ESA: In 10 Jahren spaziert ein Europäer über den Mond
Seitdem vor über 40 Jahren zum letzten Mal ein Mensch den Mond betreten hat, planen etliche Länder neue bemannte Mondmissionen. Der deutsche ESA-Direktor Thomas Reiter kann sich in zehn Jahren einen europäischen Astronauten auf dem Mond vorstellen.
Wenn Thomas Reiter über bemannte Raumfahrt spricht, weiß er, wovon er redet. Mit seinen Flügen 1995 zur russischen Raumstation Mir und 2006 zur Internationalen Raumstation ISS hat der Jetpilot und Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik so viel Erfahrung im All sammeln können wie kein anderer europäischer Astronaut. Heute ist Reiter ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb und hat die nächste Mondlandung unter europäischer Regie fest im Blick. In zehn Jahren soll es soweit sein.
„Mit Menschen haben wir mehr Möglichkeiten als mit Robotern, auf die Bedingungen vor Ort einzugehen“, sagte Reiter auf einer Feier anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der europäischen Raumfahrt in Darmstadt. Ob die Europäer damit den ersten Astronauten, oder vielleicht sogar die erste Astronautin, seit fast 42 Jahren auf den Mond bringen werden, ist allerdings noch nicht gewiss.
Deutschland zahlt jährlich rund 700 Millionen Euro an die ESA
Zwar haben die USA ihre geplanten Mondflüge vorerst wegen Budgeteinsparungen abgesagt, aber es gibt noch andere Länder, die Astronauten zum Mond schicken oder sogar ständig bemannte Mondstationen betreiben wollen. Darunter sind Russland, China, Japan und sogar Malaysia. Auch private Unternehmen wie SpaceX drängen auf den Markt und zeigen, dass Flüge ins All auch kommerziell angeboten werden können.
Was die Ambitionen der ESA für die geplante bemannte Mondmission betrifft, dürfte Deutschland auf jeden Fall ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Denn unter den 20 Mitgliedsstaaten der ESA sind Deutschland und Frankreich die größten Beitragszahler. „Deutschland beteiligt sich mit rund 700 Millionen Euro jährlich an den ESA-Projekten“, sagt Rolf Densing gegenüber Ingenieur.de. Densing ist Programmdirektor im DLR Raumfahrtmanagement und zuständig für die deutsche Beteiligung an den ESA-Programmen.
Gemeinsam könnten die Europäer sehr viel erreichen in der Raumfahrt, meint Densing. „Nur durch den Zusammenschluss europäischer Staaten in der ESA können wir so anspruchsvolle Projekte wie das Meteosat-System oder die Ariane-Rakete stemmen.“ Das komme dann wiederum auch der deutschen Wirtschaft und der Raumfahrtindustrie zugute. „Kein anderes Land in Europa hat mehr Rückfluss für seine Wirtschaft und die Wissenschaft wie Deutschland.“
In Darmstadt steht „Europas Tor zum Weltraum“
In Darmstadt unterhält die ESA das „European Space Operations Centre“ ESOC – „Europas Tor zum Weltraum“. Dieses europäische Raumfahrtkontrollzentrum ist genau genommen sogar noch älter als die ESA, denn die wurde erst 1975 gegründet.
Seit 1964 waren die beiden Vorläuferorganisationen Eldo und Esro aktiv, die für Forschung und den Missionsbetrieb zuständig waren. Drei Jahre später, also 1967, ging die ESOC in Betrieb und ist seither für sämtliche ESA-Satelliten und für das dazu notwendige weltweite Netz an Bodenstationen verantwortlich.
Über 15 Satelliten können von Darmstadt aus routinemäßig und weitere Satelliten in der frühen Startphase kontrolliert werden. Im letzten Jahr beschäftigte das ESOC rund 260 festangestellte Mitarbeiter. Auch das aktuell ambitionierteste ESA-Projekt, die geplante Landung des Minilabors Philae auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko im November wird von Darmstadt aus gesteuert.
Zum 50. Geburtstag der europäischen Zusammenarbeit in der Raumfahrt hat die ESA auf ihrer Webseite ein Spezial eingestellt, das die Meilensteine von 50 Jahren Raumfahrt in Europa beschreibt.
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