Schneller Radioblitz 02.01.2025, 09:51 Uhr

Astronomen am MIT entdecken Ursprünge eines Fast Radio Bursts

MIT-Astronomen entschlüsseln Ursprung eines Fast Radio Bursts und liefern spannende Erkenntnisse zur Physik energiereicher Radiowellen.

Neutronenstern

Eine künstlerische Darstellung eines Neutronensterns, der einen Radiostrahl aus seiner magnetischen Umgebung aussendet. Während die Radiowellen durch das dichte Plasma innerhalb der Galaxie wandern, teilen sie sich in mehrere Pfade auf, wodurch das beobachtete Signal in der Helligkeit flackert.

Foto: Daniel Liévano, bearbeitet von MIT News

Seit ihrer Entdeckung im Jahr 2007 sind Fast Radio Bursts (FRBs) eines der großen Rätsel der Astronomie. Diese kurzen, intensiven Ausbrüche von Radiowellen dauern oft nur wenige Millisekunden, setzen jedoch enorme Energiemengen frei. In dieser kurzen Zeit strahlen sie mehr Energie ab, als unsere Sonne in Jahrzehnten erzeugt. Astronomen weltweit arbeiten daran, diese Phänomene zu verstehen. Nun haben Astronomen am MIT die Ursprünge mindestens eines FRBs mithilfe einer neuartigen Technik aufgespürt.

Was sind Fast Radio Bursts?

Fast Radio Bursts sind extrem kurze Radiowellen-Ausbrüche, die aus weit entfernten Quellen stammen. Sie treten in Bereichen auf, die oft Millionen Lichtjahre entfernt sind. FRBs unterscheiden sich von Pulsaren, die sich wiederholende Signale aussenden. Die meisten FRBs zeigen nur einen einzigen Impuls. Das Pulsprofil gleicht dabei der Form eines gleichschenkligen Dreiecks. Bisher wurden diese Signale nur im Radiowellenbereich nachgewiesen; in anderen Spektralbereichen bleiben sie unsichtbar.

Ihre Entdeckung geht auf 2001 zurück, als das Parkes-Radioteleskop in Australien erstmals ein solches Signal empfing. Doch erst Jahre später wurde es in den Archivdaten identifiziert, genauer gesagt im Jahr 2007. Seit der Inbetriebnahme des Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment (CHIME) im Jahr 2017 hat sich die Zahl der bekannten FRBs vervielfacht. CHIME hat inzwischen Tausende solcher Ereignisse erfasst.

Stellenangebote im Bereich Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt Jobs
Karlsruher Institut für Technologie-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) im Bereich mechanische Entwicklung und Projektleitung Karlsruher Institut für Technologie
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 
ACC COLUMBIA Jet Service GmbH-Firmenlogo
Zertifizierungsingenieur (m/w/d) ACC COLUMBIA Jet Service GmbH
Schwelm Zum Job 

Der Durchbruch am MIT

Das MIT-Team richtete seine Aufmerksamkeit auf FRB 20221022A, ein Signal, das 2022 vom CHIME-Teleskop entdeckt wurde. Es stammt aus einer Galaxie, die etwa 200 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Um den Ursprung des Signals zu bestimmen, setzten die Forschenden eine innovative Technik ein: die Analyse der sogenannten Szintillation.

Szintillation beschreibt das Funkeln von Licht, wenn es durch Gas oder andere Medien gefiltert wird. Dieser Effekt, der ähnlich wie das Funkeln von Sternen wirkt, half den Wissenschaftlern, die Quelle des Signals mit erstaunlicher Genauigkeit zu lokalisieren. Das Team stellte fest, dass FRB 20221022A aus einer Region stammt, die extrem nah an einem Neutronenstern liegt – etwa 10.000 Kilometer entfernt. Diese Entfernung entspricht weniger als der Distanz zwischen New York und Singapur.

Kenzie Nimmo, Hauptautorin der Studie, erklärt: „In diesen Umgebungen von Neutronensternen liegen die Magnetfelder wirklich an der Grenze dessen, was das Universum erzeugen kann. Es wurde viel darüber diskutiert, ob diese helle Radioemission überhaupt aus diesem extremen Plasma entweichen könnte.“

Die Rolle von Magnetaren

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass FRB 20221022A direkt aus der Magnetosphäre eines Neutronensterns stammt. Diese hochmagnetische Umgebung ist extrem chaotisch. Kiyoshi Masui, Mitautor der Studie, beschreibt die Bedingungen: „Um diese hochmagnetischen Neutronensterne, auch Magnetare genannt, können keine Atome existieren – sie würden einfach von den Magnetfeldern auseinandergerissen werden.“

Magnetare sind eine besondere Art von Neutronensternen mit extrem starken Magnetfeldern. Diese Magnetfelder speichern riesige Energiemengen, die unter bestimmten Bedingungen freigesetzt werden können. Die Radiowellen, die Astronomen auf der Erde beobachten, sind ein direktes Ergebnis dieser Energieumwandlungen.

Technik mit Zukunftspotenzial

Das MIT-Team nutzte die Szintillation, um den genauen Ursprung von FRB 20221022A zu bestimmen. Diese Methode ermöglichte es, die Emissionsregion auf eine Größe von etwa 10.000 Kilometern zu begrenzen. Dies ist eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass das Signal aus einer Entfernung von 200 Millionen Lichtjahren stammt.

Masui vergleicht diesen Erfolg mit dem Versuch, die Breite einer DNA-Helix auf der Mondoberfläche zu messen. Die Kombination aus präziser Technik und modernster Analyse ermöglicht es, neue Einblicke in die Entstehung von FRBs zu gewinnen.

Die Szintillationstechnik bietet zudem Perspektiven für zukünftige Forschung. Sie ermöglicht es Wissenschaftlern, die Ursprünge weiterer FRBs zu untersuchen und zwischen unterschiedlichen Entstehungsszenarien zu unterscheiden. Einige Theorien besagen, dass FRBs von weit entfernten Stoßwellen ausgehen, während andere die unmittelbare Nähe zu kompakten Objekten bevorzugen.

Herausforderungen und offene Fragen

Obwohl diese Studie bedeutende Fortschritte erzielt hat, bleiben viele Fragen offen. Während einige FRBs wie 20221022A aus unmittelbarer Nähe zu Neutronensternen stammen, gibt es Hinweise darauf, dass andere Signale weiter entfernt entstehen. Diese könnten durch Stoßwellen verursacht werden, die von kompakten Objekten ausgehen und sich durch interstellare Medien ausbreiten.

Zukünftige Untersuchungen sollen klären, wie diese verschiedenen Entstehungsmechanismen zusammenhängen. Die Szintillationstechnik wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. „Diese Ausbrüche finden immer statt, und CHIME erkennt mehrere pro Tag“, sagt Masui. „Es kann sehr unterschiedlich sein, wie und wo sie auftreten, und diese Szintillationstechnik wird wirklich nützlich sein, um die verschiedenen physikalischen Ursachen dieser Ausbrüche zu entwirren.“

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.