Luft entweicht aus Raumstation 31.08.2021, 16:00 Uhr

ISS: Wieder Risse in der Hülle – ist die Raumstation noch zu retten?

Schon wieder sind Risse in der Hülle der ISS aufgetaucht, erst vor kurzem hatten die Astronauten mit Druckabfall zu kämpfen. Die Station gerät in einen desolaten Zustand – ein Enddatum der ISS steht bereits zur Debatte,

Die Internationale Raumstation ISS: In 400 Kilometern schwebt sie seit über 20 Jahren über der Erde. Foto: Nasa

Die Internationale Raumstation ISS: In 400 Kilometern schwebt sie seit über 20 Jahren über der Erde.

Foto: Nasa

Es lässt sich nicht verhehlen: Die ISS kommt allmählich in die Jahre. Seit 1998 zieht die Internationale Raumstation ihre Bahnen. In letzter Zeit tauchen immer wieder Schäden an der Station auf – es sind Alterserscheinungen. Jetzt haben die Raumfahrer in einem älteren Modul neue Risse entdeckt. Die Lage gefalle ihm nicht, sagte der Flugdirektor des russischen Teils der ISS, Wladimir Solowjow, gegenüber der russischen Staatsagentur Ria Nowosti. Die Risse seien bei der Vermessung der Station im ältesten Modul „Sarja“ (übersetzt: Morgenröte) gefunden worden.

Die Stellen sind noch nicht aufgebrochen, noch entweicht keine Luft aus der Station. Doch letztlich ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Risse wie diese zu massiven Schäden werden, die letztlich auch das Leben der Astronauten an Bord gefährden. Die Systeme des russischen ISS-Segments seien in hohem Maße verschlissen, so der Experte. Die Hersteller der altersschwachen Teile würden keine Garantie übernehmen, dass sie nicht nach 2025 ausfielen, so Solowjow.

ISS: Situation zeitweise kritisch

Die Raumfahrer auf der ISS haben bereits seit Monaten immer wieder mit Lecks im russischen Modul „Swesda“ (übersetzt: Stern) zu kämpfen. Dort war die Situation zeitweise kritisch, es gab einen Druckabfall. Bereits im August 2020 entwicht Luft aus der ISS, im Herbst desselben Jahres entdeckte die Besatzung dann schließlich einen rund 4,5 Zentimeter langen Riss und dichtete ihn provisorisch ab. Später stellte sich allerdings heraus, dass weiter Luft austrat. Außerdem wurde eine weitere undichte Stelle gefunden. Seit mehr als einer Woche sind die Kosmonauten nun damit beschäftigt, die Lecks endgültig abzudichten.

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Seit 1998 kreist die ISS um die Erde - und liefert immer wieder spektakuläre Bilder, wie hier die Aufnahme eines Hurrikans.

Foto: Nasa

Astronaut Mark Vande Hei beim Spacewalk: Er führt Arbeiten am Roboterarm Canadarm 2 der ISS durch.

Foto: Nasa

Oft erhalten wir Einblicke in den Alltag auf der ISS: Megan McArthur beim Abendessen mit einer Portion Hummus, der sich in der Schwerelosigkeit offenbar recht gut verzehren lässt.

Foto: Nasa

Astronaut Shane Kimbraugh beim Auspacken der Lebensmittellieferungen.

Foto: Nasa

Die ISS besteht aus mehreren Modulen.

Foto: Nasa

Manche der ISS-Module zeigen besonders kritische Alterserscheinungen.

Foto: Nasa

Einige der jetzt neu gefundenen Lecks wurden inzwischen geflickt. Die Suche nach weiteren Rissen, aus denen Luft entwichen kann, dauert an. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte derweil betont, dass keine Gefahr für die Besatzung bestehe.

Verlängerung der Raumstation bis 2028 – wenn es der Zustand zulässt

Die Frage, die sich stellt: Wie lange geht das gut? Derzeit wird darüber beraten, wie lange der gemeinsam mit den USA und anderen Ländern betriebene Außenposten der Menschheit genutzt werden soll. Der Vertrag läuft 2024 aus. Russland erwägt allerdings, die Arbeit auf der Raumstation ISS bis 2028 fortzuführen. Die Entscheidung über eine entsprechende Verlängerung des milliardenschweren Projekts sei „auf höchsten Ebenen“ getroffen worden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des russischen Raumfahrtunternehmens RKK Energija, Juri Gidsenko, noch im März.

ISS: Forschungsproben sollen Gefahr im All bannen

China baut eigene Raumstation – es wäre die einzige beim Ausfall der ISS

Bei der Debatte geht es auch um die handfeste Frage, ob der technische Zustand der Station eine Verlängerung überhaupt noch zulässt. Indes: Ohne das Internationale Projekt gäbe es keine Raumstation mehr im All – jedenfalls vorerst. Tatsächlich ist China bereits dabei, eine eigene Station zu bauen. Das Kerstück der geplanten Raumstation Tiangong (Himmelspalast) ist bereits im All, kürzlich wurden chinesische Astronauten an Bord einer Rakete vom Typ Langer Marsch 5 dorthin gebracht. China war seinerzeit von den Planungen der ISS ausgeschlossen worden, unter anderem wegen Sicherheitsbedenken der USA.

Die chinesische Raumfahrt nimmt Fahrt auf. Im vergangenen Jahr folgte ein Projekt auf das andere. Im Juli brachte eine Rakete vom Typ Langer Marsch 5 Astronauten zur im Bau befindlichen chinesischen Raumstation.

Foto: CNSA

Die chinesischen Trägerraketen befördern auch immer öfter Forschungssatelliten in den Orbit.

Foto: CNSA

Hier startet ein Meerforschungssatellit ins All.

Foto: CNSA

Ende 2020 landete eine Sonde der Chinesen auf dem Mond.

Foto: CNSA

Der Marsrover Zhurong landete erfolgreich auf dem Mars.

Foto: CNSA

Schon in den 1960er Jahren gab es in den USA Überlegungen für eine bemannte Raumstation. Nachdem Russland 1971 die erste Raumstation der Welt, die Saljut 1, gestartet hatte, wurden die US-Pläne wieder konkreter. Mit dem Ende des Kalten Krieges begann schließlich eine internationale Zusammenarbeit von 15 Staaten an einer gemeinsamen Raumstation – damit hat die ISS neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung auch einen gewissen symbolpolitischen Wert.

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Im November 1998 wurde das allererste Bauteil für die ISS vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan aus ins All gebracht. Die ISS kreist in einer Höhe von 400 Kilometer über unserem Planeten. Mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Kilometern pro Sekunden.

Wo ist die ISS zu sehen?

In den Sommermonaten und kurz davor sind die Bedingungen besonders gut, die ISS mit bloßem Auge am Himmel zu sehen. Wenn die Bahn der ISS über uns hinwegführt, wird sie dabei von der unter dem Nordhorizont stehenden Sonne angestrahlt und ist als leuchtendes Objekt am dunklen Nachthimmel sehr gut erkennbar.

(mit dpa)

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Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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