Flugschrauber X3: Schneller als ein TGV
Zwei zusätzliche Rotoren verwandeln einen Hubschrauber zum senkrecht startenden und landenden Flugzeug. Der Flugschrauber X3
Das Wettrennen des Hubschraubers mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV endete damit mit einer Überraschung: Der Hubschrauber blieb Sieger. Der X3, wie ihn seine Entwickler nennen, ist der einzige Hubschrauber der Welt, der einen TGV, der mit Höchstgeschwindigkeit fährt, überholen kann. Er ist, wie die Entwicklungsingenieure von Eurocopter stolz vermelden, der schnellste der Welt.
Flugschrauber nennen sie ihn, weil der senkrecht starten und landen kann, im Horizontalflug aber so schnell ist wie ein Turboprop-Flugzeug. Mit 472 Kilometer pro Stunde stellte der Prototyp vor ein paar Tagen bei einem Testflug über Südfrankreich einen Weltrekord auf. Das schafft er, weil er wie ein ganz normaler Hubschrauber mit einem horizontal drehenden Rotor und einen vertikal drehenden Heckrotor ausgestattet ist. Zusätzlich haben die Ingenieure ihm zwei Propeller verpasst, die an Stummelflügeln befestigt sind. Sie sorgen für hohen Vortrieb beim Horizontalflug.
Schon in den Fünfzigerjahren gab es mit der in England entwickelten Rotodyne einen Hubschrauber mit Zusatzpropellern. Er erreichte bei einem Testflug eine Geschwindigkeit von 307 Kilometer pro Stunde, mehr als Hubschrauber bis heute schaffen. Wegen des hohen Treibstoffverbrauchs und des unbeschreiblichen Lärms bei Start und Landung wurden nur wenige Exemplare gebaut.
Nur 25 Prozent teurer
Eurocopter, eine Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, hat genau diese Probleme in den Griff bekommen und dazu noch die Spitzengeschwindigkeit deutlich erhöht. 20 neue Technologien, auf denen die Verbesserungen beruhen, meldete Eurocopter zum Patent an. Damit gelang es, Vibrationen selbst bei Höchstgeschwindigkeit zu verhindern. Weil die Ingenieure ansonsten weitgehend auf bewährte Technologien zurückgriffen, soll der Preis des Flugschraubers allenfalls 25 Prozent über dem eines Hubschraubers liegen.
Im nächsten Jahrzehnt soll der X3 auf den Markt kommen. Er soll Platz für rund 20 Passagiere haben. Später sollen auch größere Varianten mit 30 bis 40 Plätzen angeboten werden, sagt Eurocopter-Chef Lutz Bertling.
Gedacht ist der flotte Flieger für Rettungseinsätze, Suchflüge aber auch für Geschäftsreisende, die damit gleich vor ihrem Büro landen können. Auch das Militär ist interessiert. Der X3 könnte Truppen ruckzuck zum Einsatzort fliegen.
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