Co-Pilot steuerte Airbus bewusst in die Katastrophe
Die in Südfrankreich abgestürzte A320 der deutschen Germanwings ist offenbar vom Co-Piloten bewusst in einen Berg gesteuert worden. Das legt die Auswertung des Stimmrekorders aus dem Cockpit nahe. Der Co-Pilot hat demnach den Sinkflug eingeleitet und die Türe verriegelt, nachdem der Pilot das Cockpit kurzzeitig verlassen hatte. Dessen Versuche, ins Cockpit zurückzukehren, scheiterten.
Die Tatsache, dass der Kapitän das Cockpit verließ, ist nicht ungewöhnlich. Ganz überwiegend geschieht das, um das WC aufzusuchen. Die Aufzeichnungen dokumentieren deutlich, dass der Pilot das Kommando an seinen Co-Piloten übergab, um das Cockpit kurz zu verlassen. Umgehend schaltete der Co-Pilot auf Sinkflug. Als der Pilot an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren wollte, war die Cockpit-Türe von innen verriegelt.
Wie die Ermittler in Marseille mitteilten, hat der Pilot mehrfach versucht, seinen Co-Piloten zu bewegen, die Türe zu öffnen. Schließlich hat die Crew laut gerufen, gegen die Tür geschlagen und versucht, die Türe einzutreten.
Co-Pilot hat Tür von innen verriegelt und auf Zurufe nicht reagiert
Auch die französische Flugüberwachung hat mehrfach ohne Erfolg versucht, Kontakt mit dem Co-Piloten aufzunehmen und ihn vom Sinkflug abzubringen. Wie die Auswertung weiter ergeben hat, ist der Co-Pilot bis zum Aufprall des Airbus in den südfranzösischen Seealpen bei Bewusstsein gewesen und hat ruhig geatmet.
Mögliche Anzeichen dafür, dass der Co-Pilot vor dem Flug unruhig war, gibt es nicht. Zwischen dem Start um 10 Uhr in Barcelona und dem letzten Funkkontakt um 10.30 Uhr mit der französischen Flugsicherung gab es wiederholt eine entspannte normale Unterhaltung zwischen Kapitän und Co-Pilot. Von einem Zerwürfnis zwischen beiden Flugzeugführern oder einer erkennbaren Anspannung des Co-Piloten kann nach den Tonaufzeichnungen keine Rede sein.
Pilot versuchte vergeblich die Cockpit-Türe einzutreten
Seit den massenhaften Flugzeugentführungen aus den Vereinigten Staaten ins kommunistische Kuba vor weit mehr als 30 Jahren ist der Zugang zum Cockpit von der Flugzeugkabine aus durch eine stabile Tür blockiert. Meist ist an der Tür eine Tastatur angebracht, mit deren Hilfe und der Kenntnis der geltenden Zugangsnummer Besatzungsmitglieder die Tür öffnen können.
Eine Reihe von Fluggesellschaften gibt dem Kabinenpersonal allerdings die Zugangsnummer nicht, um zu verhindern, dass diese Besatzungsmitglieder unter Folter gezwungen werden könnten, die Cockpit-Tür für Entführer oder andere Terroristen zu öffnen. Die Mitglieder der Kabinenbesatzung klopfen in solchen Fällen in der Regel, woraufhin die Tür von innen geöffnet wird. Für zweifelhafte Fälle enthält die Tür ein Guckloch, durch das sich die Piloten informieren können, wer auf der anderen Seite der Tür wirklich steht.
Die Terrorgefahr ist auch der Grund, dass die Cockpit-Türen so stabil sind, dass sie von außen auch mit Gewalt nicht geöffnet werden können. Selbst wenn von außen der richtige Code eingegeben wird, können die Piloten durch einen Hebel an der Mittelkonsole die Türe weiter blockieren.
Der deutsche Co-Pilot lebte in Montabaur
Die zeitweilig diskutierte Möglichkeit eines katastrophalen Ausfalls der Stromversorgung an Bord ist inzwischen widerlegt. So hat die Maschine noch um 47 Sekunden nach 10.40 Uhr ihre Position zu diesem Zeitpunkt automatisiert korrekt gemeldet. Auch die Anstrengungen des Kapitäns, die Cockpit-Tür gewaltsam zu öffnen, sind auf dem Tonträger nicht durch irgendwelche Anzeichen eines Stromausfalls unterbrochen.
Die Lufthansa hat inzwischen bestätigt, das der Co-Pilot Andreas L. 28 Jahre jung war und seit September 2013 für Germanwings flog. Es war seine erste Beschäftigung. Der Co-Pilot habe erst 630 Flugstunden absolviert. Der Mann lebte in Montabaur im Westerwald (Rheinland-Pfalz). Ausgebildet wurde er in Bremen.
Französische Untersuchungsbehörde geht von Vorsatz aus
Während die Lufthansa in allen Stellungnahmen von einem Unglück (Accident) spricht, geht der französische Innenminister Bernard Cazeneuve davon aus, „dass Terrorismus nicht sehr wahrscheinlich“ ist, ergänzt aber, dass diese Möglichkeit auch nicht ausgeschlossen werden kann.
Die französische Flugunfall-Untersuchungsbehörde BEA, die in der Branche einen technisch guten Ruf besitzt, aber häufig für ihre langsame Arbeit bekrittelt wird, bemängelt in einer ersten Reaktion, „derzeit gibt es keinen Ansatzpunkt für irgendein Ablaufszenario“. Alles deute darauf hin, dass es weder einen Druckverlust in der Maschine, noch eine Explosion im Flugzeug gegeben habe. BEA arbeitet mit sieben eigenen Mitarbeitern und Entsandten des deutschen Bundesluftfahrtamtes aus Braunschweig, von Airbus und des Triebwerkherstellers CFM International an der Aufklärung des Absturzes.
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