Pizza auf der ISS 06.12.2017, 12:13 Uhr

Fliegende Untertassen der essbaren Sorte

Die angesagteste Adresse zum Pizzaessen befindet sich zurzeit rund 400 km oberhalb der Erde. Weil der italienische ESA-Astronaut Paolo Nespoli auf der internationalen Raumstation seine geliebte Pizza vermisste, brachte der jüngste Versorgungsflug die Zutaten für eine Pizza-Party im All.

Fliegende Pizzen

Da kommt Freude auf: Die Astronauten der ISS lassen ihre selbst belegten Pizzen vor dem Verzehr eine Ehrenrunde drehen.

Foto: Randy Bresnik/Twitter

Da schweben die Pizzen wie beim Ballett durch die Luft und sechs Astronauten haben offensichtlich eine gute Zeit. So viel fliegende Pizza ist selbst beim Italiener um die Ecke im Hochbetrieb nicht zu sehen wie vor zwei Tagen auf der Internationalen Raumstation. Ein neues Nasa-Video „Pizza im All. Eine kosmische Zusammenarbeit“ zeigt die aktuelle Crew der ISS, wie sie in Vorbereitung auf einen Filmabend mit großem Spaß Pizzateig nach ihren Wünschen belegt, Mätzchen macht in der Schwerelosigkeit und dann herzhaft zubeißt.

Raumfrachter brachte Zutaten für Pizza-Party

Die überraschende Pizza-Party hatten die Astronauten ihrem Kollegen Paolo Nespoli zu verdanken. Der Italiener ist seit Ende Juli auf der ISS stationiert und hatte bei einer Live-Schaltung mit der Bodencrew eher beiläufig erwähnt, dass er das Pizzaessen vermisse. Zwar können Astronauten nicht essen, was sie wollen, aber die Zeiten, in denen sie ihre Nahrung ausschließlich aus Tuben zu sich nehmen müssen, sind glücklicherweise vorbei. So gab es eine schöne Überraschung, als der Raumfrachter Cygnus beim letzten Versorgungsflug auch Pizza-Zutaten zur ISS lieferte.

Nespoli war begeistert und twitterte: „Wenn du wirklich eine Pizza haben willst … reicht es, das nebenbei beim Chef der Raumstation zu erwähnen, während einer Live-Schaltung. Vielen Dank Kirk für diese köstliche Überraschung!“ Beim Belegen ihrer Pizzen mussten die Astronauten vor allem darauf achten, dass Zutaten wie Oliven oder Salamischeiben auf der Tomatensauce liegen bleiben und nicht in der Raumstation umherdriften. Auf den eigentlich obligatorischen geriebenen Käse mussten die Pizzabäcker wohl deshalb verzichten.

Einen Pizzaofen gibt es auf der ISS (noch) nicht

Der Pizzateig – so krümelfrei wie möglich – kam vorgebacken aus dem Koffer, einzeln verpackt in Alufolie. Einen Pizzaofen gibt es auf der Raumstation (noch) nicht, was den Geschmack der rohen Pizza vermutlich doch beeinträchtigte, aber dem Spaß während der Party offensichtlich keinen Abbruch tat.

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Am Ende des Videos hatten alle sechs Crewmitglieder der derzeitigen ISS-Mission 53 – das sind Joe Acaba, Alexander Misurkin, Mark Vande Hei, Sergey Ryanzansky, Paolo Nespoli und Commander Randy Bresnik – ihre Pizzen fertig belegt und ließen sie noch einmal rotieren, bevor zugebissen wurde. Commander Bresnik twitterte: „Fliegende Untertassen der essbaren Sorte. Selbstgemachte Pizza, die IPDS (Intergalaktische Pizza-verschlingende Truppe) sagt 12 Daumen hoch!“

Geschmackliche Vorlieben verändern sich im All

Ob die Pizza den Astronauten auf der Erde genauso gut geschmeckt hätte, wäre eine interessante Frage. Die geschmacklichen Vorlieben verändern sich nämlich im All, vermutlich durch die vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit im Kopf. Dadurch schmeckt alles irgendwie ähnlich und die Astronauten bevorzugen eher stärker gewürzte Nahrung.

Essen ist immer wieder ein, auch psychologisch interessantes, Thema auf der Raumstation. Die Pizza-Aktion war deshalb auch nicht das erste außergewöhnliche Geschmackserlebnis auf der ISS und nicht zum ersten Mal auf italienische Initiative: Vor zweieinhalb Jahren war die ISSpresso, entwickelt vom italienischen Kaffeeexperten Lavazza, zur Raumstation geliefert worden. Um den beim Kaffeebrühen in der Schwerelosigkeit nötigen Druck aufzubauen, hatte Lavazza ein Kapselsystem entwickelt und die 20-Kilo-Maschine darüber hinaus fürs All modifiziert.

Kaffeemaschine für die ISS

Eigens für die ISS hat der Kaffeespezialist Lavazza eine Kaffeemaschine entwickelt. Der Kaffee fließt nach dem Brühen direkt in eine Plastiktüte, aus der er getrunken werden kann.

Quelle: Lavazza

Damals hatte sich die italienische ESA-Astronautin Samantha Christoforetti besonders auf den Kaffee aus der Heimat gefreut. Einen Nachteil aber mussten die Astronauten auch hier, wie bei der ungebackenen Pizza, in Kauf nehmen. Der heiße Kaffee kann in der Raumstation nicht stilecht aus einer Espresso-Tasse, sondern nur aus einem Plastikbeutel getrunken werden.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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