Drohne unterstützt Prüfingenieure beim Fassadencheck
Den Riss, versteckt hoch über dem Tal unter der Fahrbahndecke, hätte ein Ingenieur nicht so leicht entdeckt. Oktokopter können heute mit hoch auflösenden Kameras an Fassaden entlang fliegen und binnen weniger Stunden Schäden dokumentieren, für die Industriekletterer mehrere Tage brauchen.
Die Leverkusener Autobahnbrücke, die den Rhein zwischen und Köln und Leverkusen überquert, ist für den Schwerlastverkehr gesperrt. Sie ist marode, obwohl sie noch keine 50 Jahre alt ist. Mit einem Inspektions-Oktokopter wären die Schäden vielleicht früher entdeckt worden. Dann hätten Reparaturen gereicht, ein Abriss, wie er jetzt geplant ist, wäre unnötig.
Doch solche Mini-Fluggeräte, die Bauwerksschäden selbst an unzugänglichen Stellen entdecken, gibt es erst seit kurzem. Forscher des Fraunhofer-Instituts für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) in Saarbrücken stellten jetzt eine solche Mini-Drohne vor, die von acht Rotoren angetrieben wird und daher Oktokopter genannt wird.
Drohne fliegt dank Sensoren auch bei Wind stabil
Die Drohne trägt eine hochauflösende Digitalkamera, die Schäden dokumentiert. Sensoren erfassen Windböen, sodass die Rotoren gegensteuern können und die Fluglage stabil bleibt. Denn mit verwackelten Bildern kann kein Prüfingenieur etwas anfangen. Weitere Sensoren verhindern eine Kollision mit dem Bauwerk.
Der ferngesteuerte Oktokopter erfasst beispielsweise die gesamte Fassade eines Hauses, die schadhaft zu sein scheint, weil Rostflecken schon mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Sie lassen vermuten, dass der Bewehrungsstahl im Beton korrodiert ist. Details liefert die fliegende Kamera. Während eines fünfzehnminütigen Fluges schießt sie 1200 Bilder, die per Computer zu einer Gesamtaufnahme zusammengesetzt werden.
Drohne braucht vier Stunden für sonst tagelangen Fassadencheck
Um unzugängliche Stellen zu erreichen, muss heute noch hoher Aufwand betrieben werden. Da müssen oft Industriekletterer oder Hubschrauber ran. Oder es wird ein Kran errichtet, um Prüfer zu den Schadensstellen zu hieven. Das ist teuer und zeitaufwendig. „Für eine 20 mal 80 Meter große Fassade benötigt ein Prüfingenieur etwa zwei bis drei Tage. Unser Oktokopter braucht dafür drei bis vier Stunden“, sagt Christian Eschmann vom IZFP, dessen Team die Inspektionsdrohne entwickelt hat.
Weil der Aufwand so gering ist, lassen sich die Intervalle zwischen zwei Prüfungen verkürzen, sodass die Chancen steigen, Schäden frühzeitig erkennen und beheben zu können. Die Drohne lässt sich auch mit einer Infrarotkamera bestücken, um Schäden der Wärmeisolierung zu finden.
Bisher muss der Oktokopter noch von Hand gesteuert werden. Ein Navigationssystem ist bereits in Arbeit, mit dem er selbstständig fliegen können soll.
Ein Beitrag von: