Eine defekte Düse war der Grund für einen Umweg rund um die Welt
Es war eine kleine defekte Korrekturdüse, die den drei Astronauten, die eigentlich am Mittwoch an die ISS andocken wollten, einen riesigen Umweg abverlangte. 34-mal mussten die zwei Russen und der Amerikaner zusätzlich um die Erde fliegen, um nach dem gescheiterten Andockversuch nun beim zweiten Mal die richtige Andock-Position zu finden.
Die neue Crew für die Internationale Raumstation ISS startete am Dienstag Abend in der kasachischen Steppe. Laut Plan sollte sie am Mittwoch morgen an der ISS andocken, nach einem nur sechsstündigen Flug. Durch einen technischen Fehler – nämlich durch den Defekt einer Korrekturdüse – kam die Sojus-Raumkapsel jedoch vom richtigen Weg ab – sie schwenkte nicht wie geplant auf die korrekte Flugbahn. Ein kleiner Fehler mit großer Wirkung. Denn nun musste die Kapsel erst mehrfach um die Erde kreisen, um sich in die richtige Position zu bringen, um an die ISS andocken zu können. Statt vier mal umkreiste die Kapsel 34 Mal die Erde. Bis vor rund einem Jahr war das der gewöhnliche Weg von der Erde zur ISS.
Drei Stunden vom Andocken bis zum Aussteigen
Die Sojus-Kapsel mit den russischen Kosmonauten Alexander Skworzow und Oleg Artemjew sowie dem US-Amerikaner Steve Swanson an Bord machte in der Nacht zum Freitag um 00.53 Uhr Mitteleuropäischer Zeit über Brasilien an der ISS fest. Vom Andocken bis zum Öffnen der Luke dauerte es wegen der aufwendigen Sicherheitsprüfung noch einmal knapp drei Stunden. Erst danach öffneten die drei Raumfahrer die Luken und kletterten in die ISS. Dort wurden sie von ihren Kollegen Koichi Wakata aus Japan, Michail Tjurin aus Russland und Rick Mastracchio aus den USA empfangen. Diese werden im Mai auf die Erde zurückkehren und unter anderem durch den deutschen Astronauten Alexander Gerst ersetzt.
Sowohl Roskosmos als auch die US-Raumfahrtbehörde NASA betonten, dass die Besatzung trotz des Fehlers stets in Sicherheit gewesen sei. Auch für den verlängerten Flug seien sie ausreichend mit Sauerstoff und Trinkwasser versorgt gewesen. Die Panne habe keine Auswirkungen auf künftige Missionen.
ISS-Besatzung ist wieder komplett
Mit der Ankunft von Skworzow, Artemjew und Swanson ist die sechsköpfige Besatzung der ISS wieder komplett. Bis Mitte September soll die Mannschaft nun auf der Station arbeiten. In dieser Zeit sind mehr als 40 russische und 170 US-Experimente geplant. Außerdem sind mehrere Außeneinsätze vorgesehen.
Der Weg zur ISS führt alle Astronauten über Russland. Seit dem Ende des amerikanischen Space-Shuttle-Programms sind auch die USA auf die Nutzung der russischen Sojus-Raketen angewiesen. Insgesamt sind 16 Staaten an der ISS beteiligt, die in erster Linie von Russland und den USA finanziert wird. Auch Deutschland beteiligt sich an dem Programm, streitet derzeit allerdings mit Frankreich über die Zukunft der europäischen Raumfahrt.
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