Komet wird aktiver 14.08.2015, 13:43 Uhr

Im Vorbeiflug an der Sonne verliert Tschuri an Masse

Gestern früh war Tschuri auf seiner Umlaufbahn mit 186 Millionen km an seinem sonnennächsten Punkt angekommen. Durch die zunehmende Sonnenstrahlung heizt der Komet sich weiter auf und schleudert Gas und Staub ins All. Allein 300 kg Wasserdampf spuckt Tschuri pro Sekunde aus.

Am 29. Juli 2015 nahm die Osiris-Kamera an Bord der Rosetta-Sonde diesen gewaltigen Jet – ein Gasausbruch, bei dem Kometenmaterial ins All geschleudert wird – aus 186 Kilometern Entfernung auf. 

Am 29. Juli 2015 nahm die Osiris-Kamera an Bord der Rosetta-Sonde diesen gewaltigen Jet – ein Gasausbruch, bei dem Kometenmaterial ins All geschleudert wird – aus 186 Kilometern Entfernung auf. 

Foto: ESA/Rosetta/MPS for Osiris Team

Für die Astronomen der deutschen und europäischen Raumfahrtagenturen DLR und ESA markierte der frühe Morgen des 13. August noch einmal einen ganz besonderen Punkt im Leben des Churyumov-Gerasimenko. Um 4.03 Uhr MEZ beobachtete die Sonde Rosetta, die den Kometen seit einem Jahr begleitet, wie dieser sich in seiner Umlaufbahn dem sonnennächsten Punkt näherte. An diesem Punkt, Perihel genannt, hat Tschuri einen Abstand von 186 Millionen km von der Sonne. Jetzt wird es sechseinhalb Jahre bis zum nächsten Perihel dauern.

Jets: Gewaltige Gasausströmungen schießen ins All 

Rund 750 Millionen km ist Tschuri auf seiner Umlaufbahn in Richtung Sonne unterwegs gewesen, seitdem die Sonde Rosetta vor gut einem Jahr beim Kometen ankam und ihn unter Beobachtung genommen hat. Je näher Tschuri der Sonne kam, desto stärker heizte sich der Kern des Kometen auf und die gefrorenen Bestandteile verdampften. Gewaltige Gasausströmungen, die mit hoher Geschwindigkeit als „Jets“ ins All schossen, waren die Folge. Dabei wird auch Staub vom Kometen mitgerissen, was die Osiris-Kamera, die auf Rosetta installiert ist, sehr gut dokumentiert hat.

Das Foto zeigt Tschuri eine Stunde bevor er den sonnennächsten Punkt Perihel erreichte. Die Raumsonde Rosetta befand sich bei der Aufnahme 327 km vom Kometen entfernt.  

Das Foto zeigt Tschuri eine Stunde bevor er den sonnennächsten Punkt Perihel erreichte. Die Raumsonde Rosetta befand sich bei der Aufnahme 327 km vom Kometen entfernt.

Quelle: ESA/Rosetta/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0

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Rosetta habe gemessen, dass der Komet bis zu 300 kg Wasserdampf pro Sekunde spuckt, berichtet die ESA. Vor einem Jahr seien es noch rund 300 g gewesen. Mit den Gasausströmungen verliert Tschuri auch bis zu 1000 kg Staub pro Sekunde, was die Arbeitsbedingungen für Rosetta und seine Instrumente nicht einfacher macht. Die Staubpartikel irritieren die Sternsensoren des Orbiters und verursachen Probleme bei der Navigation. Man sei in den letzten Tagen deshalb gezwungen gewesen, Rosetta weiter weg vom Kometen, zwischen 325 und 340 km, zu steuern, sagt Sylvain Lodiot von der ESA.

Maximale Temperatur auf Tschuri beträgt rund 80 °C

Beim Perihel war Tschuri 186 Millionen km von der Sonne entfernt und befand sich zwischen den Bahnen von Erde und Mars. Im Unterschied zur Erde, die rund 150 Millionen km von der Sonne entfernt ist, hat Tschuri allerdings keine Atmosphäre, so dass es dort deutlich heißer wird als bei uns. Auf rund 80 °C schätzen die DLR-Wissenschaftler die maximale Temperatur auf dem Kometen.

Diese Bilderserie des Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko wurde von Rosetta´s Osiris am 12. August aufgenommen, nur wenige Stunden bevor Tschuri auf seiner Reise durchs All den sonnennächsten Punkt erreichte. 

Diese Bilderserie des Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko wurde von Rosetta´s Osiris am 12. August aufgenommen, nur wenige Stunden bevor Tschuri auf seiner Reise durchs All den sonnennächsten Punkt erreichte.

Quelle: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team

Auch der Lander Philae, der mit seinem Mini-Labor auf der Oberfläche von Tschuri steht, ist bei der Kometenreise natürlich mit von der Partie. Zu warm sei ihm während des Perihels aber nicht geworden, glauben die DLR-Wissenschaftler. Der Lander und seine Instrumente könnten mindestens 50 °C aushalten und Philae stehe auf seinem Landeplatz Abydos schattig und kühl.

Hoffnung auf Kontakt mit Philae

Das nützt allerdings wenig, solange die Kommunikation zwischen Philae und Rosetta, die als Relaisstation zur Erde dient, nicht funktioniert. Der letzte Kontakt zwischen Philae und dem DLR-Kontrollzentrum in Köln war am 9. Juli 2015 zustande gekommen. Nun hofft das DLR-Team, dass es doch noch einmal zu einer Kommunikation kommen könnte. Zwar könnte die große Entfernung zwischen Orbiter und Lander den Funkkontakt erschweren. Andererseits ist die Flugbahn von Rosetta seit dem 11. August wieder günstiger für eine Kontaktaufnahme.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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