Erstes Flugtaxi steigt in Dubais Himmel auf
Weltweit gibt es Unternehmen, die daran arbeiten, Taxis durch Drohnen zu ersetzen. In Dubai durfte eines von ihnen einen ersten Testflug absolvieren.
Es ist kein Science Fiction, sondern Realität – und ein deutsches Unternehmen hat als Entwickler seinen Anteil daran: In Dubai wurde der erste Testflug einer Drohne durchgeführt, die Menschen künftig als unbemanntes Taxi ans Ziel befördern soll.
Der Volocopter stammt aus dem badischen Bruchsal
Entwickelt wurde der Volocopter im deutschen Bruchsal. Das gleichnamige Unternehmen hat mit den Partnern in Dubai bereits einen entsprechenden Vertrag zur Personenbeförderung geschlossen. Bis die ersten Passagiere in Dubai autonom durch die Luft fliegen können, wird aber noch einige Zeit vergehen. Zunächst ist eine fünfjährige Testphase geplant.
Wenn die Sicherheitstests halten, was das badische Unternehmen verspricht, sieht das Projekt einer rosigen Zukunft entgegen. Denn der Nutzen ist groß. Gerade während der Rushhour ist der Verkehr in Dubai wie in vielen Großstädten weltweit schwer zu durchdringen. Wer es eilig hat, hat ein Problem, das mit den fliegenden Taxis gelöst werden soll. Wenn das Projekt nach der Testphase tatsächlich umgesetzt wird, wäre Dubai das erste Land weltweit, das fliegende Taxis einsetzt. Es würde die Fortschrittlichkeit und Moderne des arabischen Landes weiter unterstreichen.
Herausforderung der Flugtaxis: Bisher waren Drohnen unbemannt
Der englische Begriff für Drohnen macht die notwendige Fortentwicklung besser deutlich, dort heißen Drohnen „unmanned aerial vehicle“. Drohnen waren dafür gedacht, ohne Besatzung zu fliegen. So etwa in der Bundeswehr, wo Drohnen seit Jahren Drohnen für Aufklärungsflüge eingesetzt werden. Auf diese Weise müssen Soldaten in Krisengebieten keiner unnötigen Gefährdung ausgesetzt werden und der Bundeswehr ist es trotzdem möglich, wichtige Erkenntnisse zu erlangen. Darüber hinaus gibt es einige vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten auch in der Industrie und im Katastrophenschutz. Die Technik, die in der fliegenden Drohne von Dubai steckt, ist also nicht neu.
Sie ähnelt den Drohnen, die als Technikspielzeug oder zum Fotografieren genutzt werden. Doch der Volocopter wird von 18 Rotoren angetrieben und das so leise, dass er keine Geräuschbelastung in den Städten darstellt. Möglich macht das eine akustische Anordnung der Rotoren in einem sehr engen Frequenzband, die der Mensch nicht als zusätzliche Geräuschkulisse wahrnimmt. Der Hersteller versichert, dass ein herkömmlicher Helikopter durch seine zwei Rotoren und die Turbine lauter ist als das potenzielle Flugtaxi von Dubai.
Ein Flugtaxi, das die Passagiere selbst steuern
Das Fliegen des Taxis soll so einfach sein, dass es von den Passagieren selbst gesteuert werden soll. Dafür geben sie zunächst ihr Ziel über das Display im Volocopter ein oder nutzen ihr Smartphone. Gesteuert wird schließlich per Joystick. Die Drohne fliegt selbstständig los und navigiert sich mittels GPS-Daten durch die Stadt. Für die Stabilität des Flugobjekts, die Höhensteuerung und die Balance sorgen über 100 Mikroprozessoren und modernste Assistenzsysteme.
Ziel ist jeweils der Port, der in unmittelbarer Nähe des angestrebten Zielortes liegt. Die Passagiere kommen innerhalb weniger Minuten dort an und haben nicht nur Zeit gespart, sondern auch einen leisen Flug mit grandioser Aussicht erlebt. Im Bedarfsfall kann der Volocopter auch autonom fliegen oder – in Gebieten, wo kein autonomer Flug vorgesehen ist oder die Passagiere die Steuerung unterbrechen – kann die Passagierdrohne ihre Position selbstständig halten.
In der Drohne sind neun Batterien integriert, die 18 Elektromotoren antreiben und den Multicopter so für kurze Strecken sicher in der Luft halten. Für Langstrecken allerdings ist die Technik nicht geeignet. Doch das ist auch nicht das Ziel der Entwickler. Die Passagiere sollen innerhalb der Stadt schnell von A nach B kommen. Die kurzen Flugzeiten seien ideal für Geschäftsleute, die schnell zu einem Termin und sich so nicht durch den Stau quälen müssen, so die Projektbeteiligten. Vermutlich wird die Taxidrohne aber auch viele Besucher begeistern, die ohne konkreten Terminstress einen Flug mit dem neuen Verkehrsmittel erleben möchten. Immerhin nehmen die Passagiere auf bequemen Sitzen Platz und die Rundum-Verglasung bietet einen einzigartigen Blick auf die Stadt.
Dubai putzt sich für die fliegenden Taxis raus
Um das System massentauglich zu machen, plant Dubai eine eigene Infrastruktur für die Volocopter. Es sollen Ports gebaut werden, die ähnlich der Haltestellen von Bus und Bahn funktionieren werden. Der Volocopter kennt alle Ports, die er ansteuern kann, und sucht nach der Eingabe des Ziels den nächstgelegenen aus. Für derartige An- und Abflugstellen können die Dächer von Parkhäusern oder Einkaufszentren genutzt werden. Die Nachladung der Batterie wird ebenfalls an diesen Ports erfolgen.
Wenn es nach dem Volocopter-Mitbegründer Alexander Zosel geht, soll der Volocopter auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Erste Testflüge soll es bereits gegeben haben, erklärte Zosel im Interview mit wired.de.
Staus in den Megacitys überfliegen
Nicht nur in Dubai muss das Problem des Dauerstaus irgendwie gelöst werden. Städte wie Peking, Tokio, London oder New York stehen Tag für Tag vor dem Verkehrskollaps, vor allem in der Zeit, in der viele Menschen zur Arbeit fahren oder wieder nach Hause zurückkehren. Nicht nur die Straßen sind voll. Auch Busse und U-Bahnen können den Ansturm in der Rushhour in vielen Teilen nicht mehr bewältigen. Das Problem kann nur mit neuen Möglichkeiten des Transports gelöst werden.
Mit der neuen Taxidrohne kann nicht nur der Stau einfach umgangen werden. Es ist auch ein besonderes Erlebnis, lautlos durch die Lüfte zu schweben. Der lange Traum des Menschen, wie ein Vogel durch die Luft fliegen zu können, wird mit dem Volocopter ein Stück greifbarer.
Und die Bruchsaler Entwickler des Volocopters sind nicht die einzigen, die den Traum des Privatjets für jedermann träumen. Das Münchener Unternehmen Lilium Aviation hat im April ein Elektrotaxi getestet, das ebenfalls elektrisch angetrieben wird, senkrecht startet und bis zu 300 km/h schnell werden soll (wir berichteten). Auf der Paris Air Show präsentierte das britische Konsortium Neva Aerospace den AirQuadOne, der bis zu 30 Minuten in der Luft bleiben können soll und an herkömmlichen Ladestationen für Elektroautos betankt werden könnte. Noch ist dieser Flieger allerdings eine Konzeptstudie, die Zertifizierung des Fluggeräts steht noch aus.
Zwei weitere Unternehmen tummeln sich allerdings noch im Markt: Das Start-up Kitty Hawk Corporation aus Kalifornien hat eine Kreuzung aus Wasserflugzeug und Motorrad entwickelt und damit sogar Google-Gründer Larry Page zum Finanzpaten gemacht. Der allerdings soll parallel dazu an einem eigenen fliegenden Auto basteln lassen, dem Zee.Aero. Und eine Erfolgsstory gibt es noch aus den Niederlanden: Dort soll 2018 das erste Flugauto von Pal-V in Serie gehen. Es dürfte mit einem Preis von 500.000 Euro allerdings nicht für jedermann geeignet sein.
Übrigens: Wissenswertes zu Drohnen, etwa zum Drohnenführerschein oder Flugverbotszonen, finden Sie in unserem Artikel „8 Fahren über Drohnen“.
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