Es gibt noch 1300 Planeten mehr zwischen Himmel und Erde
Die Nasa kann jetzt noch mehr Planeten erkennen als bisher. Dazu nutzt sie die Daten des Weltraumteleskops Kepler und ein neues Verfahren zur statistischen Auswertung. So haben die Nasa-Ingenieure jetzt 1.284 neue Exoplaneten identifiziert. Eine Zahl, die bei Astrophysikern Fantasien beflügelt.
Die Forschungschefin in der Nasa-Zentrale in Washington ist mehr als begeistert. Mit einem Schlag hat sich die Zahl der Himmelskörper, die dank des Weltraumteleskops Kepler als Planeten identifiziert werden konnten, mehr als verdoppelt. Und das, so sagt es Ellen Stofan, „macht uns Hoffnung, dass wir irgendwo da draußen, in der Nähe eines Sterns wie unserer Sonne, eine zweite Erde entdecken können“. Im Sommer vergangenen Jahres erst hatte Kepler eine „zweite Erde“ entdeckt.
Die Hoffnung auf Planeten mit guten Lebensbedingungen ähnlich denen auf der Erde kommt daher, dass die Zahl der Planeten, die überhaupt eine Art von Leben ermöglichen könnten, wohl deutlich höher ist als noch vor wenigen Jahren gedacht. Allein Kepler hat bei seinem 2009 gestarteten Flug durchs All schon 4.302 Kandidaten ausgemacht. 984 davon hatten die Forscher bereits das Label „Planet“ verpasst.
Der Nachweis dafür war aber kompliziert. Jetzt ist die Sache durch eine neue statistische Methode viel einfacher geworden.
Forscher messen die Verdunklung
Dazu muss man wissen: Ein Planet ist ein Himmelskörper, der auf einer Umlaufbahn um eine Sonne kreist und der ein Minimum an Masse hat, die ihn weitgehend kugelförmig erscheinen lässt. Auf seiner Umlaufbahn muss er das dominierende Objekt sein. Himmelskörper, die statt des Zentralgestirns eines Sonnensystems einen anderen Stern umkreisen, aber ansonsten diese Bedingungen erfüllen, nennt man extrasolare oder kurz Exo-Planeten. Und genau von dieser Art sind die 1284 neu entdeckten.
Ob es sich bei beobachteten Objekten wirklich um Planeten handelt, wird im wesentlich ermittelt, indem man Lichtveränderungen untersucht. Immer dann, wenn Planeten vom Teleskop aus gesehen vor dem Stern entlanglaufen, wird eine Verdunklung registriert. Die ist aber noch kein eindeutiger Beweis für die Existenz eines Planeten, weil auch andere Ursachen dieses Phänomen auslösen können.
„Sind wir allein im Universum?“
Das neue Verfahren, entwickelt von Timothy Morton an der Universität Princeton, nutzt nun aber Erfahrungswerte auch aus früheren Kepler-Erkenntnissen, um die Daten schneller zuverlässig interpretieren zu können. Sicher genug jedenfalls, um die Wahrscheinlichkeit der Klassifikation auf über 99 Prozent zu steigern – und das ist die Grenze, die Astronomen ziehen, bevor sie sagen: Ja, das ist ein Planet.
Für den Chef der Astrophysik-Abteilung der Nasa, Paul Hertz, hat das Weltraumteleskop Kepler in seinen sieben Lebensjahren schon äußerst wertvolle Erkenntnisse gebracht: „Bevor das Teleskop startete, wussten wir nicht, ob Exoplaneten selten oder häufig in unserer Galaxie vorkommen. Jetzt wissen wir, dass dort mehr Planeten als Sterne sein könnten.“ Und das, sagt Hertz, bringe die Forschung viel näher an die Antwort auf die Frage: „Sind wir allein im Universum?“
Jetzt 21 Exoplaneten, auf denen es Wasser geben könnte
„Kepler“ ist die erste Nasa-Mission, die direkt darauf abzielt, potenziell bewohnbare Planeten zu finden. Unter den knapp 1300 neu entdeckten sind etwa 550, deren felsige Oberflächenstruktur der der Erde ähnelt. Und neun davon sind laut Nasa in der prinzipiell bewohnbaren Zone ihrer Sonne. Soll heißen: Die Temperatur auf der Planetenoberfläche ist so, dass Wasser sich in flüssiger Form dort sammeln könnte. Die entscheidende Voraussetzung für Leben. Der exklusive Klub solcher Exoplaneten ist damit immerhin schon auf 21 gewachsen.
Das sind die größten Teleskope der Welt.
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