Weltraumtourismus 21.03.2024, 19:33 Uhr

Mit dem Ballon sanft ins All und jeder darf mit

Ein spanisches Unternehmen plant, noch in diesem Jahrzehnt Flüge in den Weltraum für die breite Öffentlichkeit anzubieten. Für 164.000 Dollar soll es mit einem Heliumballon in 35 Kilometer Höhe gehen.

So sieht die Welt aus 35 Kilometern Höhe aus

So sieht die Welt aus 35 Kilometern Höhe aus, aufgenommen beim ersten Test mit dem HALO-Balon.

Foto: HALO Space

Wer träumt nicht davon, die Welt einmal von ganz weit oben zu sehen? Diese Möglichkeit rückt wieder ein Stück näher. Ein spanisches Start-up-Unternehmen will sein „Raumfahrzeug“ in der saudi-arabischen Wüste unter realen Bedingungen testen. Dabei handelt es sich nicht um eine Rakete, sondern um einen Heliumballon, der ohne Beschleunigungs- oder G-Kräfte gemächlich in etwa 35 Kilometer Höhe steigen soll. Das Ganze soll die „Raumfahrer“ rund 164.000 Dollar kosten. Zum Vergleich: Die Weltraumtouristen, die kürzlich zur ISS geflogen sind, haben dafür 50 Millionen Euro bezahlt. Der Flug in die Stratosphäre ist also fast ein Schnäppchen.

Mit dem Prototypen soll es auf 32 km Höhe gehen

Das in Madrid ansässige Unternehmen HALO Space plant den sechsten Testflug mit seiner innovativen Heliumkapsel. Dabei wird der zweite Prototyp des Unternehmens zum Einsatz kommen, der eine Höhe von 32 Kilometern über der Erdoberfläche erreichen soll.

Der Flugversuch wird in Saudi-Arabien stattfinden und könnte, wenn er erfolgreich verläuft, für das aufstrebende Unternehmen einen bedeutenden Fortschritt im Segment des suborbitalen Tourismus bedeuten. Darüber hinaus hat das Unternehmen Pläne für neue Standorte in Saudi-Arabien, den USA, Australien und Spanien angekündigt.

Freigabe der saudi-arabischen Behörden steht noch aus

Der Test soll im Juni dieses Jahres stattfinden. Eine Genehmigung der saudi-arabischen Kommunikations-, Raumfahrt- und Technologiekommission (Communications, Space and Technology Commission, CST), die für die Regulierung der Raumfahrt zuständig ist, steht noch aus.

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„Als technologisch fortschrittlichstes Raumfahrtunternehmen der Branche hat Sicherheit für uns oberste Priorität. Deshalb haben wir jedes System in unserem Flugprogramm gründlich getestet“, sagt Carlos Mira, CEO von HALO Space.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Raumfahrt sicherer, zugänglicher und erschwinglicher zu machen. Dieser Test wird den integrierten Betrieb aller kritischen Systeme gründlich validieren und uns unserem Ziel einen Schritt näher bringen“, fügte er hinzu.

Ab 2026 soll es losgehen

Bei dem Test in Saudi-Arabien will HALO Space das erste Mal alle Technologien, die für einen emissionsfreien Flug erforderlich sind, gleichzeitig testen. Geht alles gut, würde das ein wichtiger Meilenstein bedeuten, und das nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern für die gesamte Raumfahrtindustrie.

Ab 2026 möchte das Unternehmen kommerzielle Flüge zu einem Startpreis ab 164.000 Dollar anbieten. Mit diesem Preis wäre das Unternehmen deutlich günstiger als die Konkurrenz, die ebenfalls orbitale oder suborbitale Flüge anbietet.

Video von Tests mit dem HALO-Balon

10.000 Personen sollen bis 2030 den Overview-Effekt erleben

Noch innerhalb dieses Jahrzehnts sollen 10.000 Personen ins All geschickt werden, damit sie den Overview-Effekt erleben können. Dieses Phänomen tritt auf, wenn man den blauen Halo um die Erdkrümmung sieht. Und man sagt, dass dies eine lebensveränderte Erfahrung ist.

„Die Dunkelheit des Weltraums gegen die blaue Murmel zu sehen, ist fast eine religiöse Erfahrung“, sagt Mira. „Ich habe mit mehreren Astronauten über das Gefühl der tiefen Verwandlung gesprochen, wenn man den Overview-Effekt sieht. Jeder sollte die Chance haben, unsere Heimat aus einer solchen Perspektive zu sehen“, fügte er hinzu.

Mit einem Ballon ganz sanft ins All

Ein Flug mit einem Heliumballon ermöglicht einen sanften Aufstieg ohne starke Beschleunigung oder G-Kräfte und ist daher für fast jedermann ohne besondere Vorbereitung zugänglich. Solche HALO-Flüge dauern typischerweise zwischen vier und sechs Stunden, wobei die Passagiere ein bis zwei Stunden in einer maximalen Höhe von bis zu 35 Kilometern über dem Meeresspiegel verbringen.

In dieser Zeit können die Passagiere durch die im Vergleich zu herkömmlichen Flugzeugen oder Raketen deutlich größeren Fenster einen 360-Grad-Blick auf die Erde genießen, so der Plan von des Unternehmens. Und weil der Flug keine Millionen kostet, können ihn sich viel mehr Menschen leisten. Auch wenn die meisten keine 164.000 Dollar unter der Matratze haben.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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