Jadehase findet neues Gestein auf dem Mond
Zwei Jahre nach seiner Landung hat der chinesische Mond-Roboter Yutu (Jadehase) eine Art Basalt auf dem Mond entdeckt. Beteiligte Forscher sehen darin einen Fortschritt bei der Frage, wie der Mond genau entstanden sein könnte.
Im Großen und Ganzen ist die Sache ja klar: Der Mond ist wahrscheinlich entstanden aus der Kollision der Erde mit einem Körper von der Größe des Mars‘. Das geschah vor etwa vier Milliarden Jahren, und etwa 500 Millionen Jahre später sorgten gewaltige Vulkanausbrüche vor allem auf der erdzugewandten Seite für die raue, von Kratern durchsetzte Oberfläche, die wir kennen. Die genaue Zusammensetzung des Mondgesteins wurde in den vergangenen rund 40 Jahren aber nur noch per Fernerkundung durch Orbiter untersucht – echte Proben gab es seit dem Ende der Apollo-Missionen 1972 und des sowjetischen Luna-Programms vier Jahre später nicht mehr.
Roboter galt schon als verloren
Kein Wunder also, dass Geologen, Astronomen und Forscher anderer Disziplinen sich sehr für die Ergebnisse der Chang-e-3-Mission interessieren. Umso mehr, als die Sonde in einer Mondregion landete, deren Ausformung erst eine Milliarde Jahre nach der Entstehung des Trabanten abgeschlossen gewesen ist. Allerdings hatte man sich zuletzt nicht mehr viel davon versprochen. 2013 gelandet, galt der Roboter namens Yutu (Jadehase), schon wenige Wochen später als verloren. Dann meldeten die chinesischen Staatsmedien im Februar 2014 aber, dass Yutu doch noch Signale sende, auch wenn er sich nicht mehr fortbewegen könne.
Und das tut er wohl bis heute. Verschiedene Spektrometer an der Außenseite des Roboters analysieren nicht nur da so genanntes Regolith, also die Schicht aus Gesteinsbrocken, die die Oberfläche bedeckt, sondern auch tiefere Lagen. „Das Regolith ist sehr gemischt und schwer zu interpretieren“, sagt Bradley L. Jolliff von der Washington University of St. Louis, die als einziger ausländischer Partner an der Forschungsarbeit im Zusammenhang mit Chang-e-3 beteiligt ist.
Minerale, die nicht zusammenpassen
Der Vorteil der Region, in der Yutu abgesetzt wurde, ist die hier wohl deutlich dünnere Regolithschicht im Vergleich zum Landeareal der Amerikaner und Sowjets. Planetenforscher Jolliff berichtet nun zusammen mit chinesischen Kollegen von zwei wesentlichen Entdeckungen des Mondroboters. Zum einen habe er eine Art von Basalt, die sich erheblich von denen unterscheide, die Apollo- und Luna-Missionen mitgebracht hatten. Sie enthielten laut Jolliff entweder sehr viel oder sehr wenig Titan, dazwischen gab es nichts. Die neuen Proben, die Yutu vor Ort analysierte, hätten dagegen einen mittleren Titangehalt.
Die zweite und noch wichtigere Erkenntnis sei aber die, dass in dem Gestein gleichermaßen Olivin und Ilmenit vorkamen – zwei Minerale, die wegen ihrer sehr unterschiedlichen Eigenschaften nicht am selben Ort zu erwarten sind. Das sei vielmehr „ein bisschen eigenartig“, schreiben die Forscher in einem Beitrag für Nature Communications. Sie erklären das wissenschaftliche Rätsel mit einer Mischung von Gestein aus verschiedenen Quellen. Und die legt nahe, dass es einschneidende Ereignisse wie etwa große vulkanische Aktivität noch in der jüngeren Geschichte des Mondes gegeben haben könnte. Oder vielleicht müsste.
Weitere Forschungen notwendig
Viel mehr weiß man dazu bislang nicht. Weitere Forschungen aus dem Orbit oder mit Robotern direkt auf dem Mond seien notwendig, heißt es. Aber den Wert der chinesischen Mission betonen die Wissenschaftler natürlich ausdrücklich. Jolliff: „Auf jeden Fall zeigen diese neuen Gesteinsarten, dass der Mond weitaus vielfältiger ist, als es die Studien nach den Apollo- und Luna-Missionen nahelegten.“
Ein Beitrag von: