Luftfahrt 04.06.2010, 19:47 Uhr

Das wirtschaftliche Know-how gewinnt rasant an Bedeutung

Hier werden die Flugzeuge der Berühmten und Mächtigen gewartet, vor allem aber die Flugzeuge vieler großer Fluggesellschaften: Lufthansa Technik ist ein weltweit aufgestellter Anbieter von Wartungs-, Überholungs- und Reparaturdienstleitungen. Als Ingenieur kann man hier die Welt kennenlernen, aber man muss bereit sein, sich auch auf komplexe Projekte einzulassen.

Erst vor wenigen Wochen ist Tobias Klippel aus Singapur zurückgekehrt, fast fünf Monate hat er dort im Sales Office von Lufthansa Technik gearbeitet. „Eine spannende Zeit“, sagt er, „mit netten Kollegen und viel lernen konnte ich auch.“ So gut hat es ihm gefallen, dass er sich durchaus vorstellen könnte, auch für mehrere Jahre ins Ausland zu gehen.

Klippel, 27 Jahre alt, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin mit Schwerpunkt Verkehrswesen. Über ein Traineeprogramm stieg er bei Lufthansa Technik (LHT) ein. Aber gute Kontakte zum Unternehmen hatte er schon länger. Nach dem Praktikum bei Lufthansa Technik Logistik wurde er in das Top-Ten-Programm des Unternehmens aufgenommen, hielt so bis zum Ende seines Studiums Kontakt zu LHT.

Doch seine Diplomarbeit machte er in einem anderen Gebiet: „Ich wollte mich einfach vergewissern, ob mich nicht doch etwas anderes mehr reizte.“

Doch der Reiz von Lufthansa Technik war offenbar stärker und so bewarb er sich um eine Traineestelle.

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Trainees durchlaufen bei LHT in 18 Monaten vier Einsatzmodule, eines davon war Klippels Aufenthalt in Singapur, ein anderes waren einige Monate beim Engineering von VIP-Flugzeuge, derzeit arbeitet er im Bereich Gerätelogistik. Diese Einsatzmodule können sich die Trainees selbst aussuchen.

Um als junger Ingenieur bei Lufthansa Technik einzusteigen, gibt es zwei Wege: entweder als Trainee wie Klippel oder direkt auf eine bestimmte Stelle. „Ungefähr 10 % bis 15 % der Neueinsteiger kommen über das Traineeprogramm zu uns“, erklärt Peter Schürholz, der bei LHT für das Personalmarketing verantwortlich ist, „die Mehrzahl steigt direkt in bestimmte Jobs ein.“

Die Bezahlung beider Gruppen ist gleich. „Aber wenn man anspruchsvolle Aufgaben in unterschiedlichen Unternehmensbereichen sucht und sich weiterentwickeln möchte, dann ist ein Traineeprogramm das Richtige“, so Klippel.

Bewerbungen laufen nur über das Karrierenportal des Unternehmens. Die Neueinstellungen kommen zur einen Hälfte direkt von den Hochschulen, zur anderen sind es Ingenieure mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung.

Doch auch Lufthansa Technik spürt die Krise. In normalen Jahren stellt das Unternehmen bis zu 150 Ingenieure ein, „im Jahr 2010“, so Schürholz, „wird die Zahl wohl zweistellig bleiben“.

Gesucht sind Ingenieure aus den klassischen Bereichen Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik und Elektrotechnik, vor allem aber Wirtschaftsingenieure wie Klippel . „Wirtschaftsingenieure“, so Schürholz, „haben Hochkonjunktur.“

Hintergrund ist, dass „Lean Management“ auch bei LHT immer wichtiger wird, denn das Unternehmen muss sich gegen Wettbewerber aus dem asiatischen Raum, aber auch aus Europa oder den USA behaupten. Wirtschaftsingenieure sind deshalb im technischen Vertrieb gefragt, bei der Betreuung der Kunden über die gesamte Dauer der Wartungsverträge, aber auch im Einkauf technischer Güter. „Da ist zwar technisches Know-how wichtig“, so Schürholz, „aber das wirtschaftliche gewinnt rasant an Bedeutung.“

Lufthansa Technik hat auch eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, in denen etwa neue Reparaturverfahren für Triebwerke entwickelt werden. Zudem gibt es ein Kabineninnovationszentrum mit gut 100 Mitarbeitern, von den fast 40 Ingenieure sind.

Doch das Unternehmen sucht weniger den Forschertyp. „Was wir brauchen, sind Kollegen, die etwas bewegen wollen, die etwas nach vorn schieben wollen“, so Schürholz. Die meisten Projekte – etwa die Wartung großer Passagierflugzeuge – sind interdisziplinär aufgestellt, dabei müssen unterschiedlichste Interessen gemanagt werden.

Und die Internationalität steigt, die früher nur lose miteinander verbundenen, weltweiten Standorte von LHT rücken immer näher zusammen, die Koordination steigt. Die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen und fundierte Englischkenntnisse sollten da schon vorhanden sein.

Nach einer aktuellen Erhebung der beliebtesten Arbeitgeber liegt LHT mit Rang sieben weit oben bei den deutschen Ingenieurstudenten. Das setzt sich auch fort in der Treue der Arbeitnehmer zum Unternehmen. „Die Fluktuation ist gering, der Klebefaktor groß“, so Schürholz.

Auch bei Tobias Klippel macht der sich schon bemerkbar. „Hier geht es sehr kollegial zu, als Trainee bekommt man viel Unterstützung bei der individuellen Entwicklung, Feedback-Gespräche nach jedem Einsatz.“ In welchem Bereich er landen wird, ist noch nicht sicher. Aber auch da wird er nur drei bis fünf Jahre bleiben. „Rotation im Unternehmen ist sehr erwünscht“, so Schürholz. moc

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Mock

    Redakteur und Reporter VDI nachrichten. Fachthemen: Wissenschafts- und Technologiepolitik, Raumfahrt, Reportagen.

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