Auswertung der ersten Bilder: Pluto sorgt für eisige Überraschungen
Der Außenposten unseres Sonnensystems, der Zwergplanet Pluto, ist geologisch äußerst aktiv. Das belegen neueste Fotos, die die Raumsonde New Horizons auf ihrem Vorbeiflug aufgenommen und zur Erde gefunkt hat. Darauf sind Strukturen erkennbar, die an gefrorenen Schlamm erinnern. Geformt sind diese Strukturen möglicherweise von planetaren Winden oder von Geysiren.
Die Eisebene liegt inmitten der hellen Herzformation auf der Oberfläche des Zwergplaneten, könnte also als „gefrorenes Herz“ in die Entdeckergeschichte Plutos eingehen. Auf den ersten Blick erinnert die von der Nasa Sputnik-Ebene getaufte Fläche an gefrorenen Schlamm.
Nach den Einschätzungen der Forscher ist die Sputnik-Ebene wahrscheinlich noch keine 100 Millionen Jahre alt und wird wohl immer noch von geologischen Kräften geformt. Der Pluto ist somit keineswegs der langweilige öde Außenposten des irdischen Sonnensystems an der Grenze zum Kuiper-Gürtel, der vor Asteroiden nur so wimmelt.
Oberfläche Plutos ist frei von Kratern
Denn auf den Bildern fehlen Vertiefungen von Kratern, die ihre Ursache in Einschlägen von Asteroiden haben. Im Laufe der Jahrmillionen gehen immer wieder Kometen, Asteroiden und andere kosmische Geschosse auf der Oberfläche von Planeten und Monden nieder. Eine kraterfreie Oberfläche ist nur dadurch zu erklären, dass Pluto ein geologisch aktiver Himmelskörper ist.
Die vieleckigen Muster aus Gräben in der Herzregion des Zwergplaneten können durch Schrumpfung der Oberfläche in dieser Gegend entstanden sein oder durch langsames Emporquellen des eisigen Bodens.
In einem Animationsfilm zeichnet die Nasa den Überflug über den Zwergplaneten der Raumsonde New Horizons nach, langsam fliegt die Kamera über Berge von bis zu 3400 m Höhe. Das hat die Nasa-Forscher überrascht, weil der Zwergplanet von einer Schicht aus gefrorenen Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid überzogen ist. „Daraus kann man keine Berge machen, das Zeug ist viel zu weich“, sagte der Planetenforscher John Spencer.
Die Forscher vermuten, dass die Berge aus Wassereis bestehen, denn das ist fester. „Wir können nun sicher sein, dass es Wasser in großen Mengen gibt“, sagte Missions-Chef Alan Stern.
Pluto-Atmosphäre aus Stickstoff
Die Schlieren auf der Eis-Ebene könnten von planetaren Winden stammen. Denn Pluto verfügt über eine dünne Atmosphäre aus Stickstoff, die sich nach Auswertung der von der Raumsonde New Horizons übermittelten Daten noch in 1600 km Höhe nachweisen lässt.
„Dieses Terrain ist nicht einfach zu erklären“, sagte Nasa-Geologe Jeff Moore. „Es könnte sich bei den Schlieren aber auch um Ablagerungen von Geysiren handeln“. Solche Geysire, die nicht Wasser, sondern Stickstoff oder Methan ausstoßen, wären theoretisch möglich, falls Pluto in seinem Inneren doch noch nicht ganz erkaltet ist. Auf der Oberfläche Plutos geht es kühl zu: Dort herrschen Temperaturen um minus 230 Grad Celsius. Gase wie Stickstoff oder Kohlenmonoxid liegen dort hauptsächlich als Eis vor.
Übersendung der Daten dauert noch 16 Monate
Es wird noch 16 Monate andauern, bis alle bei diesem Vorbeiflug gesammelten Daten der sieben Messinstrumente und all die spektakulären Fotos auf der Erde angekommen sind. Denn immerhin beträgt die Entfernung 5 Mrd. km.
Entsprechend ewig hat auch schon der Hinflug der Raumsonde New Horizons gedauert. „Mit dem Vorbeiflug ist eine fast ein Jahrzehnt lange Reise zu Ende gegangen – aber der wissenschaftliche Ertrag beginnt gerade erst“, sagte Nasa-Manager Jim Green. „Die Daten von New Horizons werden die Wissenschaft noch für Jahre befeuern.“ Sein Kollege Alan Stern sekundiert: „Es scheint jetzt schon klar, dass bei der Erkundung des Sonnensystems das Beste für den Schluss aufgehoben worden ist.“
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