Luftfahrtindustrie 15.02.2013, 12:02 Uhr

Am Flughafen Leipzig/Halle könnten künftig russische Großflugzeuge gebaut werden

Mitte Januar weihte die russische Volga-Dnepr-Gruppe eine Reparaturwerft für Großflugzeuge am Flughafen Leipzig/Halle ein – doch Unternehmenschef Alexej Isaikin hat größere Ambitionen. Bei der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Hangars erklärte er, dass über die Wartung hinaus sogar ein Produktionsbetrieb für Schwerlastfrachtflugzeuge wie die Antonov AN 124 an dem deutschen Standort möglich wäre.

Die russische Volga-Dnepr-Gruppe investiert am Flughafen Halle/Leipzig.

Die russische Volga-Dnepr-Gruppe investiert am Flughafen Halle/Leipzig.

Foto: dpa-Zentralbild

Bislang war die Volga-Dnepr-Gruppe, Moskau, die sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat, in wenigen Jahren die weltweit führende Frachtfluggesellschaft zu werden, in Europa vor allem in Amsterdam, Hahn und in Frankfurt am Main aktiv. Dazu kamen zwei in Leipzig im Rahmen des Salis-Projektes (Strategic Airlift Interim Solution) stationierte Antonov-Frachtflugzeuge, die die fehlenden Transportkapazitäten von 18 NATO-Mitgliedsländern für militärische und humanitäre Einsätze schließen sollen.

Aus der Interimslösung ist längst ein Dauerprojekt geworden, das zu Jahresbeginn erneut verlängert wurde, denn der neue Militärtransporter A-400 M verspätet sich weiter und kann auch nur gut 30 t laden. Die in den 80er-Jahren zunächst für das Militär entwickelten und bis 2004 gebauten Antonov schaffen 120 t – mehr als jedes andere Serienflugzeug.

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Jetzt hat Volga-Dnepr „die erste Etappe des Aufbaus in Europa abgeschlossen“, versicherte Präsident Alexej Isaikin. Anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Wartungshangars am Flughafen Leipzig/Halle für Großflugzeuge ließ der Manager dabei durchblicken, dass er damit viel mehr meint, als nur die neue Halle vielleicht auch mit den eigenen Maschinen aller Tochtergesellschaften und eventuell sogar von anderen Airlines auszulasten. Die Zertifizierungen für die Jumbo-Frachter aller Baureihen bis zum C-Check sollen noch im laufenden Jahr vorliegen. „Wir wollen das Geschäft hier zu einer richtigen Luftfahrtindustrie ausbauen“, versicherte Isaikin, ohne näher auf Details einzugehen.

Hinter den Kulissen hatten Vertreter der Flughafen-Holding und der sächsischen Staatsregierung lange Zeit intensiv mit den Russen verhandelt und das Öffnen aller notwendigen Tore für ein Engagement in Leipzig versprochen. So musste Volga-Dnepr kein eigenes Geld für das 18 Mio. € teure Bauwerk in die Hand nehmen, sondern schloss einen Pachtvertrag auf 30 Jahre mit der Flughafengesellschaft ab. Und zum Festakt machten gleich zwei Ministerpräsidenten – Stanislaw Tillich aus Sachsen und Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt – den Russen ihre Aufwartung, was unter Russlandkennern als kluger Schachzug gilt. „Dass man hier den roten Teppich ausrollt, hat Herrn Isaikin ganz sicher beeindruckt“, meinte Prof. Uwe Arnold, Netzwerkmanager im Netzwerk Logistik Leipzig-Halle, das selbst über ein Büro und auch ein Mitgliedsunternehmen in Moskau verfügt.

Über die konkreten Absichten der Russen sagte Tillich später auf einem Empfang, sie planten für Leipzig ihren künftigen Europa-Hub. Das würde zu der teuren Wartungsbasis passen, die üblicherweise dort angesiedelt wird, wo auch viel Fluggerät stationiert ist, um Überführungsflüge zu sparen.

Seit Langem ist bekannt, dass die AN-124-Flotte – derzeit fliegt die Gesellschaft zehn Antonov AN 124 – durch Neubauten mit nochmals um 30 t vergrößerter Nutzlast deutlich erweitert werden soll. Das Projekt schien fast schon gescheitert, nachdem das russische Militär einen Auftrag über 20 neue Maschinen dieses Typs zurückzog. Doch nun will offenbar Isaikin in die Lücke springen und dabei deutsche Technologiehilfe in Anspruch nehmen. Die russische Zeitung RBK Daily zitierte den Volga-Dnepr-Chef laut „Russland aktuell“ Ende Januar folgendermaßen: „Nach zehn Jahren vergeblicher Versuche, etwas in Russland in Gang zu bekommen, wollen wir die Unterstützung eines Staates suchen, der an einem solchen Projekt interessiert ist.“

60 Maschinen soll die Airline danach bis 2030 in Betrieb nehmen, das wäre mehr Transportkapazität, als alle europäischen Frachtgesellschaften zusammen aufbringen. Auch der Zeitplan wäre mehr als ambitioniert. Ab 2017 könnte die Fertigung anlaufen – wichtige Komponenten davon in Leipzig. Das hätte den Vorteil, leichter westliches Know-how einsetzen zu können und damit auch weniger Hürden bei einer angestrebten Zulassung zu erhalten.

Die Sache scheint durchaus ernst: Inzwischen sickerte durch, dass als Erstes Volga Dnepr UK von London-Stanford nach Sachsen verlagert werden soll. Das Tochterunternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern ist laut Website des Unternehmens für die Flotteneinsatzplanung und Engineeringaktivitäten verantwortlich.

Doch wie schnell sich die hochfliegenden Pläne tatsächlich umsetzen lassen und wer sie finanziert, ist noch unklar – auch welche Rolle die russische Industrie spielen wird. Der Streit, auf den Isaikin verwies, ging genau darum. Gebaut wurden die alten AN 124 im ukrainischen Kiew, wo sich heute noch das Konstruktionsbüro Antonov und ein Teil der weltweit 48 verbliebenen Flugzeuge befindet – und in Uljanovsk am Ural.

Wenn die Sachsen, die ja bereits in Dresden für Airbus ebenfalls Komponenten bauen und Flugzeuge umrüsten, hier mit ins Geschäft kämen, dann könnte auch am Leipziger Flughafen die Tradition des Flugzeugbaus wieder belebt werden. MANFRED SCHULZE

Ein Beitrag von:

  • Manfred Schulze

    Manfred Schulze ist freier Journalist für Fachzeitungen Energie, Logistik, Technologie.

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