Der aufgepumpte ISS-Anbau Beam macht sich gut
Der erste aufblasbare und für Menschen geeigneten Wohnraum im Weltall, das Beam-Modul, hat sich bewährt. Seit fünf Monaten ist es an der ISS angedockt. Erstes Zwischenfazit: In dem Modul ist es trocken und warm, die Hülle isoliert besser als gedacht.
Wie kann man Raumfahrzeuge leichter bauen, um damit Treibstoff zu sparen und den Umfang der Fracht erhöhen zu können? Diese Frage, die im Übrigen natürlich auch für die Luftfahrt gilt, treibt die Raumfahrtingenieure bei der Entwicklung von leichten und stabilen Materialien und Bauweisen voran. Seit fünf Monaten läuft auf der Internationalen Raumstation (ISS) ein Experiment, das in der Zukunft neue und bedeutende Möglichkeiten eröffnen könnte.
Im zweiten Anlauf klappte die Entfaltung von Beam
Zum ersten Mal gibt es dort eine Art Anbau, der zusammengefaltet angeliefert, angedockt und dann aufgeblasen wurde. Beam, die Kurzform für Bigelow Expandable Activity Module, ist der Versuch, auf möglichst einfache Weise weiteren Lebens- und Arbeitsraum im All zu schaffen. Entwickelt wurde das Modul in einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen der Nasa und Bigelow Aerospace und Anfang April dieses Jahres zur ISS gebracht.
Der Beginn der eigentlichen Mission Ende Mai, als Beam zu seiner vollen Größe entfaltet werden sollte, war erstmal nicht besonders vielversprechend. Die Falten des Moduls, das seit einem Jahr zusammengelegt gelagert worden war, wollten sich nicht komplett öffnen. Im zweiten Anlauf wenige Tage später gelang die volle Entfaltung.
Und als während einer Beobachtungswoche sichergestellt war, dass Beam keine Lecks hat, „betrat“ Astronaut Jeff Williams am 6. Juni 2016 zum ersten Mal das Innere des neuen Anbaus.
Sensoren sammeln Daten im Innern der Hülle
Seither sind sowohl Williams als auch Astronautin Kate Rubins regelmäßig im Beam, das am Verbindungsmodul Tranquility angedockt wurde und mit der ISS im erdnahen Orbit seine Runden dreht. Jetzt dreht sich alles um die Daten der verschiedenen Sensoren, die im Beam verteilt sind und sowohl von den Astronauten, als auch von der Bodencrew im Johnson Space Center in Houston überwacht und ausgewertet werden.
Beschleunigungsmesser hatten bereits bei der Entfaltung des Moduls die strukturelle Dynamik aufgezeichnet. Nun zeichnen Sensoren die Temperatur auf und geben damit Hinweise darauf, wie stark die Isolierung des Materials ist. Dosimeter messen, wie viel Strahlung aus dem All die Hülle durchdringt, und ein spezielles System von Sensoren spürt eventuelle Einschläge von Weltraumschrott an der Außenhülle auf.
Strahlendosis nicht höher als in anderen ISS-Modulen
Erfreulich und ein wenig überraschend für die Ingenieure war der Befund, dass es im Innern von Beam zunächst wärmer war als erwartet. Das ist gut, denn Beam selbst hat keine besondere Wärmeisolation und ist auf den Luftaustausch mit der ISS angewiesen. „Wenn es kälter als erwartet gewesen wäre, hätte sich das Risiko einer Kondensation erhöht“, sagt Steve Munday, der Beam-Manager in Houston. „Wir waren sehr froh, als Jeff die Klappe öffnete und drinnen war alles knochentrocken. Beam ist das erste Modul seiner Art und wir lernen deshalb ständig dazu.“
Während weiterer Besuche im Beam mussten die Astronauten unter anderem Instrumente, die sich gelockert hatten, befestigen, Batterien austauschen, Proben entnehmen und Stabilitätstest durchführen. Einschläge von außen hat es bisher keine gegeben. Und wie sich zeigte, ist auch die Dosis galaktischer Strahlen nicht höher als in anderen Modulen der ISS. Beam wird nun noch gut anderthalb Jahre die ISS begleiten und weitere Erkenntnisse über neue Wohnformen im All liefern.
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