Größtes Luftschiff der Welt legt Bruchlandung hin
Schon beim zweiten Testflug mit dem derzeit größten Luftschiff der Welt hat es Probleme gegeben: Der Airlander 10 legte eine richtige Bruchlandung hin. Jetzt gibt es Zweifel an dem Luftschiff, das einmal große Lasten in jede beliebige Ecke der Welt transportieren soll. Erinnerungen an den Cargolifter kommen auf …
Schön ist das Ding ja nicht. Die Briten nennen es ohnehin schon „fliegendes Gesäß“. Nur: Wenn es denn fliegt und zuverlässig landet, dann ist die Optik ja nachrangig. Bisher war der Airlander 10 des britischen Unternehmens HAV bloß einmal geflogen, am 17. August beim ersten echten Test, der aber auch nur gut ein Viertelstündchen dauerte.
Bei dieser Premiere war noch alles glatt gegangen. Eine Woche später blieb das Hybrid-Luftschiff, das ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt worden ist, nun schon für 100 Minuten in der Luft. Bei der Landung allerdings kippte es nach vorn und schlug mit dem Cockpit auf den Boden. Die BBC hat die Bruchlandung im Video festgehalten.
Ursache der Bruchlandung ist noch unklar
Bei dem Hybrid-Luftschiff kann so etwas passieren, weil es im Gegensatz zu klassischen Zeppelinen schwerer als Luft ist und von allein zu Boden sinkt. Weil er aber auch nur etwas schwerer als Luft ist, kann so ein Aufprall wiederum nicht allzu heftig ausfallen. Selbst Schäden an der Hülle – etwa ein paar hundert Einschusslöcher – würden dem Fluggerät nichts ausmachen, verspricht HAV.
Verletzt wurde bei dem Zwischenfall niemand, die Ursache ist noch unklar, teilte HAV per Twitter und auf seiner Webseite mit. Der Hersteller bestreitet Meldungen von einer Kollision mit einem Telefonmast oder ähnlichem. Die Untersuchungen laufen, heißt es.
Private Investoren erhoffen Geschäft
Auch wenn der materielle Schaden gering ist – der Image-Makel könnte schwer wiegen. Denn nachdem das US-Militär 2013 aus dem bislang schon gut 70 Millionen Euro teuren Projekt ausgestiegen war, hängt es nun allein an privaten Investoren. Darunter sind Flugbegeisterte mit dicker Brieftasche wie der Sänger Bruce Dickinson von der Heavy-Metal-Band Iron Maiden, der selbst Pilot ist und vom eigenen Airlander-Flug träumt, aber vor allem Geldgeber, die sich ein Geschäft mit dem Luftschiff versprechen.
Schließlich soll der noch weitaus größere Nachfolger des heute 92 m langen Prototyps irgendwann einmal Lasten bis zu 50 t transportieren können, und das über Strecken von mehr als 3.000 km.
Technik hat sich enorm weiterentwickelt
Große Versprechungen, die jedenfalls in Deutschland fatal an den Cargolifter erinnern – ein mit 260 m Länge noch viel größer bemessenes Lasten-Luftschiff, das Mitte der 90er Jahre nicht nur die Renaissance der Zeppeline und Zeppelin-Artigen einläuten sollte, sondern mit der gigantischen Produktionshalle in Brandenburg auch für die ersehnten „blühenden Landschaften“ im Osten der Republik stand. Das Projekt scheiterte krachend, die Firma ging 2002 in die Insolvenz, und die Werfthalle beherbergt heute einen tropischen Freizeitpark.
Allerdings haben Ingenieure die Technik inzwischen enorm weiterentwickelt. Hybride wie der Airlander kombinieren heute die Vorzüge eines Zeppelins mit denen anderer Fluggeräte, vor allem Tragflächen, die höheres Eigengewicht erlauben.
Der amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin verfolgt ein ähnliches Konzept wie HAV mit dem Airlander und will sein Luftschiff LMH-1 schon 2018 auf den Markt bringen. Bis zu 500 Exemplare will das Unternehmen in den Folgejahren absetzen. Das Hybrid-Luftschiff – eine Mischung aus Flugzeug, Helikopter und Luftschiff – hat eine Nutzlast von 20 t. Und es sieht übrigens ähnlich merkwürdig aus wie der Airlander.
In andere Dimensionen wollen der französische Hersteller Flying Whales und das deutsch-estnische Unternehmen Skeleton Technologies vorstoßen. Mit neuartiger Antriebstechnik soll das Luftschiff „Fliegender Wal“ sogar Lasten von bis zu 60 t transportieren können.
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