Aufzug für Satelliten 05.09.2018, 13:06 Uhr

Japaner experimentieren auf der ISS mit Weltraum-Aufzug

Das klingt utopisch: Satelliten sollen künftig per Aufzug ins All gebracht werden. Doch jetzt testen japanische Ingenieure im September einen Mini-Weltraumaufzug auf der Internationalen Raumstation ISS. Es ist der erste Praxisschritt für ein gigantisches Projekt: Ein Aufzug, dessen Seil von der Erde aus 96.000 km tief ins Weltall reicht.

Diese Illustration zeigt das Konzept eines Raumaufzugs.

Diese Illustration zeigt das Konzept eines Raumaufzugs.

Foto: Pat Rawling / NASA

Die Vorstellung ist unglaublich: Man schlendert den Strand entlang und erblickt auf dem Meer eine schwimmende Plattform. Von dort ragt ein Seil in die Wolken. Ein Aufzugseil, das bis in die geostationäre Umlaufbahn der Erde in 96.000 km Höhe reicht. Zum Vergleich: Raumfahrer Alexander Gerst befindet sich mit der Internationalen Raumstation ISS in nur 400 km Höhe.

Das japanische Bauunternehmen Obayashi plant den Weltraum-Aufzug. Und das Ganze ist kein Hirngespenst, sondern nimmt Stück für Stück Gestalt an.

Tests vor der Haustür der ISS

Am 11. September bringt Obayashi einen Mini-Aufzug zur Internationalen Raumstation ISS. Er besteht aus zwei sogenannten Cubesats. Das sind Mini-Satelliten in Würfelform, mit einer Kantenlänge von 10 cm, entwickelt von Ingenieuren der Universität Shizuoka.

Die Zwillingssatelliten werden im Außenbereich der ISS schweben, verbunden mit einem zehn Meter langen Stahlseil. Ein kleiner motorbetriebener Container wird dann von einem Ende zum anderen fahren, eine Kamera am Mini-Satelliten die Fahrt aufzeichnen.

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Damit will Obayashi herausfinden, wie sich ein Kabel und ein darauf gleitender Container im All verhalten. Ein erster Mini-Test für das Mammutprojekt.

2050: Aufzugfahrt ins All dauert eine Woche

Zwar sind die Tests auf der ISS nur ein zärtlicher Anfang. Doch Obayashi ist überzeugt: Bis 2050 ist der Raumaufzug fertig. Dann wird es irgendwo im Pazifik in Äquatornähe einen schwimmenden Erdhafen geben, mit einem Durchmesser von 400 m. Von dort hebt das 96.000 km lange Kohlenstoff-Nanoröhrenkabel ab, am Ende ein Gegengewicht von 12,5 t, welches das Kabel durch Fliehkräfte straff hält.

Doch das Kabel ist deutlich länger als der Aufzug fahren wird. Der Endpunkt des Aufzugs ist in einer Höhe von 36.000 km. Die Fahrt dorthin wird etwa eine Woche dauern.

Doch längst nicht alle Probleme sind vom Tisch. Wie schützt man das Seil vor kosmischer Strahlung? Wie stellt man die Energieversorgung sicher? Und wie verhindert man Zusammenstöße mit Weltraumschrott? Allein sind diese Fragen nicht zu beantworten, so Prof. Yoshio Aoki vom Nihon University College, der das Projekt beaufsichtigt. „Es ist wichtig, dass sich Industrie, Bildungseinrichtungen und die Regierung für die technologische Entwicklung zusammenschließen.“

Transportkosten: 200 statt 19.000 Euro

Die Vorteile eines Weltraum-Aufzugs sind groß: Es kostet 200 Euro, ein Kilogramm Gepäck ins All zu transportieren, erklärt Obayashi. Derzeit liegen die Kosten bei Transport mit einer Rakete bei rund 19.000 Euro. Der Weltraum-Lift wäre zudem eine alternative Transportmöglichkeit für Raumfahrer. 30 Passagiere haben in einem Container Platz, der rund 18 m lang ist und einen Durchmesser von sieben Metern hat. Sehr geräumig. Eine Sojus-Kapsel bietet nur drei Passagieren Platz.

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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