Mit bloßem Auge zu sehen 30.01.2018, 12:30 Uhr

Discokugel von Rocket Lab fliegt um die Welt

Der neuseeländische Raketenpionier Peter Beck hat ein Kunstwerk ins All geschossen, das sich mit bloßem Auge erkennen lässt: eine glitzernde Kugel, die jeden Punkt der Erde überfliegt. Damit macht Luftfahrtingenieur Beck, Chef des Startups Rocket Lab, auf seine Rakete Electron aufmerksam. Deren Start ist billiger als der jeder anderen Rakete.

Rocket-Lab-Chef Peter Beck mit Humanity Star: Der Satellit im Discokugel-Design dreht sich die nächsten neun Monate im All, zwischen 293 und 521 Kilometer von der Erde entfernt. Sein Leuchten ist mit bloßem Auge erkennbar.

Rocket-Lab-Chef Peter Beck mit Humanity Star: Der Satellit im Discokugel-Design dreht sich die nächsten neun Monate im All, zwischen 293 und 521 Kilometer von der Erde entfernt. Sein Leuchten ist mit bloßem Auge erkennbar.

Foto: Rocket Lab

In 30 bis 35 Tagen erscheint über dem Himmel Deutschlands ein vermeintlicher Stern, der alle anderen an Lichtstärke übertrifft. Es ist der „Humanity Star“, ein Satellit, der keine andere Aufgabe hat, als die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen. Es handelt sich um eine Kugel aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK), auf deren Oberfläche 65 Licht reflektierende Paneele befestigt sind. Das Gebilde dreht sich ständig wie eine Discokugel. Auf der Erde werden die Reflektionen als leichtes Flimmern wahrgenommen.

Die Electron ist eine ganz besondere Rakete

Entworfen hat das mittlerweile außerirdische Kunstwerk Peter Beck, Gründer und Chef von Rocket Lab, einem neuseeländischen Unternehmen, das eine ganz besondere Rakete entwickelt hat. Die Electron ist speziell für die Stationierung von Kleinsatelliten entwickelt worden, die meist von wenig kapitalkräftigen Institutionen und Unternehmen gebaut werden. Die kleinsten haben ein Gewicht von einem Kilogramm und sind so groß wie ein Würfel mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern.

Der Humanity Star fällt da mit einem Durchmesser von einem Meter total aus dem Rahmen. Er war an der Spitze der Rakete mit drei weiteren Satelliten ins All geschossen worden. Diese haben durchaus einen praktischen Nutzen. Dove Pioneer, den das kalifornische Unternehmen Planet gebaut hat, dient der Erdbeobachtung, die beiden Lemur-2-Satelliten des Unternehmens Spire aus San Francisco der Wetter- und Schiffsbeobachtung.

Discokugel soll zum Nachdenken anregen

Beck sieht in seiner geodätischen Discokugel einen spirituellen Wert. Er wolle die Menschen mit seinem himmlischen Kunstwerk zum Nachdenken über ihren Platz im Universum bringen und darüber, was in ihrem Leben im Speziellen und für die Menschheit im Allgemeinen wichtig sei. „Die Idee des Projektes ist, dass die Menschen den Stern sehen, aber auch darüber hinaus ins Universum blicken“, sagte Beck gegenüber ArsTechnica. Die Kugel soll neun Monate lang im All ausharren, ehe sie in den Sinkflug geht und verglüht. In dieser Zeit soll sie jeden Punkt der Erde mindestens einmal überfliegen. Auf einer eigens eingerichteten Website ist in Echtzeit zu sehen, wo sich der Satellit gerade befindet.

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Die billigste Rakete der Welt

Starts der 18 Meter hohen Electron kosten knapp fünf Millionen Dollar. Damit ist sie die billigste Rakete der Welt. Das hat Beck mit einigen intelligenten Technologien geschafft. Der Name „Electron“ deute auf eine hin: Der Treibstoff Kerosin und der flüssige Sauerstoff für die Verbrennung werden mit Elektropumpen gefördert. Das spart Gewicht, weil der Wirkungsgrad fast doppelt so hoch ist wie der von bisher genutzten Pumpen. Der neu entwickelte Rutherford-Motor wird größtenteils von 3D-Druckern hergestellt. Die erste Stufe ist mit neun dieser Antriebe ausgestattet, die zweite begnügt sich mit einem.

Unbetankt wiegt die Electron etwa so viel wie ein Kleinwagen. Deshalb kommt sie mit einem Anfangsschub von 162 Kilonewton aus. Zum Vergleich: Ein einziger Booster, der die Ariane-V-Rakete beschleunigt, kommt auf bis zu 6.500 Kilonewton.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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