Italienische Forschende entdecken Lavahöhle auf dem Mond
Lange wurde gesucht: Erstmals hat ein Forschungsteam eine Lavahöhle auf dem Mond nachgewiesen. Lavahöhlen könnten als Basis künftiger Mondbewohner dienen.
Seit über fünf Jahrzehnten spekulieren Wissenschaftler über das Vorhandensein von Lavahöhlen auf dem Mond. Diese Spekulationen basierten auf theoretischen Modellen und Analogien zu vulkanischen Strukturen auf der Erde. Nun hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Trient in Italien erstmals eine Lavahöhle im Untergrund des Mondes nachgewiesen. Diese Entdeckung könnte die zukünftige Erforschung und Besiedlung des Mondes maßgeblich beeinflussen.
Das Phänomen der Lavaröhren
Lavaröhren sind faszinierende vulkanische Strukturen, die entstehen, wenn flüssige Lava unter einer bereits erstarrten Oberfläche weiterfließt und schließlich abfließt. Zurück bleibt eine hohle Röhre oder ein Tunnel. Der kanarische Künstler César Manrique hat solche Lavahöhlen zu Wohnhäusern oder auch Konzerthallen umgebaut. Sie lassen sich auf Lanzarote besichtigen.
Insgesamt sind solche unterirdischen Gänge auf der Erde gut dokumentiert. Auf dem Mond wurden bislang noch keine gefunden, auch wenn die Fachwelt stark an sie glaubte. Lorenzo Bruzzone, Professor an der Universität Trient, erklärt: „Diese Höhlen wurden seit über 50 Jahren vermutet, aber es ist das erste Mal, dass wir ihre Existenz nachgewiesen haben.“
So wurde die Höhle entdeckt
Die Entdeckung der Lavahöhle wurde nicht durch direkte Exploration vor Ort, sondern durch die Analyse von Daten der Nasa-Mission Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) gemacht. Bereits im Jahr 2009 entdeckte die LRO erste Hinweise auf solche Strukturen. Mit speziellen Techniken und komplexen Signalverarbeitungsmethoden analysierte das Forscherteam die Daten und fand Radarreflexionen, die auf einen großen unterirdischen Tunnel im Gebiet Mare Tranquillitatis hinweisen.
Im Jahr 2010 nahm das Miniatur-Radiofrequenz-Instrument (Mini-RF) der LRO Daten auf, die eine Grube im Mare Tranquillitatis enthielten. Jahre später wurden diese Daten erneut analysiert und führten zu der Entdeckung eines unterirdischen Höhlengangs, erklärt Bruzzone: „Die Radarreflexionen in der Grube lassen sich am besten durch einen unterirdischen Höhlengang erklären.“
Lavahöhlen als potenzielle Mondbasen
Der Mond bietet eine extrem lebensfeindliche Umgebung. Auf der sonnenbeschienenen Seite können die Temperaturen bis zu 127°C erreichen, während die unbeleuchtete Seite Temperaturen von bis zu -173°C aufweist. Neben diesen extremen Temperaturschwankungen stellt die permanente Strahlung von Sonne und Weltraum eine große Gefahr dar, die etwa 150 Mal stärker ist als auf der Erde.
Lavahöhlen könnten zukünftigen Mondbesuchern jedoch Schutz bieten. Diese natürlichen Strukturen könnten vor der intensiven kosmischen Strahlung, der Sonneneinstrahlung und den Mikrometeoriteneinschlägen schützen. Zudem könnten sie ideale Standorte für den Bau sicherer und nachhaltiger Mondbasen sein. Laut jüngsten Nasa-Studien könnten die Temperaturen in Lavagängen des Mare Tranquillitatis Pit konstant bei rund 17 Grad Celsius liegen – nahezu perfekte Bedingungen für Astronauten.
Mindestens 30 bis 80 Meter lang
Wie gerade geschrieben, könnte die entdeckte Lavahöhle ein potenzielles Refugium für zukünftige Mondastronauten sein. Neue Analysen von Radardaten zeigen, dass der Lavagang mindestens 30 bis 80 Meter lang ist und einen Durchmesser von 45 Metern hat. Diese Dimensionen machen die Höhle zu einem attraktiven Standort für zukünftige Mondstationen.
Die lunaren Lavagänge könnten auch wertvolle Informationen über die geologische Vergangenheit des Mondes liefern. Durch die direkte Erkundung dieser Strukturen könnten Wissenschaftler entscheidende Einblicke in die Entstehung der lunaren Maria gewinnen und Zugang zu Lavaproben unterschiedlichen Alters erhalten. Dies könnte unser Verständnis der Mondgeschichte erheblich erweitern.
Weitere Untersuchungen notwendig
Um das volle Potenzial der entdeckten Lavahöhle zu verstehen, sind laut Forschungsteam weitere Untersuchungen notwendig. Die Kameras und Radarinstrumente von Raumsonden im Mondorbit können meist nur senkrecht oder leicht schräg in die Öffnungen hineinschauen. Neue Analysen von Radardaten des Mini-Radio-Frequency Instruments an Bord der LRO, die die Mondoberfläche in besonders flachem Winkel abtasteten, lieferten zusätzliche Einblicke.
Unter den richtigen Bedingungen kann das von diesem Radar abgestrahlte elektromagnetische Feld in die Öffnungen eindringen und dabei auch unterirdische Gänge in Form messbarer Radarsignale sichtbar machen. Die Anomalien in den Radardaten des Mare Tranquillitatis Pit deuten darauf hin, dass diese Signale von einer Struktur unter der Mondoberfläche stammen, die mit einer Lavahöhle übereinstimmen könnte.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature Astronomy“ veröffentlicht
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