Größter Asteroid seit Jahren entdeckt – wie gefährlich ist er?
Mit Hilfe einer der leistungsstärksten Kameras der Welt entdeckten Astronomen jetzt einen der größten Asteroiden der vergangenen Jahre. Er ist über einen Kilometer breit und kann eventuell irgendwann einmal eine Gefahr für die Erde werden. Wegen seiner Größe gilt er als echter Planetenkiller.
Er gilt als das größte Objekt, das in den vergangenen acht Jahren entdeckt wurde und eine Gefahr für die Erde darstellen könnte: Der Asteroid mit dem Namen 2022 AP7 versteckte sich bislang im grellen Licht der Sonne. Nun ist es Astronomen in Chile gelungen, den etwa 1,5 Kilometer breiten Himmelskörper zu identifizieren. Sollte er einmal auf die Erde treffen, hätte das verheerende Auswirkungen auf das Leben, wie wir es kennen.
Warum sind manche Asteroiden so schwer zu erkennen?
Die bekanntesten Weltraumteleskope James-Web und Hubble haben die Sonne im Rücken, da sie empfindlich auf Wärme reagieren. Agiert ein Asteroid im Bereich der Sonne, werden sie von diesen Teleskopen niemals erfasst. Anders das Blanco-Teleskop am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile. Es ist mit einer Dark-Energy-Camera ausgestattet und ist in der Lage, dorthin zu schauen, wo andere versagen.
Wegen der Leuchtkraft der Sonne kann das Blanco-Teleskop aber auch nur in den wenigen Minuten der Dämmerung tätig werden. „Bis heute wurden nur etwa 25 Asteroiden entdeckt, deren Umlaufbahnen vollständig innerhalb der Erdumlaufbahn liegen, da es schwierig ist, sie in der Nähe der grellen Sonne zu beobachten“, sagt Scott S. Sheppard, Astronom an der Carnegie Institution for Science in Washington, D.C und Hauptautor des wissenschaftlichen Papiers, in dem die neue Entdeckung beschrieben wird, in einem Statement.
Neben 2022 AP7 noch weitere Asteroiden gesichtet
Das internationale Team an Astronomen haben mit Hilfe der Dark Energy Camera neben dem „Planetenkiller“ 2022 AP7 noch zwei weitere erdnahe Asteroiden (NEAs) entdeckt. Sie verstecken sich im inneren Sonnensystem in Regionen innerhalb der Bahnen von Erde und Venus. Diese Region ist besonders schwierig zu erforschen, da die Asteroidenjäger dort mit dem grellen Licht der Sonne konfrontiert sind.
„Bislang haben wir zwei große erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von etwa einem Kilometer gefunden, eine Größe, die wir als Planetenkiller bezeichnen. Es gibt wahrscheinlich nur noch wenige NEAs mit ähnlichen Größen zu finden, und diese großen unentdeckten Asteroiden haben wahrscheinlich Bahnen, die sie die meiste Zeit im Inneren der Bahnen von Erde und Venus halten.“Scott S. Sheppard, Astronom an der Carnegie Institution for Science in Washington, D.C
Der 1,5 Kilometer breite 2022 AP7 kreist auf einer Bahn, die ihn eines Tages in die Nähe der Erde bringen könnten. Die beiden anderen Asteroiden mit den Namen 2021 LJ4 und 2021 PH27 verlaufen auf Bahnen, die sicher vollständig innerhalb der Erdbahn bleiben. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft ist der 2021 PH27, ist er doch der Asteroid doch der Sonne am nächsten. Seine Oberfläche wird heiß genug, um Blei zu schmelzen. Zudem hat er die größten Effekte auf die allgemeine Relativitätstheorie.
Die Dark Energy Camera macht es möglich
Die Entdeckung des Planetenkillers und seinen Kollegen war nur mit Hilfe der Dark Energy Camera (DECam) möglich. Das hochmoderne Instrument ist einer der leistungsstärksten CCD-Weitwinkel-Bildgebern, den es derzeit auf der Welt gibt. Mit ihm können Astronomen große Himmelsbereiche mit hoher Empfindlichkeit erfassen. So lassen sich dann auch kleinere Objekte entdecken oder Objekt, die sonst von keinem anderen Teleskop entdeckt werden.
„Unsere DECam-Durchmusterung ist eine der größten und empfindlichsten Suchen, die jemals nach Objekten innerhalb der Erdumlaufbahn und in der Nähe der Venusbahn durchgeführt wurde. Dies ist eine einzigartige Chance zu verstehen, welche Arten von Objekten im inneren Sonnensystem lauern.“ Scott S. Sheppard, Astronom an der Carnegie Institution for Science in Washington, D.C
Das Absuchen des Weltalls nach kleinen Himmelskörpern dient nicht allein dazu, neue Asteroiden zu entdecken, die eine Bedrohung für die Erde darstellen könnten. Es dient auch der Forschung und bildet einen wichtigen Schritt zum Verständnis kleiner Körper in unserem Sonnensystem. So hilft es den Astronomen dabei zu verstehen, wie Asteroiden durch das innere Sonnensystem transportiert werden und wie Gravitationswechselwirkungen und die Hitze der Sonne zu ihrer Fragmentierung beitragen können.
Wie gefährlich sind Asteroiden?
Die genaue Gefahr ist schwierig zu beziffern, denn die genaue Zahl an Gesteinsbrocken, die durch das All schwirren ist nicht bekannt. Bekannt ist hingegen, dass in den vergangenen 100 Jahren zweimal Asteroiden auf der Erde eingeschlagen haben. Beide Male waren die die Brocken nicht besonders groß und trafen dünnbesiedelte Gebiete.
Im Jahr 1908 explodierte ein Asteroid im sibirischen Flusstal der Tunguska und machte 30 Quadratmeter Wald dem Erdboden gleich. Wieder Russland, dieses Mal die Stadt Tscheljabinsk: Im Jahr 2013 schlug im Umland der Stadt ein Asteroid ein, Fensterscheiben zerbarsten, rund 1500 Menschen wurden durch Splitter und Bruchstücke verletzt.
Beide Brocken wurden vor dem Einschlag auf der Erde nicht entdeckt. Die tiefdunklen Himmelskörper heben sich kaum vom schwarzen Weltall ab. Kommen sie dann noch aus Richtung Sonne auf die Erde zugeflogen, sind sie erst spät oder gar nicht zu erkennen. Bei dem jetzt entdeckten Planetenkiller ist das anders. Er ist allerdings auch wesentlich größer als das, was in der jüngsten Vergangenheit auf der Erde eingeschlagen ist.
Was kann man tun, um Einschläge von Asteroiden zu verhindern?
Hier reicht ein Blick in die jüngste Vergangenheit. Die NASA bewies in der DART-Mission, dass sich Asteroiden erfolgreich vom Kurs abbringen lassen. Am 26.9. 2022 ließ die Weltraumbehörde gezielt eine Sonde mit einem erdnahen Asteroiden kollidieren. Rund zwei Wochen später wurde stolz verkündet, dass der Asteroid tatsächlich seine Umlaufbahn geändert habe.
„Diese Mission zeigt, dass die NASA versucht, auf alles vorbereitet zu sein, was das Universum uns entgegenwirft. Die Nasa hat bewiesen, dass wir die Verteidigung des Planeten ernst nehmen“, sagte der Chef der Weltraumbehörde, Bill Nelson. Er nannte den Erfolg der Mission einen „Wendepunkt“ für den Schutz der Menschheit vor dem Einschlag eines Asteroiden.
Mit der Asteroidenabwehr beschäftigen sich NASA und Forschende bereits seit vielen Jahren. So soll ein Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren zum Beispiel dazu geführt haben, dass die Dinosaurier ausstarben. Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurast. Auch nicht der sogenannte Planetenkiller, den die Astronomen jetzt entdeckt haben. Es wurden aber etwa 27.000 Astroiden in der Nähe unsere Planten identifiziert, rund 10.000 von ihnen haben einen Durchmesser von mehr als 140 Metern.
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