Neue Supernova-Studie 14.02.2025, 13:30 Uhr

Explodierende Weiße Zwerge: Kollisionen, Kannibalismus und neue Erkenntnisse

Neue Erkenntnisse zeigen, dass Weiße Zwerge auf vielfältige Weise explodieren. Das verändert unser Verständnis von Supernovae und der Dunklen Energie.

weiße Zwerge

Das Palomar-Teleskop mit 48 Zoll Durchmesser am Palomar-Observatorium in Kalifornien mit einem Bild der Milchstraße im Hintergrund. Die Sterne stellen die Anzahl der in jeder Richtung entdeckten Supernovae dar. Der Einschub zeigt ein Bild einer Galaxie nach (links) und vor (rechts) der Explosion der Supernova.

Foto: Mickael Rigault

Weiße Zwerge sind die kompakten Überreste ausgebrannter Sterne. Normalerweise führen sie ein ruhiges Dasein, doch in manchen Fällen endet ihre Existenz in einer spektakulären Explosion. Neue astronomische Daten zeigen, dass diese Explosionen weit vielfältiger sind als bisher angenommen. Das beeinflusst nicht nur unser Verständnis der Sternenentwicklung, sondern auch die Art und Weise, wie Forschende das Universum vermessen.

Was ist ein Weißer Zwerg?

Ein Weißer Zwerg ist das Endstadium vieler Sterne. Nach dem Verbrauch ihres nuklearen Brennstoffs stoßen Sterne ihre äußeren Schichten ab und hinterlassen einen heißen, dichten Kern. Trotz ihrer geringen Größe – meist nur ein bis zwei Erdradien – besitzen sie eine enorme Masse. Ihre hohe Temperatur lässt sie weiß leuchten, doch ihre geringe Strahlkraft macht sie schwer sichtbar.

Weiße Zwerge bestehen aus sogenannter entarteter Materie. Das bedeutet, dass die Teilchen in ihnen so dicht gepackt sind, dass normale physikalische Gesetze nicht mehr gelten. Damit ein Weißer Zwerg stabil bleibt, darf seine Masse die sogenannte Chandrasekhar-Grenze von etwa 1,44 Sonnenmassen nicht überschreiten. Andernfalls kommt es zur Katastrophe – einer Supernova.

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Neue Erkenntnisse über Supernovae

Supernovae vom Typ Ia – die Explosionen Weißer Zwerge – sind für die Astronomie besonders wichtig. Sie dienen als kosmische Standardkerzen, um Entfernungen im Universum zu messen. Doch aktuelle Forschungen zeigen, dass diese Explosionen vielfältiger sind als bisher gedacht.

Ein internationales Team von Forschenden hat fast 4000 solcher Supernovae mit der Zwicky Transient Facility (ZTF) untersucht. Diese großangelegte Himmelsdurchmusterung ermöglicht es, Explosionen zu entdecken, die Millionen Mal schwächer sind als die dunkelsten Sterne, die mit bloßem Auge sichtbar sind. „Dank der einzigartigen Fähigkeit von ZTF, den Himmel schnell und gründlich zu scannen, war es möglich, neue Sternexplosionen zu entdecken“, erklärt Prof. Kate Maguire vom Trinity College Dublin.

Die überraschende Vielfalt der Explosionen

Die Analyse der Daten offenbarte neue Wege, wie Weiße Zwerge in einer Supernova enden können. Neben der klassischen Vorstellung, dass ein Weißer Zwerg durch Materieaufnahme von einem Begleitstern seine kritische Masse überschreitet, wurden weitere Mechanismen identifiziert:

  • Kollisionen zweier Weißer Zwerge: Wenn zwei dieser kompakten Sterne in einem engen Doppelsternsystem verschmelzen, kann dies eine gewaltige Explosion auslösen. Dabei entstehen spektakuläre, leuchtende Sternenspektakel.
  • Stellarer Kannibalismus: In manchen Doppelsternsystemen entzieht der Weiße Zwerg seinem Begleitstern fortlaufend Materie. Dieser Prozess kann in einem thermonuklearen Ausbruch gipfeln.
  • Sub-Chandrasekhar-Supernovae: Manche Weiße Zwerge explodieren bereits, bevor sie die kritische Masse von 1,44 Sonnenmassen erreichen. Dabei spielen dünne Heliumschichten auf ihrer Oberfläche eine Rolle, die eine Kettenreaktion auslösen.

Die Vielfalt dieser Explosionen könnte bedeuten, dass Supernovae vom Typ Ia nicht so einheitlich sind wie lange angenommen. Das stellt ihre Nutzung zur Vermessung kosmischer Entfernungen infrage.

Auswirkungen auf die Astronomie

Die neuen Erkenntnisse sind nicht nur für die Sternentwicklung wichtig, sondern auch für die Erforschung der Dunklen Energie. Diese mysteriöse Kraft sorgt für die beschleunigte Expansion des Universums. Um sie besser zu verstehen, müssen Supernovae genau standardisiert werden. Doch die große Vielfalt stellt Forschende vor Herausforderungen.

„Die Möglichkeiten, wie Weiße Zwerge explodieren können, sind größer als bisher gedacht“, betont Prof. Maguire. Einige dieser Explosionen sind so schwach, dass sie kaum nachweisbar sind, während andere über Jahre hinweg sichtbar bleiben.

Die Veröffentlichung dieser neuen Erkenntnisse stellt einen Meilenstein in der Astrophysik dar. Sie zeigen, dass unser Verständnis von Sternexplosionen weit komplexer ist, als es lange schien. Weitere Himmelsdurchmusterungen und neue Weltraumteleskope könnten künftig helfen, diese Prozesse noch besser zu entschlüsseln.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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