Computerpanne: Notfall-Evakuierung auf der ISS beendet
Der amerikanische Teil der Internationalen Raumstation musste gestern wegen des Verdachtes auf einen Ammoniakaustritt evakuiert werden. Die sechs Astronauten zogen sich in den russischen Teil der ISS zurück. Der Alarm stellte sich glücklicherweise als Computerpanne heraus.
Die sechs Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS hatten am gestrigen Mittwoch bereits ihren Arbeitstag begonnen, als der Alarm losging: Ein Computer zeigte ein mögliches Ammoniakleck aus einem der Lüftungssysteme an – was einer potenziell tödlichen Bedrohung gleichkommt. Dem Sicherheitsprotokoll entsprechend legten die Astronauten ihre Sauerstoffmasken an und zogen sich in den russischen Teil der ISS zurück. Die Verbindungsluke wurde geschlossen.
Zweifacher Alarm führte zum Rückzug in den russischen Teil der ISS
Gleichzeitig schaltete die Flugleitzentrale der NASA im Johnson Space Center in Houston alle nicht wesentlichen Systeme auf der ISS vorsorglich ab. Schon wenige Minuten später kam die Entwarnung, der allerdings kurz darauf ein weiterer Alarm folgte. „Das amerikanische Segment der ISS ist gegenwärtig isoliert. Das Team befindet sich im russischen Teil und ist sicher“, ließ die russischen Raumfahrtagentur Roscosmos wissen.
Jetzt müssten die Amerikaner entscheiden, wie es in ihrem Teil der ISS weitergehen werde. Auch Samantha Christoferetti, eine der beiden Astronautinnen an Bord, meldete über Twitter, dass es der Crew gut gehe: „Hallo an alle, danke für eure Anteilnahme. Wir sind sicher und uns geht es gut im russischen Segment.“
Das hochgiftige Ammoniak wird zur Kühlung verwendet
Währenddessen versuchte die Einsatzleitung in Houston herauszufinden, ob es sich tatsächlich um ein bedrohliches Ammoniakleck handelte. Das hoch giftige Ammoniak wird verwendet, um die Elektronik auf der ISS zu kühlen. Das Ammoniak zirkuliert auf der Außenseite der Raumstation und bringt über große Kühlsegmente die Abwärme ins All.
Falls das Ammoniak, wie befürchtet, über ein Leck in den Wasserkreislauf ins Innere der Raumstation gelangt wäre, hätte das dramatische Folgen haben können. Die aus Stickstoff und Wasserstoff bestehende Verbindung wirkt stark ätzend auf Haut, Lunge und Augen und kann beim Einatmen lebensgefährlich werden.
Im russischen ISS-Segment könnte Team mindestens eine Woche überleben
Im russischen Teil der ISS hätten die Astronauten mit dem dort vorhandenen Proviant mindestens eine Woche überleben können. Das scheint nach heutigem Stand der Dinge jedoch nicht nötig zu sein, denn von Houston kam zumindest vorläufig Entwarnung. Die Ammoniak-Störung sei ein Fehlalarm gewesen. „Die Flugkontrolleure der ISS wissen noch nicht, ob der Alarm durch eine Störung in der Druckanzeige, einen fehlerhaften Sensor oder durch ein Problem in einem Computerrelais ausgelöst wurde“, twitterte die NASA.
Früherer Zwischenfall mit einem Ammoniakleck
Neben einem Brand, einem Druckabfall und der Kollision mit Weltraumschrott gilt ein Ammoniakleck als potenziell größte Gefahr auf der ISS. Einen Zwischenfall mit dem gefährlichen Kühlmittel hatte es bereits im Mai 2013 gegeben. Damals war der Kühlkreislauf auf der Außenseite der ISS undicht geworden, so dass Ammoniak ins All strömte. Zwei Astronauten mussten in einem außerplanmäßigen Außeneinsatz das Leck abdichten.
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