Einmal zum Mars und nie mehr zurück
Die niederländische Stiftung „Mars One“ will ab dem Jahr 2025 den Mars besiedeln. Für die Reise ohne Wiederkehr haben sich mehr als 200.000 Menschen beworben. 660 sind noch in der Auswahl – einer von ihnen ist Denis Newiak aus Potsdam.
Denis Newiak ist 26 Jahre alt. Er studiert Filmwissenschaft, unterrichtet Walzer und Cha-Cha, spielt Klavier, komponiert Musik und geht gerne schwimmen. Wenn er Mitte dreißig ist, will er die Erde für immer verlassen. Weil es, wie er sagt, eine Ehre für ihn wäre.
Eine Ehre, zu den ersten zu gehören, die den Mars besiedeln. Und die dort in einer Siedlung leben, die aussieht wie ein Hüttendorf aus Raumkapseln. Newiak sieht darin nicht bloß ein Abenteuer, das so groß ist, dass man dafür sein gewohntes Leben für immer hinter sich lassen könnte. „Es ist unsere Chance, eine neue Welt zu bauen – frei von all den Fehlern und Problemen, die wir auf der Erde haben. Ich bin bereit für diese Aufgabe”, sagt er.
Lösungen für die großen Probleme auf der Erde
Newiak war halb so alt wie heute, als er seine Leidenschaft für Astrophysik entdeckte. Damals las er Stephen Hawkings Buch „Das Universum in der Nussschale“. Seither gehören wissenschaftliche Diskussionen zu den liebsten Dingen, die er tut. Zwischen Schwimmen und Tanzen und Filme drehen. Einer der Gründe, weshalb er die Reise zum Mars antreten will, hat damit zu tun: „«Mars One» könnte für eine Welle der Begeisterung für Astronomie und die Wissenschaft im Allgemeinen sorgen.“
Grund genug, sich in dieses Abenteuer zu stürzen? Newiak hat noch ein paar mehr. Die Mission könne „Lösungen für zentrale Gegenwartsprobleme wie derzeit kein anderes Projekt“ bringen, meint er. Gegenwartsprobleme wie Umweltzerstörung, Krieg, Diktatur. Die großen Dinge eben. „Durch die Verbindung von naturwissenschaftlichen Experimenten und den aus dem Missionsziel resultierenden soziologischen, medienwissenschaftlichen und kulturhistorischen Fragen könnte das Projekt auch einer ,Versöhnung‘ von Natur- und Geisteswissenschaften helfen“, sagt Newiak.
Stiftung braucht Milliarden-Summen
Die Chance, dass Newiak an den großen Zielen mitarbeiten darf, ist inzwischen gar nicht mehr so klein. Wie mehr als 200.000 andere hat er sich mit einem einminütigen Video beworben und kam in die zweite Runde. Interviews und medizinische Untersuchungen folgten. Jetzt sind noch 660 übrig, und der Potsdamer ist immer noch dabei. Am kommenden Montag (16. Februar) fällt die Entscheidung darüber, wer in die ganz enge Auswahl kommt.
Nebenbei existiert natürlich noch die Frage, ob das Projekt überhaupt zustande kommt. Die niederländische Stiftung, die dahinter steht, meint es jedenfalls absolut ernst. Der Unternehmer Bas Landorp hat sie gegründet und inzwischen viele Unterstützer auch in der Wissenschaft gefunden.
Die größte Hürde: das Geld. Für die erste Mission, die 2024 mit vier Menschen an Bord starten soll, kalkuliert Landorp Kosten von sechs Milliarden US-Dollar. Alle zwei Jahre soll dann ein weiteres Quartett folgen – die Kosten dafür werden auf jeweils vier Milliarden Dollar geschätzt. Die Stiftung setzt dafür vor allem auf private Spenden, Sponsoren, Crowdfunding und Einnahmen aus Medienrechten. Schon in drei Jahren soll die erste unbemannte Mission starten.
„Bedingungslose hingebungsvolle Mitarbeit“
Newiak jedenfalls setzt alle Hoffnungen auf das Projekt. Freunde und Familie, sein ganzes bisheriges Leben auf der Erde zurückzulassen, erscheint ihm dabei nachrangig: „Es geht darum, der Menschheit einen Dienst zu leisten. So viel Pathos kann und muss sich dieses Projekt erlauben. So ist «Mars One» für mich derzeit das einzige Projekt, für das sich eine bedingungslose hingebungsvolle Mitarbeit lohnen würde. Ich bin bereit.“
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