Deutsche Rakete fliegt mit Kerzenwachs – und landet im Schnee
Kann eine Rakete mit Kerzenwachs fliegen? Ja, sie kann: Bremer Studenten haben erfolgreich eine Rakete mit Paraffin auf dem Weltraumbahnhof Kiruna in Schweden starten lassen. Wie das nach vielen Fehlversuchen geklappt hat und wie hoch die Rakete gekommen ist, lesen Sie hier.
Die Mission stand am vergangenen Wochenende unmittelbar vor dem Scheitern. Dreimal mussten Raumfahrtstudenten und ihr Teamleiter Peter Rickmers vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in Bremen den Start ihrer ungewöhnlichen Rakete abbrechen. Dann war das Geld alle.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Bau und Start der Rakete finanziert hatte, bewilligte kurz entschlossen das Geld für einen weiteren Startversuch. Und der war erfolgreich. Am Samstag, 16. April, hob die Rakete um 11.57 Uhr vom tief verschneiten europäischen Weltraumbahnhof im schwedischen Kiruna ab. Als Treibstoff hatten die Ingenieure flüssiges Paraffin getankt, das eher als Bestandteil von Kerzen bekannt ist. Damit es auch ordentlich brennt und Schub verleiht, war zudem flüssigen Sauerstoff an Bord.
Aus Vorsichtsgründen zu wenig Sauerstoff getankt
Obwohl der Antrieb stolze 8100 PS entwickelte, erreichte die Rakete nur eine Höhe von 1500 m. Geplant waren 4000 m. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir bei diesem Versuch übervorsichtig waren und zu wenig Sauerstoff getankt haben“, sagt Rickmers. Bei der Rückkehr zur Erde meldete das Funkgerät an Bord seine auf GPS-Daten beruhende Position bis zu einer Höhe von 500 m. „Leider haben wir sie nicht gefunden“, bedauert Rickmers. Vermutlich ist sie abgestürzt und liegt jetzt unter einer dicken Schneeschicht.
„Wir waren gerade noch mal mit dem Helikopter draußen, haben auch einige Löcher im Schnee gesehen, die Rakete aber nicht gefunden“, so Rickmers an diesem Montag im Gespräch mit Ingenieur.de. Sie werde wohl erst nach der Schneeschmelze auftauchen. Damit endete das Projekt, zumindest vorläufig.
Das ZEPHYR-Team machte alles selbst
Das gesamte Team war am 3. April samt Rakete nach Kiruna geflogen. Im Gegensatz zu vielen anderen Raketenstarts, bei denen die beteiligten Forscher das Geschehen nur beobachten können, nahmen die Bremer alles selbst in die Hand – vom Entwurf über den Zusammenbau der Rakete und die Betankung bis hin zum langersehnten Auslösen des Startknopfs.
Sogar den Launch-Adapter, der an der Startrampe angebracht werden muss, um diese an die Abmessungen der ZEPHYR-Rakete anzupassen, brachte das Team aus Bremen mit und montierte es eigenhändig. ZEPHYR, das steht für ZARM Experimental Hybrid Rocket. Namen wie Apollo, Saturn und Sputnik waren einfacher zu merken.
STERN-Programm vermittelt Praxiswissen
Der Raketenstart war Teil des STERN-Programms, das das DLR ins Leben gerufen hat, damit Studenten deutscher Universitäten Erfahrungen mit Raketentechnik sammeln können. Natürlich musste es etwas Besonderes sein. In diesem Fall war es das erstmals in einer Rakete eingesetzte Paraffin.
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