riesigen Tauchbecken auf Außenbordeinsätze im All vorbereiten. Wenn alles klappt, ist eine Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation vorgesehen, wo der ESA-Astronaut Luca Parmitano gegenwärtig lebt und arbeitet.
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