Boeing setzt auf Roboter für die Flugzeug-Montage
Kaum eine Automobilfabrik kommt heute noch ohne Roboter aus. Flugzeuge dagegen werden bislang von Hand montiert, gleich ob es sich um zivile oder militärische Typen handelt. Diese Hand-Montage ist teuer und zeitaufwändig. Nun sucht Boeing nach Abhilfe. Zunächst wird die Montage der Tragflächen automatisiert.
Als erstes Boeing-Verkehrsflugzeug wird nun die Boeing 737 teilweise von Robotern montiert. Diese Maschine ist der Absatzrenner im breiten Flugzeugsortiment des amerikanischen Unternehmens. Mehr als 8000 dieser Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeuge mit maximal 215 Sitzplätzen sind bislang gebaut worden. Weitere rund 3000 Maschinen stehen in den Auftragsbüchern – da lohnt sich die Automatisierung nach Einschätzung von Boeing ganz besonders.
Dreifacher Nutzen durch Einsatz von Robotern
Boeing verspricht sich vom Einsatz der Roboter vor allem Dreierlei: Erstens soll die Bauzeit der 737 verkürzt werden. Maximal erscheint dabei auf Dauer eine Reduzierung des Zeitaufwands um ein Drittel möglich. Zweitens erwartet Boeing einen Rückgang der Fehler in der Produktion um zwei Drittel. Drittens geht das Unternehmen davon aus, dass die Zahl der Betriebsunfälle bei Arbeiten um die Hälfte sinken wird.
Zunächst ist die Automatisierung der Tragflächenmontage an der Reihe
Wie auch viele Airbus-Flugzeuge wird die Boeing 737 von ganz verschiedenen Unternehmen an ganz verschiedenen Orten in Baugruppen produziert und dann zusammengefügt. Den größten Anteil der 737-Fertigung hat Spirit Aerosystems aus den Vereinigten Staaten, die unter anderem den Rumpf bauen. Boeing selbst stellt die Tragflächen her und montiert schließlich alle Baugruppen zum fertigen Produkt.
Derzeit werden im Boeing-Werk Renton im amerikanisch Bundesstaat Washington an der Pazifikküste monatlich 42 Boeing 737 produziert. Vorgesehen ist eine Erhöhung auf zunächst 47 Maschinen im Monat. Wie es dann weitergeht, hängt unter anderem stark davon ab, wie die neueste Version, die Boeing 737 MAX, am Markt einschlägt. Bei diesem Flugzeug handelt es sich um den direkten Konkurrenten des Airbus A320 NEO.
Roboter fügen die Tragflächen zusammen
Die ersten von Boeing bei dem amerikanischen, ebenfalls im Bundesstaat Washington ansässigen Maschinenbauunternehmen Electroimpact Inc. bestellten Maschinen sind Ende Juni dieses Jahres ausgeliefert worden. Sie befestigen die Blechelemente aus Aluminiumlegierung automatisch untereinander und an den Holmen der Tragflächen mit so genannten Stringern. Das sind dünne Metallstreifen, die für die Festigkeit der Tragflächen sorgen. Fehler bei den Stringer-Arbeiten bereiten der ganzen Branche immer wieder Kopfzerbrechen.
Auch Airbus hatte schon darunter zu leiden. Nach Angaben von Elizabeth Schryer, die bei Boeing für den 737-Geschäftsbereich Business Jets verantwortlich ist, arbeiten die neuen Maschinen doppelt so schnell wie das bisher für diese Arbeiten eingesetzte Fachpersonal.
Boeing hat bei der Automatisierung der Flugzeug-Montage bewusst mit den Tragflächen begonnen, weil deren handarbeitsintensive Herstellung bisher immer wieder einen Engpass bei der Kapazitätsausweitung bedeutete. Durch die nun eingeleitete Automatisierung soll die Kapazität der Tragflächenproduktion auf 60 Tragflächen-Sätze im Monat erhöht werden, obwohl Boeing einstweilen die Produktion des 737 noch nicht über die genannten 47 Maschinen im Monat hinausgehen lassen will.
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