Forscher öffnen 50 Jahre alte Zeitkapsel vom Mond
Seit 1972 war die Bodenprobe vom Mond versiegelt. Eines fernen Tages sollte sie mit fortschrittlicher Technologie erforscht werden – dieser ferne Tag ist jetzt.
Die Zeit ist stehen geblieben in dem Zylinder: Vor 50 Jahren sammelten Astronauten Bodenproben auf dem Mond. Diese wurden in fest verschlossenen zylindrischen Behältern in einem Speziallabor der Nasa aufbewahrt, damit sie eines fernen Tages mit einer fortschrittlicheren Technologie analysiert werden können. Dieser ferne Tag ist jetzt Gegenwart.
Nasa-Forscherinnen und -Forscher haben eine der letzten vakuumversiegelten Mondproben, die während der Apollo-Ära zur Erde gebracht worden waren, geöffnet. Im Dezember 1972 hatten die beiden Astronauten Eugene Cernan und Harrison Schmitt die Proben während der Apollo-17-Mission gesammelt. Dazu führten sie Bohrungen im sogenannten Taurus-Littrow-Tal, das vor etwa 3,8 Milliarden Jahren nach einem Asteroideneinschlag auf dem Mond entstanden war, durch.
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Mond-Probe war 50 Jahre lang vakuumversiegelt
„Wir hatten die Gelegenheit, diese unglaublich wertvolle Probe zu öffnen, die 50 Jahre lang im Vakuum aufbewahrt wurde. Und wir können endlich sehen, welche Schätze darin aufbewahrt werden”, sagte Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen.
Die Probe mit der Nummer 73001 ist die untere Hälfte des Bohrkerns, der mithilfe von zylindrischen Entnahmegeräte gewonnen wurden. Die obere Hälfte (73002) war in einem unversiegelten Behälter zur Erde gebracht und bereits 2019 geöffnet worden.
Das Begutachten der Probe erwies sich als hochkomplexer Prozess. Bevor der Behälter geöffnet wurde, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of Texas in Austin CT-Scans durchgeführt, um hochauflösende 3D-Bilder der Probe im Inneren der Röhre zu erhalten. „Damit haben wir eine dauerhafte Aufzeichnung dessen, wie das Material im Inneren des Kerns aussieht, bevor es herausgeholt wird“, sagte Ryan Zeigler, Experte für Proben der Apollo-Missionen. Dabei stellten die Forscher auch fest, dass das Rohr sehr voll war, was zu „leichten Komplikationen“ bei der ursprünglich geplanten Entnahme der Probe hätte führen können. „Aber wir konnten unsere Pläne mithilfe dieser Scans anpassen“, so Zeigler.
Kraftraubende Arbeit mit Spezialwerkzeug
Im vergangenen Monat arbeitete das Team zunächst daran, das im äußeren Schutzrohr vorhandene Gas einzufangen und schließlich durch Durchbohren des inneren Behälters alle darin verbliebenen Mondgase zu extrahieren. Das wiederum liefert Erkenntnisse zur Gassignatur des Mondes.
Die Probe selbst wird mit Spezialwerkzeugen in winzigen Einzelschritten durchgeführt. Diese Arbeit könne man ein bisschen mit dem Zusammenbau von Möbeln vergleichen, sagte Juliane Gross, die die Proben aus den Apollo-Missionen erforscht. „Wir haben das Schritt für Schritt gemacht und versucht, keines der winzigen Teile zu verlieren“, so Gross.
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Ein kraftraubender Akt, denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können die Probe nicht einfach am Labortisch bearbeiten: Mit schweren Handschuhe müssen sie von außen in einen Behälter greifen, in dem die Mondprobe untergebracht ist. Aber es habe sich gelohnt:
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„Wir sind die ersten Menschen, die diesen Boden zum ersten Mal tatsächlich gesehen haben. Es ist einfach das Beste auf der Welt – wie ein Kind im Süßigkeitenladen, oder?“, so Gross.
Die Analyse der Probe ermöglicht nicht nur neue Erkenntnisse über die Geschichte des Mondes sondern liefert auch wichtige Informationen für die Zukunft der Raumfahrt: Denn nach Jahrzehnten ist der Mond wieder Ziel von bemannten Raumflügen. In nicht allzu weit entferner Zukunft sollen Astronauten im Rahmen der Artemis-Missionen am Südpol des Mondes landen. Dort könnten sich große Ablagerungen von flüchtigen Stoffen wie Wassereis und Kohlendioxid befinden, die bei normalen Temperaturen verdampfen würden. „Diese flüchtigen Stoffe können uns Hinweise darauf geben, woher das Wasser in diesem Teil des Sonnensystems stammt – ob von Kometen, Asteroiden, Sonnenwind oder aus anderen Quellen“, so Lori Glaze, Direktorin der Abteilung für Planetenforschung im Nasa-Hauptquartier. Die Analyse der Proben von damals könne helfen, die künftigen Proben besser zu verstehen, heißt es bei der Nasa.
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