Goce lieferte die Daten für das Erdmodell in Form einer Kartoffel
Der Satellit Goce hat ein extrem genaues Bild des Schwerefeldes der Erde gezeichnet. Vier Jahre lang hat er die Erde umkreist: Mitte Oktober wird er abstürzen, weil der Treibstoff zu Ende geht.
Die Erde ist eine Kugel, sagt man. Doch das ist falsch. Sie ähnelt dieser geometrischen Figur, ist aber an den Polen abgeplattet. Und Gebirge stören das Idealbild. Immerhin: Aus einigen 100 Kilometer Entfernung sieht sie tatsächlich aus wie eine Kugel. Misst man dagegen das Schwerefeld der Erde, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann ähnelt sie eher einer Kartoffel.
Diese merkwürdige Form hat der Satellit Gravity Ocean Circulation Explorer (Goce) in den vergangenen vier Jahren extrem verfeinert und damit einen gewaltigen Beitrag zum besseren Verständnis der Klimaveränderungen geleistet. Die genaue Kenntnis des Schwerefeldes verbessert zudem die Möglichkeiten der Meteorologen, das Wetter vorherzusagen. Auch Erdbebenforscher profitieren von den neuen Erkenntnissen.
Goce umkreist die Erde in einer Höhe von nur 260 Kilometer, das ist weit weniger als üblich. Diese geringe Flughöhe macht es möglich, dass die Instrumente an Bord kleinste Änderungen des Schwerefeldes messen können. Das Problem dabei: Auf dieser Umlaufbahn gibt es noch Reste der Atmosphäre, die Goce ständig abbremsen.
Als Ausgleich verfügt der Satellit über ein Ionentriebwerk als eine Art Hilfsmotor. Als Treibstoff dienst das Edelgas Xenon, das an Bord des Satelliten ionisiert wird: Es wird mit Hilfe von Elektroenergie in einen elektrisch positiv geladenen Atomkern und in Elektronen aufgespalten. Der Kern wird in einem elektrischen Feld beschleunigt und aus dem Triebwerk herausgeschleudert. Der Satellit wird dadurch in die Gegenrichtung bewegt.
Ein paar Dutzend Schrottteile schlagen ein
Rund 40 Kilogramm Edelgas hatte Goce an Bord. Die sind bald aufgebraucht. Im kommenden Monat erwartet die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA), die den Satelliten ins All geschossen hat, dessen Absturz. 1100 Kilogramm taumeln dann Richtung Erde. Der größte Teil davon verglüht, wenn der Satellit die dichteren Zonen der Atmosphäre erreicht. Doch 40 bis 50 Teile mit einem Gesamtgewicht von 250 Kilogramm werden wahrscheinlich die Erdoberfläche erreichten, vermutet die ESA.
Wo sie einschlagen ist offen. Die Weltraumforscher erwarten, dass sie ins Meer stürzen oder in dünn besiedelten Landstrichen einschlagen. „Angesichts der Tatsache, dass zwei Drittel der Erde von Ozeanen bedeckt sind und weite Landgebiete nur sehr dünn besiedelt, ist die Gefahr für Menschen und Gebäude sehr gering“, erklärt die ESA dazu. Pro Jahr fielen rund 40 Tonnen Weltraumschrott auf die Erde. Das Risiko, von einem dieser Fragmente getroffen zu werden, sei geringer als das, von einem Meteoriten erwischt zu werden.
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