ISS: Historisches Ereignis steht bevor – das müssen Sie jetzt wissen
Am 27. Mai passiert ein historisches Ereignis im All: Die ganze Welt wird dann den Blick zur Raumstation ISS wenden. Alle wichtigen Fragen und Antworten zur ISS, die man jetzt kennen muss.
Dieses Datum sollten Sie sich merken, wenn Sie auch nur ein bisschen an Raumfahrt interessiert sind: Am 27. Mai um 22.32 Uhr (MESZ) werden sich zwei Astronauten auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS machen – von den USA aus.
Was ist das besondere an dem Flug? Warum gilt er als historisch? Und was passiert eigentlich da oben auf der ISS?
Schwarzes Loch mit bloßem Auge sichtbar
Damit Sie beim Weltraum-Smalltalk glänzen, wenn alle über die ISS reden, gibt es hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum ist der kommende Flug zur ISS so besonders?
Es gibt vier Gründe dafür, dass die Welt diesmal noch genauer hinschaut, wenn in wenigen eine bemannte Rakete zur ISS starten wird.
- Erstens: Seit fast einem Jahrzehnt gab es keinen US-Start mehr zur ISS. Seit dem Ende der Spaceshuttle-Ära hatte die US-Raumfahrtbehörde Nasa keinen eigenen Zugang mehr zur Raumstation. Im Juli 2011 war die „Atlantis“ zum letzten Mal vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus geflogen. Die USA muss seitdem Plätze für ihre Astronauten in russischen Sojus-Kapseln kaufen. Russland lässt sich diese Plätze teuer bezahlen und hebt die Preise immer mehr an, was in den USA aus finanziellen und auch geopolitischen Gründen längst für Unmut sorgt. Jetzt feiert die Nasa den Neustart mit reichlich Pathos. US-Vizepräsident Mike Pence sprach gar von einer „neuen Ära amerikanischer Führungsstärke im Weltall“. Die Nasa-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley – beide sind Veteranen der Space-Shuttle-Ära – werden sich auf den Weg zur ISS machen. Weitere Infos dazu finden Sie hier.
- Zweitens: Die Astronauten werden an Bord einer „Crew Dragon“-Kapsel sein, die mit einer „Falcon 9“-Rakete zur ISS gebracht wird – damit übernimmt das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk den Transport. Es ist der erste bemannte Flug von SpaceX zur Raumstation und gewissermaßen auch eine Generalprobe für das Unternehmen. SpaceX plant langfristig öfter bemannte Flüge, bald will das Raumfahrt-Unternehmen auch Touristen den Flug ins All ermöglichen. Und Elon Musk träumt von Flügen zum Mars und einer Menschen-Siedlung auf dem Roten Planeten.
- Drittens: Der historische Start fällt mitten in die Corona-Pandemie. Die Zuschauerzahl in Cape Canaveral ist deshalb stark begrenzt. Die speziellen Hygieneanforderungen in dieser Zeit stellt Nasa und SpaceX noch einmal vor besondere Herausforderungen.
- Derzeit sind die Bedingungen wieder besonders gut, die ISS mit bloßem Auge am Himmel zu sehen. Sprich: Man kann das Ereignis selbst beobachten – nun ja, zumindest kann man sich es vorstellen, wenn die ISS als leuchtender Punkt am Nachthimmel vorbeizieht.
Wann ist die ISS am Himmel zu sehen?
In den Sommermonaten und kurz davor sind die Bedingungen besonders gut, die ISS mit bloßem Auge am Himmel zu sehen. Wenn die Bahn der ISS über uns hinwegführt, wird sie dabei von der unter dem Nordhorizont stehenden Sonne angestrahlt und ist als leuchtendes Objekt am dunklen Nachthimmel sehr gut erkennbar.
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Wenige Minuten dauert es meist, bis die ISS dann aus dem Blickfeld verschwindet. Sie „startet“ immer im Westen, also dort, wo die Sonne untergegangen ist, und zieht dann ihre Bahn in Richtung Osten. Dabei ist sie manchmal eher nah am Horizont, manchmal eher hoch am Himmel zu sehen.
Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum hat eine Liste im Netz veröffentlicht, wo und wann die ISS zu sehen inklusive der Gradzahl, die angibt, ob die Raumstation eher flach oder hoch am Himmel erscheint (ein Wert für eine gute Sichtbarkeit sollte mindestens 30 Grad betragen).
Zum Beispiel ist die ISS in diesen Städten an folgenden Daten zu beobachten:
- Berlin:
- 24. Mai, 23:09 Uhr, 54°
- Düsseldorf:
- 24. Mai, 23:08 Uhr, 85°
- München:
- 24. Mai, 21:34 Uhr, 44°
Es gibt mehrere Live-Karte im Internet, die die aktuelle Position der ISS anzeigen. Zum Beispiel hier.
Seit wann gibt es die ISS?
Schon in den 1960er Jahren gab es in den USA Überlegungen für eine bemannte Raumstation. Nachdem Russland 1971 die erste Raumstation der Welt, die Saljut 1, gestartet hatte, wurden die US-Pläne wieder konkreter. Mit dem Ende des Kalten Krieges begann schließlich eine internationale Zusammenarbeit von 15 Staaten an einer gemeinsamen Raumstation – damit hat die ISS neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung auch einen gewissen symbolpolitischen Wert.
Im November 1998 wurde das allererste Bauteil für die ISS vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan aus ins All gebracht.
Im Juli 2000 startete das russische Wohn- und Servicemodul „Swesda“ zu ISS, die damit jetzt aus drei Komponenten bestand (neben „Swesda“ aus dem Nutzlastmodul „Sarja“ und dem US-Verbindungsmodul „Unity“). Der in Deutschland gebaute zentrale Bordcomputer war das erste Bauteil aus Europa. Wenige Monate später machte sich die erste Langzeitbesatzung auf den Weg zur ISS: Bill Shepherd, Juri Gidsenko und Sergej Krikaljow blieben vier Monate auf der ISS. Ein Jahr später flog Susan Helms zur Raumstation, als erste Frau. Wenig später folgte ihr die Französin Claudie Haigneré.
Im Februar 2002 gab es erste Probleme: Wegen eines Computerproblems konnte die ISS nicht mehr gesteuert werden, sie geriet stundenlang ins Trudeln.
Woher bekommt die ISS Strom?
Ihren gesamten Strom gewinnt die ISS aus Sonnenenergie. Insgesamt 16 große Solarpaneele bilden eine Weltraum-Photovoltaikanlage und liefern die elektrische Energie für die Raumstation.
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Die Paneele sind in acht Module (sogenannte PVM) zusammengefasst. Über Rotationsgelenke werden sie immer auf die Sonne ausgerichtet. Bewegungen der Sonnenpaddel, die sich symmetrisch nicht ausgleichen, – genau genommen die Drehimpulsreaktion der Station – werden nach Detektion durch Gyroskope aufgenommen, ebenso wie der Impuls eines sich innerhalb der ISS abstoßenden Astronauten (und sein Abfangen).
Wie bleibt die ISS in einer stabilen Lage?
Vier riesige Kreiselinstrumente, sogenannte Gyroskope, kontrollieren die Position der ISS. Die Geräte sind rund 400 Kilogramm schwer, die Kreisel drehen sich mit einer Geschwindigkeit von 6.000 Umdrehungen pro Minute und mehr in einem beweglichen Lager, die Lage des Kreisels bleibt dabei stabil. Auf diese Weise stabilisieren die Geräte die Lage der ISS.
Wie groß ist die ISS?
Wenn es um Größenverhältnisse geht, muss oft das Saarland herhalten – oder das Fußballfeld. Beides ist anschaulich und eignet sich so schön wegen der Überschaubarkeit. Der durchschnittliche menschliche Verstand kann damit mehr anfangen, als mit abstrakten Größen wie „Hektar“.
So ist das auch mit der Internationalen Raumstation ISS. Die ist nämlich mit ihren Solarpanels ziemlich genau so groß wie ein Fußballfeld (und entspricht damit 0,0000027784 Saarland, falls Sie das interessiert). Damit ist die ISS das größte Bauwerk der Menschheit außerhalb der Erde.
Wie hoch ist die ISS über der Erde?
Die ISS kreist in einer Höhe von 400 Kilometer über unserem Planeten. Mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Kilometern pro Sekunden.
Wie bleiben die Astronauten fit?
„Use it or lose it“, den Spruch kennt wohl jeder, der sich ein Fitnessstudio mal von innen angeschaut hat. Muskelmasse schwindet, wenn man die jeweiligen Muskeln nicht nutzt. Das gilt auch und besonders im All: Die Körper der Astronauten sind auf der ISS nicht so gefordert wie auf der Erde. Muskel- und Knochenmasse werden abgebaut.
Deshalb müssen die Astronauten täglich stundenlang in einem eigenen Fitnessbereich trainieren. Neben Laufbändern gibt es ein besonderes Gerät: Das sogenannte „ARED“ („Advanced Resistive Exercise Device“) ist eine Art Geschirr mit Gewichten, das beim Laufen die Schwerkraft simuliert.
Was essen die Menschen auf der ISS?
Vielleicht haben Sie jetzt Bilder von Paste aus der Tube im Kopf, die durch die Schwerelosigkeit in die Astronauten-Münder schwebt. Das ist nicht mehr so. Die Astronauten haben Dutzende verschiedene Gerichte zur Auswahl. Das meiste sind gefriergetrocknete Mahlzeiten, die in einem Elektroofen erwärmt werden können. Gefährlich sind Krümel; sie können die Bordelektronik beschädigen, wenn sie unkontrolliert durch den Raum fliegen, weshalb die Astronauten ihr Essen meist direkt aus der Dose löffeln mit Strohhalmen aus Beuteln trinken. 2015 haben Astronauten erstmals sogar Salat aus Eigenanbau gegessen.
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