Deutsche sind fast startklar für den Flug zum Mond
Gelingt es deutschen und österreichischen Ingenieuren wirklich, zwei Fahrzeuge auf den Mond zu schicken? Die Vorbereitungen der deutschen XPrize-Mission laufen gut: Der Mondrover Audi lunar quattro und das Landemodul Alina sind startklar. Ende 2017 soll’s losgehen.
Die Aufgabe hinter dem Google Lunar XPrize klingt einfach: Ein unbemanntes Fahrzeug soll auf dem Mond landen, 500 m auf der unwegsamen Mondoberfläche zurücklegen und Live-Bilder in guter Qualität zur Erde funken. Doch für private Pioniere sind diese Vorgaben alles andere als leicht umzusetzen. Neben der Manpower muss vorher genügend „Kleingeld“ zusammenkommen, um abheben zu können.
Aus Hobby wurde Fulltime
Den Wettbewerb hat Google vor neun Jahren ausgeschrieben. Offiziell machen weltweit 16 Teams mit – mit mehr oder weniger guten Erfolgsaussichten. Große Hoffnungen, die Aufgabe zu lösen, machen sich die deutschen Part Time Scientists. Die „Teilzeit-Wissenschaftler“ hat der IT-Fachmann Robert Böhme vor acht Jahren gegründet. Inzwischen arbeiten in der Truppe35 Ingenieure aus Deutschland und Österreich zusammen. Part Time Scientist heißen sie zwar immer noch, aber inzwischen arbeiten einige Vollzeit an der Mondmission in dem Berliner Labor.
Auch wenn sich ein Preisgeld von 30 Millionen Dollar, rund 27 Millionen Euro, nach viel anhört: Für eine Mondmission reicht das nicht ganz. 35 Millionen Euro will das Team bei Sponsoren und Kunden einsammeln. Zum Glück konnten die Part Time Scientists vor zwei Jahren Volkswagen-Tochter Audi als Hauptsponsor gewinnen.
Der Autobauer unterstützt die Gruppe finanziell und bringt sein Know-how aus Technikfeldern wie Allradantrieb, Leichtbau, Elektromobilität und natürlich autonomes Fahren ein. Zudem kooperieren die Forscher mit zahlreichen Partner und Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, den Technischen Universitäten Wien, Berlin und Hamburg, der Uni Würzburg und Unternehmen wie Altium, Nvidia und SCISYS.
Der Mondrover Audi lunar quattro ist startklar
Fristgerecht Ende 2017 wollen die Deutschen starten. Startklar ist bereits der 35 kg schwere Mondrover namens Audi lunar quattro. Der 65 cm große Roboter besteht weitgehend aus Aluminium und kann sich mit maximal 3,6 km/h über die äußerst holprige Oberfläche des Mondes bewegen. Zwei Kameras am Kopf des Audi lunar quattro sollen 3D-Aufnahmen liefern.
Landemodul soll gleich zwei Rover oben absetzen
Vor einigen Tagen haben die Forscher das Landemodul Alina (Autonomous Landing and Navigation Module) vorgestellt. Alina soll gleich zwei Roboter und mehrere wissenschaftliche Geräte auf dem Mond absetzen. Verschiedene Konfigurationen machen das Landemodul kompatibel mit allen gängigen kommerziellen Start-Lösungen.
Ursprünglich sollte das 330 kg schwere Trägersystem von einer indischen PSLV-Rakete in Richtung Mond gebracht werden. Nun wird es doch eine Falcon-9-Rakete des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX, das selbst 2018 eine Raumkapsel zum Mars bringen will.
Die Trägerrakete Falcon 9 kann bis zu drei Alina-Module ins All tragen. Der Vertrag mit SpaceX für den Flug sei so gut wie unterschrieben, erklärt Böhme gegenüber. Sollte irgendetwas schiefgehen, könne das Team theoretisch auf eine andere Trägerrakete umsteigen: „Alina ist nicht zugeschnitten auf ein bestimmtes Launch Vehicle“, sagte Böhme bei der Vorstellung des Landemoduls in Berlin.
Erstes Ziel: Landestelle der Apollo 17
Nach der Landung auf dem Mond sollen die beiden Rover zuerst die rund 3 km entfernte Landestelle der Apollo-17-Mission ansteuern. Der vorerst letzte Mensch dort war Eugene Cernan. Der Amerikaner hatte 1972 im Taunus-Gebirge die Initialen seiner neunjährigen Tochter in den Mondstaub geschrieben.
Auch eine Reihe wissenschaftlicher Experimente sollen auf dem Mond durchgeführt werden: Im Auftrag der Nasa soll das Pflanzenwachstum erforscht werden. Und die schwedische Universität Umeå interessiert sich für die Vermessung elektrostatischer Eigenschaften des Mondstaubs. Die Part Time Scientists berechnen für den Transport der wissenschaftlichen Geräte auf den Mond Geld. Damit decken sie einen Teil ihrer Kosten.
Doch ganz gleich, ob die Deutschen Erster werden oder beim Lunar XPrize leer ausgehen: Nur wegen des Preisgeldes machen sie ohnehin nicht mit. Denn sie wollen nicht nur einmal zum Mond fliegen. Bis 2030 rechnen sie mit weiteren vier bis fünf privat finanzierten Missionen. Raumfahrtmissionen günstiger zu machen – das ist ihr Ziel.
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