Nach vielen Rückschlägen erfolgreich 06.01.2014, 15:30 Uhr

Indische Rakete mit Flüssiggas-Antrieb gestartet

Der indischen Raumfahrt ist es heute gelungen, eine Rakete mit Flüssiggas-Antrieb zu starten. Indien reiht sich damit, nach 20 Jahren Forschung und zahlreichen Rückschlägen, in die Reihe der Raumfahrtnationen ein, die Raketenantriebe mit Flüssiggas erfolgreich einsetzen.

Vom Weltraumbahnhof im südinidischen Sriharikota hat die Trägerrakete GSLV D5 einen Kommunikationssatelliten abgesetzt. Zum ersten Mal ist der indischen Raumfahrtorganisation damit der Raketenstart mit einem in Indien entwickelten Flüssiggas-Antrieb gelungen. 

Vom Weltraumbahnhof im südinidischen Sriharikota hat die Trägerrakete GSLV D5 einen Kommunikationssatelliten abgesetzt. Zum ersten Mal ist der indischen Raumfahrtorganisation damit der Raketenstart mit einem in Indien entwickelten Flüssiggas-Antrieb gelungen. 

Foto: ISRO

Als heute die Rakete für schwere Nutzlasten GSLV D5 („Geosynchronous Satellite Launch Vehicle“) vom Weltraumbahnhof auf der südindischen Insel Sriharikota abhob, waren Jubel und Erleichterung deutlich größer als bei anderen erfolgreichen Lift-Offs. Der Flug der knapp 50 Meter langen Trägerrakete, die den Kommunikationssatelliten GSAT-14 absetzen sollte, dauerte zwar nur 17 Minuten. Für die indische Raumfahrtorganisation ISRO („Indian Space Research Organisation“) aber war es ein ganz besonderer Triumph.

Komplexe Technologie bei extremen Minusgraden

„Heute war der ungezogene Junge endlich folgsam“, kommentierte S Ramakrishnan, der Direktor des Vikram Sarabhai Space Center den denkwürdigen Moment. Mit dem „ungezogenen Jungen“ ist der spezielle Raketenantrieb aus flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff gemeint, den Indien seit rund 20 Jahren im eigenen Land zu entwickeln versucht. Der Raketenantrieb mit Flüssiggas gilt als wesentlich effizienter und antriebsstärker als der mit Festtreibstoffen. Technisch gibt dieser kryogenetisch – vom griechischen Wort für Eis, Frost – genannte Antrieb, aber komplexe Probleme auf. Sauerstoff verflüssigt sich bei Minus 183 Grad Celsius, Wasserstoff bei Minus 253 Grad. Beide Gase müssen in flüssigem Zustand von individuellen Tanks mit Turbopumpen in die Brennkammer gepumpt werden, das korrekte Mischungsverhältnis wird von Regulatoren kontrolliert.

Stellenangebote im Bereich Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt Jobs
Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH-Firmenlogo
Senior Entwicklungsingenieur (m/w/d) Mechanik Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH
Nördlingen Zum Job 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.-Firmenlogo
Ingenieur/in Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaften (w/m/d) Fachlich-Wissenschaftliche Leitung des Teams "Systementwurf und Integration des Antriebssystems" Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Cottbus Zum Job 
Hutchinson Aerospace GmbH-Firmenlogo
Stress Engineer (f/m/d) Hutchinson Aerospace GmbH
Göllnitz Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF-Firmenlogo
Gruppenleiter*in Präzisionssysteme Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF
Diehl Aerospace GmbH-Firmenlogo
Development Engineers (m/f/d) in the areas of Software, Hardware and Systems (full-time and part-time possible) Diehl Aerospace GmbH
Frankfurt / Main, Nürnberg, Rostock, Überlingen am Bodensee Zum Job 
Diehl Aerospace GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Entwicklungsingenieur (m/w/d) Avionik (System) Diehl Aerospace GmbH
Frankfurt / Main, Nürnberg, Rostock, Überlingen am Bodensee Zum Job 
Diehl Aerospace GmbH Werk Nürnberg-Firmenlogo
Engineer (m/w/d) Verification & Validation Diehl Aerospace GmbH Werk Nürnberg
Frankfurt / Main, Nürnberg, Rostock, Überlingen am Bodensee Zum Job 
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle-Firmenlogo
Ingenieurinnen und Ingenieure (w/m/d) (FH-Diplom/Bachelor) für den Bereich Exportkontrolle Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
Eschborn Zum Job 
NORD-MICRO GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Service Ingenieur - Fans (m/w/d) NORD-MICRO GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 

Eigentlich sollte Indien schon seit 1991 im Besitz der entsprechenden kryogenischen Technologie sein. Mit der Sowjetunion war vereinbart worden, dass zusammen mit drei kryogenischen Antrieben ebenfalls das Know-how dazu geliefert werden sollte. Dazu kam es jedoch nicht, denn nach der Auflösung der UDSSR machte Russland 1993 die Zusage für den Transfer der Technologie rückgängig. Die USA hatten Druck ausgeübt, weil sie befürchteten, Delhi würde die Technik zum Antrieb von Waffen verwenden. Stattdessen lieferten die Russen vier weitere kryogenische Antriebe nach Indien. Aber die indische Raumfahrtorganisation gab sich mit der russischen Lieferung der Antriebe nicht zufrieden und Nambi Narayanan, Leiter der kryogenischen Abteilung bei ISRO, brachte mehrere entscheidende Komponenten für den Antrieb aus Russland mit. Als der eigenmächtige Transfer aufflog und Narayanan der Spionage verdächtigt wurde, zögerte sich die Entwicklung des Flüssiggas-Antriebes weiter hinaus.

Seit 2010 missglückte eine Reihe von Startversuchen

Erst 2010 war die indische Raumfahrtorganisation soweit, einen Raketenstart mit kryogenischem Antrieb zu wagen. Am 15. April sollte GSLV D3 mit dem Satelliten GSAT-4 starten, der Antrieb versagte jedoch 800 Millisekunden nach der Zündung. Auch der nächste Startversuch, bei dem eine der russischen Antriebe verwendet wurde, scheiterte. Der letzte Fehlversuch im August 2013, für den erneut ein in Indien hergestellter Antrieb eingesetzt wurde, musste abgebrochen werden, weil ein Leck in einem der Flüssiggas-Tanks entdeckt worden war.

Nun also, nach dem geglückten Raketenstart mit einem in Indien gebauten kryogenischen Antrieb wird der Anspruch des Landes untermauert, zu den großen Raumfahrtnationen zu gehören. Außer Indien verfügen bisher nur die USA, die Europäische Raumfahrtorganisation ESA, China und Japan über die Technologie des Raketenantriebs mit Flüssiggas. Mit Hilfe der neuen Rakete soll laut Medienberichten im Jahr 2016 Indiens zweite Mondmission Chandrayaan-2 gelingen. Der Raketentyp kann zudem schwerere Satelliten ins All bringen als andere Ausführungen.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.