Erste Bilder zur Erde unterwegs: Pluto ist größer als gedacht
Die Mission New Horizons ist ein voller Erfolg: Die klaviergroße Raumsonde flog gestern Mittag in nur 12.500 Kilometer Entfernung an Pluto vorbei. Dabei sammelte die Sonde mit ihren sieben Messinstrumenten viele neue Daten und Bilder. Es zeigt sich: Pluto ist mit 2370 km Durchmesser rund 70 km größer als bislang angenommen.
Gestern um exakt 13:49 Uhr hat die einsame Raumsonde New Horizons das Ziel ihrer neuneinhalb Jahre langen Reise erreicht und streifte in nur 12.500 Kilometer an der Oberfläche des Zwergplaneten Pluto vorbei. Auf ihrer Mission hat die Sonde die unglaubliche Entfernung von fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt. Alice Bowman, Leiterin der Mission New Horizons, bekannte: „Ich bin völlig ausgerastet und war total gestresst, während wir auf das Signal gewartet haben“, sagte sie, als die größte Anspannung von ihr abfiel. „Aber die Sonde ist glücklich, und die Daten sind gesammelt. Für mich ist damit ein Kindheitstraum wahr geworden, das ist unbeschreiblich.“
„Plutos Größe ist seit seiner Entdeckung 1930 ein Streitpunkt“
Bei ihrer Annäherung hat die Sonde den Pluto mithilfe der Teleskop-Kamera LORRI vermessen. Es zeigt sich, dass Pluto mit 2370 km Durchmesser um rund 70 km größer ist als bisher angenommen. So konnte New Horizons einen Streit beenden, der so alt ist wie die Entdeckung Plutos: „Plutos Größe ist seit seiner Entdeckung 1930 ein Streitpunkt. Wir freuen uns, die Frage endlich geklärt zu haben“, sagte der an der Mission beteiligte Wissenschaftler Bill McKonnon von der Washington University St. Louis.
Ganz nah dran an seiner Entdeckung ist Clyde Tombaugh, der Pluto am 18. Februar 1930 entdeckt hatte. Denn an Bord der New Horizons befindet sich ein wenig der Asche des im Jahre 1997 gestorbenen Pluto-Entdeckers.
Nasa-Manager: „Ein Wasserfall an Daten“
Während seines Vorbeiflugs an Pluto hat die Raumsonde eifrig Informationen mit ihren sieben wissenschaftlichen Instrumenten an Bord gesammelt. Neben einem UV-Spektrometer, zwei hochauflösenden Kamerasystemen, zwei Plasma-Instrumenten und einem Staubdetektor befindet sich auch ein Radioexperiment an Bord. Dieses soll die Atmosphäre Plutos sondieren, die Temperatur der Oberfläche messen und die Massen von Pluto und seinem größten Mond Charon bestimmen.
Am heutigen Mittwoch werden in der Nasa-Kontrollstation in Boulder im US-Bundesstaat Colorado die ersten Daten erwartet. „Das wird mehrere Stunden dauern und dürfte sehr interessant werden – ein Wasserfall an Daten“, sagte Nasa-Manager Allen Stern. Die Nasa überträgt sogar, welche Radarantenne weltweit derzeit Signale von New Horizons empfängt.
Die Mission New Horizons kostet 700 Mio. $
Der erfolgreiche Vorbeiflug am Pluto, der nach dem griechischen Gott der Unterwelt benannt ist, gilt als Meilenstein in der Raumfahrt. Nasa-Administrator Charles Bolden sagte dazu ergriffen: „Die Vereinigten Staaten sind die erste Nation, die Pluto erreicht. Bei dieser bemerkenswerten Leistung kann keine andere Nation mithalten.“ Selbst der US-amerikanische Präsident Barack Obama meldete sich über Twitter und lobte den Vorbeiflug als „großen Tag für Entdeckungen und amerikanische Führungsstärke“. Die Mission verschlang 700 Mio. $.
Die Raumsonde wird mit einer Atombatterie angetrieben, weil in solch großer Entfernung zur Sonne nicht genügend Licht für Energie aus Photovoltaik vorhanden ist. Die New Horizons hatte beim Start am 19. Januar 2006 knappe elf Kilogramm Plutonium für den Betrieb der Atombatterie an Bord. Mit dieser Atompower erreichte die Sonde eine Geschwindigkeit von etwa 58.000 km/h. Damit ist die New Horizons das schnellste jemals gebaute Raumschiff der Menschheit. Und pünktlich ist der Flitzer allemal: Seine nächste Annäherung an Pluto war für 13:50 Uhr vorausberechnet worden.
Aktualisiert: 18:49 Uhr
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