James Webb Teleskop: Name sorgt für Ärger
Das James Webb Space Telescope ist ein Mega-Projekt der Nasa. Doch zahlreiche Wissenschaftlerinnen und WIssenschaftler sind sauer. Grund ist der Name des Teleskops.
Das James Webb Space Telescope (JWST) ist ein Instrument der Superlative: Das zehn Milliarden Dollar teure JWST-Projekt der Nasa sowie der Esa soll im Herbst an Bord einer Ariane-Trägerrakete starten. Läuft alles nach Plan, stellt das James-Webb-Weltraumteleskop das Hubble-Teleskop in den Schatten: Das seit mehr als drei Jahrzehnten eingesetzte Hubble-Teleskop befindet sich in 500 Kilometern über der Erde. Das James Webb Space Telescope indes wird in einer unglaublichen Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern operieren und unseren Blick auf den Weltraum für immer verändern.
Ein Projekt, das die Nasa – wie so oft – mit viel Pathos feiert. „Webb ist eine beispielhafte Mission, die den Inbegriff von Beharrlichkeit darstellt“, sagte etwa Gregory L. Robinson, Webbs Programmdirektor am Nasa-Hauptquartier in Washington. „Ich bin inspiriert von unserem engagierten Team und unseren globalen Partnerschaften, die dieses unglaubliche Unterfangen möglich gemacht haben. Gemeinsam haben wir technische Hindernisse auf dem Weg sowie Herausforderungen während der Coronavirus-Pandemie gemeistert.“
James Webb Teleskop: Hinweise auf unrühmliche Flecken
Allerdings hat das neue James Webb Teleskop ein Namensproblem. Namensgeber James Webb war zwischen 1961 und 1968 Administrator der Nasa. Seine Amtszeit gilt als maßgeblich für die Bedeutung der Weltraumbehörde: Denn in diesen Jahren entwickelte sich die Nasa von einer eher losen Ansammlung von Forschungszentren zu einer klar strukturierten Organisation. Webb hatte als ehemaliger Beamter im Außenministerium gute Connections nach Washington, was es ihm erleichtert haben dürfte, Gelder für Nasa-Projekte aufzutreiben und letztlich das Apollo-Programm voranzutreiben und die Mondlandung vorzubereiten.
Allerdings gibt es Hinweise auf unrühmliche Flecken in Webbs Karriere. Anfang der 50er Jahre soll Webb während der berüchtigten McCarthy-Ära eine prominente Rolle bei der Verfolgung von Schwulen und Lesben gespielt haben. Hunderte von Mitarbeitern waren damals aus dem Ministerium entlassen worden. In dieser Zeit machte Senator Joseph McCarthy Jagd auf so genannte „Subversive“: Eine Hexenjagd auf Menschen, die nach Überzeugung konservativer und rechter Kreise die Gesellschaft und die Regierung infiltriert hatten, um die USA dem Kommunismus auszuliefern.
Verfolgung von schwulen und lesbischen Bundes-Bediensteten
Dieser „feindlichen Gruppe“ rechneten McCarthy und seine Anhänger auch Schwule und Lesben zu, man war der wirren Überzeugung, es gebe einen „homosexuellen Untergrund“ als Teil einer kommunistischen Verschwörung. Dutzende Bundes-Bedienstete während der Amtszeit von Webb wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen. Auch später, als Webb längst Leiter der Nasa war, setzte sich das fort: 1963 musste ein Nasa-Mitarbeiter seinen Posten räumen – weil er im Verdacht stand, schwul zu sein.
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Bereits vor Jahren, als das neue Teleskop noch in der Planungsphase war, hatten Kritiker darauf hingewiesen, dass die Benennung nach James Webb problematisch sei. Im Mai 2021 wurde gar eine Petition gestartet, in der eine Umbenennung des JWST gefordert wird. Mehr als 1200 Menschen haben diese unterzeichnet, darunter auch zahlreiche Astronominnen und Astronomen.
Nasa: Keine Umbenennung von James Webb
Jetzt hat die Nasa allerdings mitgeteilt, dass es keine Umbenennung geben werde. Die Behörde teilte mit, keine Beweise für die Anschuldigungen gegen den Namensgeber James Webb gefunden zu haben. Wie genau die Untersuchung der Nasa dazu aussah, dazu äußerte sich die Weltraumbehörde allerdings nicht. Zahlreiche Astronominnen und Astronomen werfen der Nasa Intransparenz vor und kritisieren die Entscheidung.
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„Ich bin enttäuscht“, sagte etwa Johanna Teske, die als Astronomin an der Carnegie Institution for Science in Washington DC arbeitet, gegenüber dem US-Magazin „Science“. „Ohne die Faktoren zu kennen, die berücksichtigt wurden, fällt es mir schwer, die Entscheidung, den aktuellen Namen beizubehalten, zu respektieren.“
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